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Kurz: Apple ignoriert iPhone-Verkaufsverbot in Brasilien +++ Joswiak und Federighi mit WSJ-Session

Schon in den Niederlanden hatte Apple gezeigt, dass rechtliche Weisungen so lange ignoriert werden, wie die Profite alle verhängten Strafzahlungen übersteigen. In Brasilien entschloss sich das Unternehmen zu einer sehr ähnlichen Strategie. Anfang September hatte das Justizministerium ein Verkaufsverbot erlassen und den Vertrieb von iPhones ohne Ladestecker untersagt. Der Grund: Die Verbraucherschutzbehörde kam zur Erkenntnis, dass Apple nur aufgrund höherer Margen keine Netzstecker mehr mitlieferte, die Kunden also hinsichtlich des angeblichen Umweltschutzgedankens täuschte. Die versprochene Reduzierung der Ladegeräte sei nicht belegt, stattdessen sei von vielen Zusatzverkäufen auszugehen.

Apple kommt dieser Weisung allerdings nicht nach und setzt den Vertrieb genau wie zuvor fort. Im Rahmen des Erlasses betrug die Strafzahlung 3,9 Millionen Dollar – angesichts der Verweigerung kommen nun weitere 19 Millionen hinzu. Apples Kalkulation lautet wohl schlicht, dass die Gewinne im Land höher als die überschaubaren Sanktionen sind. Zur Durchsetzung des Erlasses vonseiten des Staates kommt es nicht, da noch ein Berufungsverfahren läuft. Der Verkaufsstart des iPhone 14 konnte daher gefahrlos absolviert werden, begleitet lediglich von millionenschweren Strafzahlungen.


"Tech Live"-Event: Apple schickt zwei Sprecher
Am 25. Oktober find das "Tech Live"-Event des Wall Street Journals statt. Geladen sind viele namhafte Vertreter der Branche, die sich zu aktuellen Themen sowie erwarteten Entwicklungen und neuen Ideen äußern sollen. In der Liste der Teilnehmer lassen sich auch zwei namhafte Apple-Vertreter finden, nämlich Marketing-Chef Greg Joswiak sowie Software-Chef Craig Federighi. Moderiert wird die Session von Joanna Stern, das Thema ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht hinterlegt. Da in besagter Woche aber angeblich die Veröffentlichung von iPadOS 16 sowie möglicherweise macOS 13 Ventura ansteht, ist diese Nicht-Nennung auffällig. So ziemlich alle anderen Vorträge und Diskussionen stehen fest, nur Apple möchte vorab nichts zum Thema sagen – ein weiterer Hinweis, dass die Gerüchte zum Release-Termin stimmen?

Kommentare

aMacUser
aMacUser14.10.22 11:56
MTN
Die versprochene Reduzierung der Ladegeräte sei nicht belegt, stattdessen sei von vielen Zusatzverkäufen auszugehen.
Also wenn ich schon ein USB-C-Ladegerät gehabt hätte, hätte ich mir zu meinem iPhone letztes Jahr definitiv kein weiteres Ladegerät gekauft. Und das USB-C-Ladegerät, was ich gekauft habe, war nicht von Apple, sondern von einem (vertrauenswürden) Drittanbieter.
-1
DonSiffredi14.10.22 12:09
Soso, Apple respektiert Gesetze also nur dann, wenn die Strafen höher als die Profite sind. Bei so einer Rechtstreue wird einem ja ganz anders.
+8
Ythcal
Ythcal14.10.22 12:17
Einerseits verstehe ich die Begründung nicht ganz. Wenn Apple jetzt sagte: ‚Okay, jeder iPhone-Käufer bekommt dann eben zwangsweise ein Netzteil dazu gelegt, die iPhones kosten ab jetzt alle 200R$ mehr‘ — wäre dann die Behörde zufrieden? Oder gilt dann das Prinzip der freien Preisgestaltung nicht mehr?

Andererseits ist das Ignorieren von offiziellen Beschlüssen und Weisungen ziemlich ekelhaftes Verhalten, liebe Apple-Leute! Geht gar nicht!
+4
Eventus
Eventus14.10.22 12:46
Ythcal
Andererseits ist das Ignorieren von offiziellen Beschlüssen und Weisungen ziemlich ekelhaftes Verhalten, liebe Apple-Leute! Geht gar nicht!
Man könnte sich allerdings auch fragen, obs denn der Behörde bzw. dem Staat tatsächlich um Umweltschutz geht oder ob eben genau darauf spekuliert wurde, über Strafzahlungen Geld einzunehmen.
Live long and prosper! 🖖
-2
Krispo9914.10.22 13:00
„Zur Durchsetzung des Erlasses vonseiten des Staates kommt es nicht, da noch ein Berufungsverfahren läuft.“

Klar verkaufen die ihre iPhones weiterhin, solange es nicht rechtsgültig abgeschlossen ist. Und das ist es nicht, so lang ein Berufungsverfahren läuft.

