Kritische Fragen, skeptische Richterin: Tim Cook verteidigt vor Gericht die Apple Tax
Obwohl die meisten Beobachter davon ausgehen, dass sich Apple im Verfahren gegen Epic durchsetzen wird, müssen sich Apples Vertreter dennoch zahlreichen kritischen Fragen stellen. Auch Tim Cook war inzwischen geladen, um sich gegenüber der Richterin Gonzalez Rogers zu verschiedenen Themen zu äußern. Erwartungsgemäß ging es dabei erneut um die Apple Tax selbst sowie die Geschäftsbedingungen des App Stores. Vorwürfe, man verhindere freien Wettbewerb, will der CEO dabei nicht gelten lassen. Immerhin habe der Kunde die Wahl zwischen "sehr vielen verschiedenen Android-Geräten und dem iPhone".
Tim Cook spricht offen über UmsatzabsichtenAls Rogers nachhakt, warum es aber nicht günstigere Alternativen für das derzeitige Bezahlmodell geben dürfe, verweist Cook ganz unverblümt auf die Gewinnabsichten Apples. Es müsse auch rentabel sein, geistiges Eigentum zur Verfügung zu stellen. Apple verlangt unter anderem deswegen 30 Prozent Gebühren, da Entwickler auf mehr als 150.000 APIs sowie zahlreiche Entwickler-Tools zum Erstellen und Pflegen ihrer Apps setzen können. Würde man hingegen jedem Anbieter eigene Bezahlweisen erlauben, bedeutete dies die Aufgabe des bisherigen Geschäftsprinzips.
Subventioniert Gaming alle Sparten?Rogers wollte zudem wissen, ob die Gaming-Branche nicht den kompletten Dienst subventioniere, immerhin komme diese auf den größten Umsatz im Store. Cook entgegnet, dass man diesen Anbietern überhaupt erst einen großen Markt eröffne. Die Vielzahl an kostenlosen Apps bringe natürlich keine direkten Umsätze, ziehe aber dennoch Kunden an, wovon dann alle profitierten.
Richterin scheint noch zu zweifelnDer letzte Verhandlungstag samt zahlreicher kritischer Einwürfe der Richterin macht deutlich, dass Rogers noch nicht überzeugt von Apples Darlegungen ist. Beispielsweise zweifelt sie offen an, dass die Reduzierung der Store-Gebühren auf 15 Prozent für kleinere Entwickler tatsächlich aufgrund der Corona-Pandemie vollzogen wurde. Anscheinend geht auch sie davon aus, Apple habe hier frühzeitig ein taktisches Manöver gestartet, um weniger angreifbar zu sein.
Urteil wohl erst in WochenBis zur Urteilsverkündung vergeht nun noch "einige Zeit", wie Rogers nach Abschluss der letzten Befragungen angibt. Sie sei derzeit sehr ausgelastet und habe viele Fälle zu bearbeiten, daher erfolgt die Entscheidung erst zu einem späteren Zeitpunkt. Für die gesamte Software-Branche steht viel auf dem Spiel, wenngleich sich jetzt bereits einiges bewegte. Allgemein rechnet man damit, noch weitere Zugeständnisse Apples zu sehen, um sich so gut wie möglich aus der Schusslinie zu bringen (siehe unter anderem dieser Artikel:
).