Kritik an Apples Werbestrategie: „Tim Cook fehlt der Mut zum Risiko“
Marketingexperte Ken Segall hat Apple wegen der Werbestrategie unter Tim Cook kritisiert. Der Apple-CEO lasse sich in seinen Werbeentscheidungen – im Gegensatz zum früheren Firmenchef Steve Jobs – zu sehr von Leuten beeinflussen, die ihm „nullachtfünfzehn-Ratschläge“ geben. Das Unternehmen spiele im Marketing daher zu oft auf Sicherheit.
„Werbung bei Apple änderte sich mit dem Abgang von Steve Jobs“Ken Segall ist ein bekannter, amerikanischer Werbeveteran, der Apple unter anderem bei der Think-Different-Kampagne Ende der 1990er Jahre unterstützte. Zudem kreierte er den Namen „iMac“ für Apples auch heute noch populären All-in-one-Rechner.
„Nach dem Tod von Steve Jobs ging Apple das Marketing ganz anders an. Die Resultate dessen zeigen sich immer deutlicher“, so Segall im Interview mit
The Daily Telegraph. Anhand von Apples Werbeanzeigen und -clips sei deutlich zu erkennen, wie lange Jobs die Entscheidungsgewalt hatte und ab wann Cook übernahm. Während Apple den eigenen Produkten unter Jobs noch eine besondere Aura inklusive starkem Kaufbedürfnis beim Kunden verliehen habe, fehle dieser Aspekt unter Cook allzu oft, so Segall. Heutige Apple-Werbeaktivitäten wirken deswegen allzu häufig etwas langweilig.
Apple operiere zudem inzwischen mit unterschiedlichen Kampagnen für verschiedene iPhone-Generationen. Dabei sei es sinnvoller, eine Art Persönlichkeit für das iPhone zu kreieren, die Menschen berührt, zur Teilnähme animiert und unabhängig von einzelnen Features besteht. Stattdessen gehe Apple meist „auf Nummer sicher“, obwohl das Unternehmen mit früheren, risikoreichen Werbeaktionen wie Think Different große Marketingerfolge erzielt habe. Der Strategiewandel hin zu konventionelleren Werbeumsetzungen könne auch mit der zunehmendem Größe des Unternehmens zusammenhängen, so Segall.
Bei genauerer Betrachtung von Apples Umsatzentwicklung in den letzten 15 Jahren fällt allerdings auf, dass das Unternehmen unter Tim Cook im Werbebereich nicht alles falsch gemacht haben kann – sondern ganz im Gegenteil. Zum Ende der Think-Different-Kampagne im Jahr 2002 erwirtschaftete Apple im ersten Quartal einen Umsatz von 1,38 Milliarden US-Dollar, einen Gewinn von 38 Millionen US-Dollar und verkaufte 746.000 Macs. Im Quartal vor Jobs' Tod im Jahr 2011 erzielte Apple einen Umsatz von 28,6 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 7,3 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2018 brachte es Apple auf Einnahmen in Höhe von 88,3 Milliarden US-Dollar, einen Gewinn von etwas mehr als 20 Milliarden US-Dollar und 5,1 Millionen verkaufte Macs.