Kommentar: iPhone 12, HomePod mini und Apples Corona-bedingter Strategiewandel für Produktpräsentationen
iPhone 12/Pro und HomePod miniUnsere allgemeine
Redaktionsbewertung der Veranstaltungen habe Sie ja sicher schon gelesen. Auffällig ist tatsächlich, wie viel schon vorab von den sogenannten Leakern richtig vorausgesagt und teilweise sogar in Bildern gezeigt wurde. Wir müssen uns da offenbar auf andere Zeiten einstellen. Was die Produkte selbst angeht, hat Apple aus meiner persönlichen Sicht zwar strategisch wieder alles richtig gemacht, aber bedingt durch die Leaks und die Tatsache, dass es sich beim iPhone 12 und auch dem HomePod mini letztlich nur um evolutionäre Produkte handelt, gab es keinen echten BOOM-Effekt.
So gut die neuen iPhones auch sein mögen, sie sind nur Business as usual. Auch wenn Apple wie stets sehr bemüht war, in US-typischen Marketing-Worthülsen von nie dagewesenen Fortschritten und ähnlichen Superlativen zu sprechen.
Alle technischen Details haben wir schon in anderen Artikeln kurz nach der Vorstellung abgehandelt. Was für mich persönlich die vielleicht
wichtigste Botschaft der ganzen Veranstaltung war: Die normalen
iPhone 12 machen in allen relevanten Bereichen so gut wie keine Abstriche mehr gegenüber den
Pro-Modellen. Abgesehen von einigen Kamera-Features, nur 4 statt 6 GB RAM und etwas weniger Chi-Chi beim Gehäusematerial ist die technische Basis nun weitgehend identisch. Das heißt vor allem: Gleicher Prozessor, gleiche Displaytechnik, alle mit 5G ausgestattet. Das ist ein echter Strategiewandel!
Und mit dem
iPhone 12 mini erfüllt Apple den Wunsch einer (sehr lauten) Minderheit nach einem kompakteren, taschenfreundlicheren Smartphone mit echter Pro-Power. Ob sich dieses Risiko in genügend Stückzahlen bezahlt macht, muss die kommende iPhone-Saison zeigen. Inzwischen sind nämlich sehr viele Nutzer, die einst verkündet hatten, nie ein größeres Smartphone als ein SE haben zu wollen, doch auf iPhones mit größeren Displays umgestiegen. – Und die wenigsten haben es bereut. Man gewöhnt sich sehr schnell an mehr Displayfläche.
Beim
HomePod mini geht es um ganz andere Fragen und Bedürfnisse. Aus Marktstrategischer Sicht kommt der kleine 99-Euro-Smart-Speaker zwar spät, aber nicht zu spät. Sicher, Google und vor allem Amazon mit Alexa haben Apple auf diesem Gebiet viel Wasser abgegraben, weil der bisherige HomePod mit seinen rund 320 Euro schlicht zu teuer für den Massenmarkt war und ist. Für Apples Ökosystem mit Siri und Funktionen zur Heimautomation ist er aber ein viell attraktiverer Kandidat, als sein mehr als drei mal so teurer großer Bruder. So gut der mini für seinen Preis auch sein mag, auf höchste Klangqualität kommt es hier weniger an, als auf die Sprachassistenzfunktionen. Zwar verspricht Apple auch für den neuen HomePod mini „raumfüllenden Sound“ (sprich: er kann laut), doch das ist definitiv Nebensache.
Auch wenn der HomePod mini ein Spätstarter ist, rechne ich ihm gute Chancen auf einen (Verkaufs-) Erfolg aus. – Zumindest als Siri-Hub.
Fazit – iPhone 12 gelungen, HomePod mini war überfälligDie Videopräsentation der Produktneuheiten war visuell teils äußerst beeindruckend und – trotz der teilweise etwas hölzern oder übertriebenen Moderation (der laut sprechende Verizon-Herr) – sehr kurzweilig. Ich mag das Format. Die euphorisch übertrieben Marketing-Sprüche ignorierend, war es ein gelungenes Vorabend-Programm, selbst wenn für mich keine Produkte dabei waren, die ich zu kaufen beabsichtige. Der Umstieg vom iPhone 11 Pro auf das 12er lohnt sich nicht und der HomePod mini ist gänzlich nicht meine Baustelle.
Es bleibt aber die Spannung und Vorfreude auf ein weiteres, wahrscheinlich für November geplantes Event mit der Präsentation neuer Macs und weiterer Hardware, mit der Apple sein Imperium erweitern wird.