Kritik an neuen Werbeanzeigen im App Store: Entwickler bezichtigen Apple der Raffgier
Apple hat kürzlich neue Werbemöglichkeiten für Softwareanbieter im App Store freigeschaltet – und sich damit massig Kritik eingehandelt. So lassen sich Werbeeinblendungen für Drittanbieter-Anwendungen an mehr Stellen als zuvor platzieren, darunter der "Heute"-Bereich und die Sektion "Das gefällt dir vielleicht auch" unter individuell aufgerufenen Apps.
Theoretisch bieten sich Unternehmen so bessere Gelegenheiten als zuvor, auf ihre Programme aufmerksam zu machen. Manche Entwickler sind allerdings verärgert über das neue Werbe-Feature. Der Grund: Unterhalb ihrer Apps erscheinen ihrer Meinung nach unangebrachte Werbungen – beispielsweise für Online-Casinos.
"Damit bin ich absolut nicht einverstanden""Die Produktseite meiner App zeigt jetzt Werbung für Wettanbieter – damit bin ich absolut nicht einverstanden" – so Softwareentwickler Marco Arment, zu dessen Portfolio unter anderem die Podcast-App Overcast für iOS gehört. Arment zufolge sollte auch Apple nicht mit dem neuen Auswahlmechanismus für Werbeeinblendungen einverstanden sein. Er unterstellt Apple gar niedere Motive, in dem das Unternehmen unverhältnismäßig viel Werbefläche für zweifelhafte Wettanbieter bereitstelle, da sich über entsprechende Firmen viel Geld verdienen lasse.
Die neuen Werbevorgaben im App Store erlauben es Softwareanbietern, ihre Apps auch außerhalb der jeweiligen App-Kategorie anzupreisen. So können unter Overcast Anzeigen für Wettunternehmen oder Online-Casinos erscheinen.
Indirekte Erhöhung der "Apple Tax"?Auch App-Entwickler und Twitter-Nutzer Cabel kritisiert Apple: "Ich finde es sehr traurig, dass Apple es für nötig hält, Geld von Online-Casinos zu nehmen, um ihren Aktienkurs in die Höhe zu treiben." Der frühere Apple-CEO Steve Jobs habe einst (das längst wieder eingestellte) iAds mit dem Versprechen präsentiert, keinen Müll einzublenden. Bei der neuen Werbe-Vorgehensweise im App Store sei von dem Vorsatz früherer Jahre leider nichts mehr übrig.
Manche Nutzer vermuten hinter den neuen Anzeigen gar ein indirektes Druckmittel von Apple, um von Entwicklern noch mehr Abgaben zu kassieren. Florian Mueller von FOSS Patents etwa beschuldigt das Unternehmen, mithilfe der neuen Werbemöglichkeiten die berüchtigte "Apple Tax" zu steigern.
Statt "nur" Abgaben für Verkäufe und Abonnements zu zahlen, seien Entwickler fortan förmlich dazu gezwungen, ebenso für den Bereich "Das gefällt dir vielleicht auch" unter ihren jeweiligen Apps Werbefläche zu buchen. Nur so lassen sich laut Mueller Wettanbieter-Einblendungen und andere unangebrachte Inhalte verhindern. Apple hat auf die Vorwürfe bislang nicht reagiert.