Kommentar zur Mac-Pro-Ankündigung: Eine neue Marketing-Strategie?
Warum lässt Apple den Mac Pro am Leben?Diese in vieler Augen fast häretische Frage hat wirtschaftlich gesehen durchaus ihre Berechtigung. Dass Apple nicht vom Mac Pro lebt und diesen unter finanziellen Gesichtspunkten nicht braucht, dürfte längst klar sein. Die Abschaffung eines beliebten, aber nicht lukrativen Produkts ist keinesfalls ein No-Go im Wirtschaftsleben. Trotzdem verspricht sich Apple offensichtlich einige Vorteile davon, dass die Apple-Welt vom Fortbestehen des Mac Pro weiß.
Prestige: Warum gibt es den Mercedes-AMG? Nicht weil die Luxusvariante der Automarke so unfassbar viel Umsatz einbringt. Im Jahr 2015 verkaufte der Konzern weltweit 32.000 AMGs, das entspricht nur etwas mehr als 1 Prozent des Auto-Absatzes. Aber der AMG sorgt dafür, dass die Marke Mercedes als High-End- oder gar Luxusmarke bekannt ist. Apples Position im Technologiemarkt ist ebenfalls die einer Luxusmarke. Die bloße Existenz des Mac Pro fördert das Marken-Image, selbst wenn er kaum gekauft wird - es sei denn, er kommt als jahrealte Hardware zum Luxuspreis in Verruf, wie das aktuell der Fall war.
Gesamtportfolio: Apple hat gegenüber großen Konkurrenten wie Microsoft, Google und Amazon einen entscheidenden Vorteil: Der Konzern bietet fast die gesamte IT-Einrichtung aus einer Hand, seien es Desktop-PCs, Mobilcomputer, Tablets, Smartphones, Smartwatches oder die gesamte Infrastruktur des Ökosystems, vom App Store bis zur iCloud. Das Fehlen eines Elements, nämlich des sogenannten »Pro-Users«, für den selbst ein iMac 5K nicht ausreicht, fügt diesem Image Schaden zu.
Ein Beispiel davon brachte zuletzt Apples Ausscheiden aus dem Display-Markt. Das Verweisen auf den LG Ultrafine als Ersatzmonitor für MacBook-Pro-Nutzer erwies sich als Katastrophe, Rückrufaktionen inklusive. Vielleicht hat sich Apple auch deswegen entschlossen, in den Markt zurückzukehren und hat nun schon einmal das Pro Display angekündigt.
FazitDer heutige Tag stellt in der Tat eine Zäsur in Apples Marketing-Strategie dar. Doch darf man seine Tragweite nicht überschätzen; es ist nicht davon auszugehen, dass Einblicke in die Roadmap die Regel werden. Wahrscheinlich bleiben sie auf den Desktop-Mac beschränkt. Dort wiederum können sie sich lohnen, weil der erwartbare finanzielle Schaden im Rahmen bleibt und das Marken-Image enorm profitieren kann.