Kommentar zu den Intel-basierenden Macs
Seit einigen Jahren gibt es einen Dauerbrenner in der Gerüchteküche - Apple wolle auf Intel umstellen. Bislang wurde dies immer als unwahrscheinliches Gerede abgetan, doch wie sich zeigte, lagen diese Berichte nicht weit neben der Realität. Heute wurde bekannt gegeben, dass Apple erstmalig in der Geschichte auf Prozessoren von Intel umsteigt, da man nicht an eine gemeinsame Zukunft mit IBM glaubt.
Natürlich reagierte die Mac-Szene erst einmal ablehnend</b>. Die eigenen, elitären Rechner sollen nun auf einmal mit einem Prozessor des einstigen Erzgegners bestückt werden? Von einem Hersteller, den man zwei Jahrzehnte lang verteufelte? Man sollte sich ins Gedächtnis rufen: <b>1984 war es noch IBM, die Apple mit dem 1984-Spot als Bösewicht abstempelte. Intel nahm aus Apple-Sicht jahrelang diese Position ein, doch wie sieht es wohl in den nächsten Jahren aus? Werfen wir einmal einen Blick darauf, was dieser Schritt bedeutet.
In unserer vor zwei Wochen veröffentlichten Einschätzung gingen wir darauf ein, dass der Anpassungsaufwand an die neue Architektur so immens sei, dass wir einen Umstieg für sehr unwahrscheinlich hielten. Mit "Rosetta" wird dieses Argument entkräftet; ähnlich wie beim Übergang von 68k auf PPC wird es einen Emulator geben, der den "alten" PPC-Code weiterhin ausführen kann. Somit merkt der Anwender erst einmal nicht, was in seinem Mac "unter der Haube" steckt.
Mehrmals bekundete Apple öffentlich seinen Ärger darüber, dass IBM nicht in der Lage war, ausreichende Taktratensteigerungen zu bieten und keinen Prozessor liefern zu können, der in einem Laptop arbeiten konnte. Zwar konnte Big Blue stärker zulegen als die restliche Industrie, für die ambitionierten Pläne reichte das jedoch nicht aus. Das Hauptärgernis war dabei vermutlich aber wohl der Mobilprozessor. Auch auf der Keynote dominierten harte Töne gegen IBM, auffallend harte Kritik an dem langjährigen Partner. Es wurde weniger die gute Vergangenheit gelobt, um in eine noch bessere Zukunft zu gehen, sondern es klang fast so, als seien die letzten Jahre ein Fehler gewesen, auch wenn Jobs betonte, der PPC sei der richtige Weg gewesen. Mit dem neuen Partner Intel wolle man in die nächsten zehn Jahre gehen.
Was bedeutet dieser immense Schritt für den Endanwender? Rosetta wird nach ersten Einschätzungen zwar sehr kompatibel zu bestehenden PowerPC-Anwendungen sein, aber natürlich ist eine Emulation immer mit einem Geschwindigkeitseinbruch verbunden. <b>Wie schnell oder wie langsam PowerPC-Applikationen ausgeführt werden, kann bis jetzt noch niemand abschätzen</b>. Wichtig ist nur eins: Für die meisten Anwender wird der Umstieg ähnlich transparent ausfallen wie damals der Umstieg von der 68k- auf die PowerPC-Architektur. Für Entwickler wird sich wohl der Aufwand in Grenzen halten, da die meisten Applikationen durch eine Rekompilierung unter Xcode 2.1 zu Fat Binaries umgewandelt werden können.
Bisher noch nicht bekannt sind Details zu der neuen Architektur. Wird Apple eigene Chipsätze verwenden oder auf bestehende Motherboard-Chipsätze wie z.B. von Nvidia oder von Intel einsetzen? Auch auf der Apple Developer Connection konnten dazu bisher keine Hinweise gefunden werden. Momentan erscheint es als wahrscheinlich, dass Apple eigene Chipsätze für die Intel-basierenden Macs einsetzt.
Der Umstieg könnte Apple eine große Zukunft bescheren, sollte der Mac das bleiben was er ist. Dies kann Apple am besten erreichen, wenn weiterhin eigene Chipsätze eingesetzt werden, so dass Apple auch zukünftig innovative Lösungen wie z. B. die internen AirPort-Karten unabhängig anbieten kann. Besonders mit den sehr leistungsfähigen Dual-Core Prozessoren könnte Apple sehr schnelle, günstige und leistungsstarke Systeme anbieten, welche unter dem fortschrittlichsten OS der Welt laufen.
Abschließend ein Kommentar eines Lesers, dem wir so zustimmen können:
Ich seh´s ebenfalls gelassen. Wichtig ist, dass die Maschinen ordnungsgemäß und schnell arbeiten, insbesondere nicht abstürzen. Dies hat wohl weniger mit dem Prozessor als mit dem OS und der abgestimmten Hardware zu tun.