Kritischer Computer-Pionier: 20. Todestag von Konrad Zuse
Konrad Zuse gilt als einer der wichtigsten Computer-Pioniere des 20. Jahrhunderts. Im Alter von 85 Jahren starb Zuse am 18. Dezember 1995 und erlebte damit auch die Anfänge des World Wide Web. Obwohl oder vielleicht gerade weil er die
ersten frei programmierbaren Mechanikrechner und Digitalrechner erschuf, stand er der Rechenleistung von Computern und den Möglichkeiten der Software recht schnell kritisch gegenüber. Natürlich sah er das Potenzial der Computer, war sich aber auch den vielen Fragen bewusst, welche die große Rechenleistung aufwirft.
Faustischer IdealistRückblickend auf seine Erfahrung mit dem Militär des Deutschen Reiches unter Adolf Hitler sah er sich als faustischer Idealist, der die Welt verbessern wollte, sich dafür aber zugleich mit Militärs und Managern einlassen musste. In der nach dem Weltkrieg gegründeten Zuse KG zog er aus seiner bisherigen Erfahrung auch Konsequenzen und verweigerte Aufträge, wenn die zugehörige Software zu mächtig gewesen wäre.
DatenschutzMit den Großrechnern in Behörden und deren Vernetzung rückten die Probleme des Datenschutzes in sein Blickfeld, welche sich mit dem aufkommen von Heimcomputern wie dem Apple II, C64 und IBM PC auch auf die eigenen vier Wände ausdehnten. Er sah aber vor allem bei den Auswüchsen der Bürokratie eine Gefahr, wenn diese durch Computer die Trägheit verliert und damit die Bürger unmittelbar bedroht.
Internet 2015Es wäre daher spannend gewesen, was Konrad Zuse zu verschiedenen Aspekten der heutigen IT-Entwicklung gesagt hätte. Mit Big Data, Social Networks, Cloud Computing, Smartphones und der Vorratsdatenspeicherung gibt es zahlreiche Ansätze, die sowohl zum Guten als auch Bösen verwendet werden können und das Computer-Dilemma aufzeigen, das Zuse sein Leben lang beschäftigte.
Zelluläre AutomatenDarüber hinaus hatte sich Zuse aber auch frühzeitig bereits mit dem rechnenden Raum, dem Universum selbst als gigantischer Computer, beschäftigt. Auf dieser Grundlage erschien später unter dem Titel "Rechnender Raum" seine Theorie zu zellulären Automaten. Bei diesen Automaten spielt die räumliche Ausdehnung von Zellen über mehrere Dimensionen und deren Abhängigkeiten eine Grundlage für neue Rechenmodelle. Ein zweidimensionales Beispiel hierfür ist die bekannte Simulation "Game of Life" von John Horton Conway.
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