Kommentar: Kann Apple den Erfolg von Netflix und Amazon im TV-Streaming wiederholen?
Zugegeben, ich bin schon eine ziemliche
Couch-Potato. Ich sehe gern und viel TV. Fast jeden Abend ein paar Stunden. Die Glotze muss einfach laufen. Aber mein TV-Konsum hat sich in den letzten Jahren massiv verändert.
Früher war mein Fernseh-Verhalten hauptsächlich in zwei Bereiche unterteilt: Spielfilme im TV ansehen, oder auf VHS (später DVD). TV-Serien waren eher Hintergrundberieselung. Dazu kamen andere Sendungen wie Nachrichten, Dokumentationen und gelegentlich Fernseh-Shows. Letztere aber nur selten, da die deutsche TV-Showlandschaft nie so recht meinem Geschmack entsprach. Spielfilme waren meine Hauptnahrung. Ins Kino ging ich dazu vielleicht drei oder vier mal im Jahr.
Innerhalb weniger Jahre hat sich das aus verschiedenen Gründen dramatisch geändert. Zunächst mal dadurch, dass – für meinen Geschmack – immer weniger gute Spielfilme erschienen. Klar gab es Ausnahmen, aber über einen längeren Zeitraum gab es nur wenig, wofür es mich ins Kino gelockt hätte. Filme auszuleihen, egal ob klassisch oder online, hat für mich schon lange seinen Reiz verloren, also warte ich meist ab, bis die Spielfilme mit ein bis mehreren Jahren Verzögerung im Free-TV erschienen.
Ein anderer Grund, warum es mich nicht mehr so sehr nach Spielfilmen gelüstet, ist ein dramatischer Wandel in der Serienlandschaft. Wurden TV-Serien früher immer nur nach Schema-F und mit vergleichsweise kleinem Budget für einen (nur scheinbar) „massentauglichen“ Geschmack produziert, kamen irgendwann Projekte auf, die komplexere Geschichten erzählten und nicht in 25 oder 45 Minuten fertig erzählt sein mussten, sondern die mindestens eine ganze Staffel mit 10 bis über 20 Folgen einen komplexeren Handlungsstrang tragen. – Wie ein Roman. Allerspätestens mit „Breaking Bad“ (ab 2008) war der Damm für hochwertig produzierte und anspruchsvolle TV-Serien gebrochen.
Diesem Beispiel folgten andere hervorragende TV-Serien, die mich in den darauf folgenden Jahren weitaus mehr fesselten, als irgend ein für die große Leinwand produzierter Blockbuster. Fortan gab es
Substanz im Geschichten erzählen fast nur noch in Serienform (von Ausnahmen wie „Interstellar“ abgesehen). Und so hat sich auch das Kino gewandelt und ist heute fast nur noch ein Spielplatz für Tricktechnik- und Action-Overkill im Franchise-Format. Jedes Jahr ein oder zwei Star Wars-Filme, Transformers Teil XXXV, Superhero-Movies vom Fließband, und die Spinoffs davon nicht zu vergessen, sind das, was das Kino noch dürftig am Leben zu erhalten scheint.
Das Problem mit Fernsehserien: Im privaten Free-TV sind die (notwendigen) Werbeunterbrechungen absolute Stimmungs-Killer. Aus dem Grund zeichne ich Serien schon lange auf HDD-Recorder bzw. Festplatte am TV auf, um die Werbung skippen zu können. Das geht aber nur in SD-Qualität. Will man bei Pro7, RTL & Co. HD-Qualität, ist ein spezielles Modul (HD+) erforderlich, dass nicht nur kostenpflichtig ist, sondern zu allem Überfluss auch noch das Überspringen der Werbung unterbindet oder Aufzeichnungen gleich ganz verbietet. Darum nutze ich bis heute kein HD+. Wird TV in SD-Qualität irgendwann ganz abgeschaltet (was vielleicht schon in wenigen Jahren der Fall ist), haben sich die privaten TV-Sender damit – für mich – quasi selbst abgeschafft und es verbleiben nur noch die Öffentlich Rechtlichen, die man in Deutschland zwangsweise „Abonnieren“ muss, sowie ein paar unverschlüsselt ausgestrahlte Sender.
Ein weiteres Manko im seriellen TV: Meist werden nur eine oder zwei Serienfolgen pro Woche ausgestrahlt, wodurch eine fesselnde Story unnötig zerfasert. Für ein Binge-Watching-Erlebnis müsste man eine Serie oder Staffel über Monate hinweg aufzeichnen, mit der ständigen Gefahr, mal eine Folge zu verpassen, weil etwas verschoben wurde oder man die Aufzeichnung verpatzt hat. Zudem kommt es bei den Privaten nicht selten vor, dass eine Serie mangels Quote mitten drin abgesetzt oder auf einen ihrer Reste-Verwertungssender verbannt wird.