Kommentar: Warum Apples HomePod die Konkurrenz blass aussehen lassen und dennoch kein durchschlagender Erfolg wird
Das aus Marketing-Sicht viel wichtigere Feature als der Klang ist die Siri-Integration. Viele sehen darin die wahr gewordene Zukunft aus Science-Fiction-Filmen und -Serien wie den Bordcomputer der Enterprise. Doch der Schein trügt. Zugegeben, mit Siri oder Amazons Alexa kann man schon einige nette Tricks vorführen. So nutzte beispielsweise KEF zur Demonstration seiner
LS50 Wireless Lautsprecher (der versprochene Test kommt noch) auf diversen Messen Alexa-Sprachsteuerung. Und es funktioniert erstaunlich gut, wenn trotz relativ hoher Musiklautstärke auf den Zuruf „Alexa, play The Beatles“ fast unmittelbar die Wiedergabe der gewünschten Band startet. Oder wenn Alexa zwischendurch nach Sportergebnissen gefragt wird oder nach dem Wetter fürs Wochenende.
Doch die Technik hat sehr eng gesteckte Grenzen. Nicht verstandene Kommandos sind nach wie vor keine Seltenheit, ebenso wie versehentliche Aktivierung. So ist beispielsweise während der letzten Keynote, die ich auf dem iPad verfolgt habe, mehrmals Siri angesprungen, als das Kommando während der Präsentation im Livestream fiel. In manchen Fällen aktiviert sich Siri im iPad sogar ohne erkennbaren Grund durch den Fernsehton. Kombinierte oder Folgefragen werden bislang auch nicht oder nur sehr eingeschränkt verarbeitet. Je nach Sprache funktioniert es mal besser, mal schlechter. Kombinierte Sprachen, z.B. Deutsch mit englischen Begriffen, werden oft gar nicht verstanden. Auch unterschiedliche Formulierungen oder Satzstellungen können Siri leicht überfordern.
Unter dem Strich muss man sich sehr genau bestimmte Befehle einprägen, damit es wie gewünscht klappt. Und nicht zuletzt sind gesprochene Befehle oft einfach unpassend, weswegen man Siri in der Öffentlichkeit kaum einsetzen mag. Das macht die Sache unpraktisch und der scheinbare Mehrwert verpufft schnell. Daher wundert es mich nicht im geringsten, dass laut aktueller Studie die Nutzung bzw. die
Beliebtheit von Siri immer weiter abnimmt. Für die erst noch bevorstehende Einführung des HomePod sind das natürlich keine guten Vorzeichen.
Der HomePod als HeimsteuerungszentraleApples Ziel ist, den HomePod künftig auch als HomeKit-Zentrale zu nutzen und darüber die Haussteuerung zu vereinfachen. Der HomePod bietet sich dafür in idealer Weise an. Falls Siri wie versprochen mit den nächsten OS-Versionen deutlich "schlauer" wird, könnte das dem Abwärtstrend auch entgegen wirken. Über kurz oder lang braucht es aber massive Fortschritte in der künstlichen Intelligenz, sonst werden auch weniger Technik-informierte Verbraucher bald bemerken, dass der tatsächliche Nutzen rein sprachgesteuerter Lifestyle-Lautsprecher doch sehr begrenzt ist.