Kommentar: Warum Apples HomePod die Konkurrenz blass aussehen lassen und dennoch kein durchschlagender Erfolg wird
Apple baut in den HomePod nicht einfach ein paar Chassis ein, die in verschiedene Richtungen strahlen und damit Rundumklang generieren. Vielmehr kombinieren sie eine Anordnung von 7 Mittelhochtönern im Kreis mit einer automatischen Raumeinmessung plus einen relativ großen und langhubigen Tieftöner, der nach oben abstrahlt. (Tiefe Töne unter etwa 80 Hz sind nur schwer bis gar nicht ortbar, daher braucht es nur einen Basstreiber.)
Nichts davon ist neu Rundum strahlende Lautsprecher gibt es schon ewig und auch eine automatische Raumeinmessung ist im HiFi- und Heimkinobereich nichts Ungewöhnliches. Unter den sogenannten Smart-Speakern bietet beispielsweise Sonos mit „trueplay“ ebenfalls eine Einmessfunktion (siehe
Test Sonos PLAY:5). Apple vereinfacht die Technik im HomePod jedoch noch etwas weiter, da hierfür keine App und kein externes Mikrofon benötigt wird. Im HomePod wird omnidirektionale Schallabstrahlung mit sogenanntem Beamforming kombiniert, was vermutlich ähnlich funktioniert wie in Yamahas
Digital Sound Projector-Technologie. Der HomePod misst sich dank eigener Mikrofone vollkommen selbstständig ein. Auch die initiale Einrichtung ist extrem einfach, indem man einfach kurz sein iPhone neben den Speaker hält.
Nach meiner Einschätzung dürfte der HomePod für seine Klasse (rundum-strahlende All-In-One-Speaker) die Konkurrenz klanglich klar übertreffen. Und dank der Möglichkeit, zwei HomePods zu einem Stereopaar zu kombinieren – wie es beispielsweise auch mit Libratone ZIPP Lautsprechern möglich ist (
Testbericht ZIPP Mini) – stehen die Chancen gut, dass der HomePod selbst mit anspruchsvolleren All-In-One-Lösungen wie Naims MuSo (
Testbericht) durchaus konkurrieren oder diese sogar überflügeln kann.
Kein HiFiDas alles hat aber noch lange nichts mit HiFi im ursprünglichen Sinn zu tun. Das Ziel der „High Fidelity“ (engl. ‚hohe (Klang-)Treue‘) ist eine Wiedergabe möglichst nahe am Original. Der HomePod zielt aber mit seinem DSP-gepimpten Sound eher auf die reine Unterhaltungs- denn auf die Genussebene ab. – Was natürlich nichts Schlechtes ist. Solange er „mit verzerrungsfreier Musik rockt“, wie Apple selbst es dem HomePod nachsagt, wird sich in der Masse kaum ein Verbraucher beschweren. Aber ordentlich Rambazamba kann man auch mit einem günstigen, aktiven PA-Speaker
wie diesem für das gleiche Geld machen – und das vermutlich noch viel nachdrücklicher. Aber das ist nicht die Definition von HiFi. Hochwertige HiFi-Lautsprecher kann und wird der HomePod sicher nicht von Markt verdrängen. Das weiß vermutlich auch Apple, sodass sie den Fehler von Steve Jobs nicht wiederholt haben, der einst den
glücklosen iPod hifi als ernsthaften Ersatz für die (High End) HiFi-Anlage anpries.
Also: Die meisten All-In-One-Speaker und die Konkurrenz der Smart-Speaker könnte der HomePod klanglich abhängen. Für einen Kaufpreis von unter 400 Euro (350 US-Dollar, genaue Euro-Preise sehen noch nicht fest) oder unter 800 Euro für zwei HomePod, wird sich Apples Lösung klanglich wahrscheinlich vor kaum einem Smart- oder Lifestyle-Konkurrenten unter 1.000 Euro verstecken brauchen. Ob der HomePod aber auch Nutzer von HiFi-Stereo-Speakern überzeugen wird, steht auf einem anderen Blatt.