Was soll die ganze Aufregung?
+5
pocoloco14.10.22 15:12
DonSiffredi
Soso, Apple respektiert Gesetze also nur dann, wenn die Strafen höher als die Profite sind. Bei so einer Rechtstreue wird einem ja ganz anders.
Nö, das ist völlig normal. Nichts anderes machst du, wenn du dein Auto in einer Parkschein-Zone abstellst. Wenn der Parkschein 3€ kostet, das Verwarngeld aber nur 10€, dann bist du beim vierten Parken ohne erwischt zu werden schon in der Gewinnzone. Erst wenn du damit rechnen musst, mindestens jedes dritte Mal verwarnt zu werden, kaufst du dir ein Parkticket.
-2
Frost15.10.22 02:10
pocoloco
Erst wenn du damit rechnen musst, mindestens jedes dritte Mal verwarnt zu werden, kaufst du dir ein Parkticket.

Du moeglicherweise ich sicher nicht. Schrecklich wenn Leute immer alle Handlungen versuchen nur unter dem Punkt des maximalen Profits fuer sich zu sehen und nicht einsehen, dass es Regelungen gibt die einfach fuer ein soziales Zusammenleben aufgestellt wurden. Gleiches glit z.B. auch fuer Ueberholverote und Geschwindigkeitsbegrenzungen, das sehen die Meisten auch nur als unverbindliche Empfehlungen des Staates an.
+5
eyeofthestorm15.10.22 09:46
Eventus
Ythcal
Andererseits ist das Ignorieren von offiziellen Beschlüssen und Weisungen ziemlich ekelhaftes Verhalten, liebe Apple-Leute! Geht gar nicht!
Man könnte sich allerdings auch fragen, obs denn der Behörde bzw. dem Staat tatsächlich um Umweltschutz geht oder ob eben genau darauf spekuliert wurde, über Strafzahlungen Geld einzunehmen.

Herzlichen Glückwunsch! Die Aussage ist die absurdeste des Jahres, die ich hier bisher gelesen habe. Mal sehen, ob das noch einer toppen kann, bis zum 31.12
-1
ÄNDY
ÄNDY15.10.22 21:57
Mal abgesehen davon, dass die Begründung Netzteile separat zu verkaufen mit dem Umweltschutzgedanken Elektronik Schrott zu vermeiden, eine halbherzige ist, (man könnte somit gleich die Produktion der iPhones aus diesem Grund einstellen), so ist doch immerhin bemerkenswert, dass wenn die Gewinne höher als die überschaubaren Sanktionen sind, eigentlich die iPhones im Preis reduziert werden könnten, wenn man den Sanktionsbetrag direkt mit jedem verkauften iPhone gegenrechnen würde. Umweltschmutz mit Umweltschutz gewissermaßen im Vorteilspack.
Alternativ könnte Apple den Betrag der zu zahlenden Sanktionen auch zur Wiederaufforstung des von Jair Bolsonaro vernichteten Regenwaldes einsetzen. Umweltschmutz wird so ganz praktisch zu Umweltschutz.
+1
Thyl16.10.22 14:46
wirkt irgendwie nicht so 100% rechtstaatlich. Ich meine, was ist die Begründung? Irreführung der Käufer? Apple: wir gehen davon aus, dass Du noch ein Netzteil rumliegen hast. Käufer: Ja, stimmt.. kauft_iPhone. Käufer: Shit, ich hab ja gar kein Netzteil, weil ich noch nie ein Smartphone hatte! Irreführung!!!!! ääh

Umweltschutz? Die Behörde hat dann sicher dazu Daten erhoben, dass jetzt mehr Netzteile als Handys verkauft werden, also Käufer im Drogenrausch 2 Netzteile kaufen, sonst gäbe es ja den von Apple behaupteten Effekt doch. ääääh

Umweltschutz2? Die Behörde hat Apple dabei erwischt, wie aus den Schachteln importierter iPHones die beiliegenden Netzteile rausgenommen und in großem Stil illegal in den Amazonas verklappt wurden. ääääääh
-2
Stefan Lühr
Stefan Lühr18.10.22 02:02
DonSiffredi
Soso, Apple respektiert Gesetze also nur dann, wenn die Strafen höher als die Profite sind. Bei so einer Rechtstreue wird einem ja ganz anders.
Siehs sich mal so: wenn parken in der Innenstadt z.B. 10€ kostet, das Knöllchen aber nur 5, würdest du es nicht auch drauf ankommen lassen?
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