Kommentar: Nein, Apple ist nicht untergegangen
Auf zahlreichen großen Nachrichtenseiten lässt sich derzeit in aller Ausführlichkeit nachlesen, welche großen Fehler Apple machte und welche Schritte nun erforderlich sind, um nach dem dramatischen Quartalsergebnis wieder in ruhigeres Fahrwasser zu kommen. Es klingt dabei oft so, als habe das Unternehmen ein desaströses Ergebnis vermelden müssen, das nun zu unmittelbaren finanziellen Problemen führen könnte. Natürlich eine bisweilen lächerliche und weit übertriebene Darstellung der Situation - die allerdings auch zeigt, in welch anderen Sphären sich Apple bewegt und wie stark die Bewertung des Unternehmens mit der beispiellosen Rekordjagd der letzten 13 Jahre zusammenhängt.
Die Perspektive gerade rückenEine Zahl sollte man sich dabei in Erinnerung rufen, um die aktuellen Zahlen aus einer anderen Perspektive zu sehen: 1,5 Milliarden Dollar. So viel erwirtschaftete Apple vor genau 13 Jahren, nämlich im gesamten ersten Jahresquartal 2003. Umsatz wohlgemerkt, nicht Gewinn. Dennoch wurde diese Zahl begrüßt, denn immerhin konnte Apple damit satte 14 Millionen Dollar Gewinn erwirtschaften. Anschließend reihten sich Rekorde an Rekorde. In Quartal 1/2004 waren es 1,9 Milliarden Dollar Quartalsumsatz, 2006 schon 4,3 Milliarden Dollar, 2008 dann 7,5 Milliarden Dollar und 2015 satte 58 Milliarden Dollar.
In der Realität angekommenDass es nun aus verschiedenen Gründen im ersten Quartal 2016 nur 51 Milliarden Dollar waren, sollte keine Panikstimmung bewirken. Weder ist zu erwarten, dass nun dauerhaft jedes Jahresergebnis um 15 bis 20 Prozent einbricht und Apple bald auf die 1,5 Milliarden des Jahres 2003 zurückfällt - noch war dauerhaftes Wachstum mit den atemberaubenden Steigerungsraten der letzten Dekade realistisch. Die mehr als erfolgsverwöhnten Apple-Anleger werden nun immer stärker mit den "Grenzen des Wachstums" konfrontiert, wie es der Club of Rome einst in Worte fasste. Wirklich überraschend kommt das natürlich nicht, denn jedem war klar, dass eine Vervierzigfachung des Umsatzes alle 12 Jahre nicht zu erreichen ist.