I Think We're a Clone Now: Kurioses internes Apple-Video der 90er
Die Vorgeschichte: Apple will höhere MarktanteileMitte der 90er Jahre hatte der Mac einen Marktanteil von rund sieben Prozent. Blickt man auf die Folgejahre, so war dies noch ziemlich hoch, denn 1996/1997 stürzte Apple auf 4 Prozent ab, 2003 waren es sogar nur noch etwas mehr als zwei Prozent. Gleichzeitig hatte Apple aber auch schon viel bessere Zeiten erlebt, denn 1992 entschied sich noch jeder zehnte Computerkäufer für einen Mac. Apples Management traf die Entscheidung, den Marktanteil durch Vergabe von Lizenzen an andere Hersteller ausbauen zu wollen.
Daraus entstanden seit 1995 die "Clones", PowerPC-basierende Computer mit Apples System 7. Gerade einmal 50 Dollar an Lizenzgebühren musste man pro verkauftem Clone an Apple bezahlen, dazu kam ein Pauschalbetrag für das Betriebssystem. 75 verschiedene Clones entstanden und Apple konnte sich kurzfristig über eine dringend benötigte Geldspritze freuen. Langfristig war das Geschäft aber ruinös, denn viele Kunden griffen lieber zu den wesentlich günstigeren Clones und ließen Apples margenstarke Modelle links liegen.
Mittendrin: I Think We're a Clone NowEs ist nicht ganz einfach abzuschätzen, ob das Mitte der 90er Jahre produzierte, interne Apple-Video die Entwicklung hin zur Lizenzvergabe feiert oder nicht. Dennoch handelt es sich um zeitgeschichtlich bemerkenswertes Videomaterial. Zur Melodie von "Tiffany – I Think We're Alone Now", besingt der Protagonist die neue Apple-Welt, hinterlegt von Tanz, Szenen vor einem fiktiven Computergeschäft, Einblendung prominenter Figuren, Macintosh-Robotern und OEMs, die für eine Lizenz an einer Art System-Limonadenstand anstehen. Wer sich übrigens fragt, wer der begnadete Sänger ist: Dave Garr gründete mehr als ein Jahrzehnt später "UserTesting", ein inzwischen zum Milliardenunternehmen angewachsenes Projekt. Besagtes Video sorgt derzeit für viele Diskussionen, die Wortgutachten bewegen sich zwischen "absolut schmerzvoll" bis hin zu "genau so waren die 90er".
Der Nachklang: Apple trickst, um die Clone-Ära zu beendenSchon vor dem Jobs-Comeback war dem Apple-Management klar, dass man sich in eine heikle Situation manövriert hatte. Jobs machte dem Treiben dann rasch ein Ende. Zwar gab Apple vor, ernsthaft bezüglich höherer Lizenzgebühren verhandelt zu haben, in Wirklichkeit wollte man die Clone-Ära aber einfach nur beerdigen. Aus diesem Grund wurde aus einem "Mac OS 7.7" auch ein "Mac OS 8" - denn für letzteres hatten die Clone-Anbieter keine Vereinbarungen mit Apple geschlossen. Mac OS 8 war daher kein so großes Update, wie der Name suggerierte. Näher ins Detail geht
dieser Artikel, der den Umstieg auf Mac OS 8, die Neuerungen des Systems und das damit verbundene Clone-Aus beleuchtet.