Bei der Entwicklung von Lautsprechern gibt es aus physikalischen Gründen viele Dinge, die sich Gegenseitig ausschließen. So kann ein Lautsprecher beispielsweise nicht beliebig klein sein und gleichzeitig Bauchfell-erschütternde Bässe mit brachialem Pegel liefern. Aber genau solche Dinge sind es, die sich Verbraucher wünschen. Kleine, unauffällige, möglichst auch portable Speaker, die überall unauffällig ihren Dienst verrichten und doch wie ein ganz großes Konzert klingen können.
Die neuen aktiven Streaminglautsprecher
The Pearl Myuki (im Folgenden nur Myuki genannt) scheinen die Naturgesetze irgendwie verbiegen zu können, denn was die kleinen Kugeln an Pegel und Tiefbass liefern können, ist beeindruckend, wie ich im Praxistest herausfinden durfte. Doch so viel sei schon vorab verraten: Die Gesetze der Physik werden hier nicht gebrochen – nur geschickt ausgenutzt.
KompaktBezeichnung | | The Pearl Myuki |
Art | | All-In-One Streaming-Lautsprecher |
The Pearl Myuki vorgestelltDas Prinzip der Myuki, dem kleinsten Lautsprecher der „The Pearl“-Serie, ist schnell erklärt: Die Lautsprecher können im Wesentlichen all das, was auch ihre größeren Geschwister oder die
hier getesteten Rialto vom gleichen Hersteller bieten. Nur sind sie etwas kleiner, komplett rund, günstiger, können auch einzeln erworben werden und dank integriertem Akku bis zu 12 Stunden abseits der Steckdose genutzt werden. Auf die Streamingfähigkeiten der Myuki werde ich daher an dieser Stelle nicht ganz so ausführlich eingehen. Sie arbeiten mit der gleichen Streaming-Plattform und werden auch von der gleichen App wie die Rialto gesteuert.
Zum Lieferumfang der Myuki, die pro Stück immerhin stattliche 990 Euro kosten, gehört ein Steckernetzteil als Ladegerät und ein USB-C-Kabel. Bleibt das Kabel angeschlossen, können die Myuki wie ein Notebook mit permanenter Stromversorgung als HiFi-Lautsprecher daheim genutzt werden. Zieht man das Kabel ab, versorgt ein interner Akku die Speaker. Dank einer Griffmulde können die Myuki so bequem an jeden Ort mitgenommen werden. Für längere Ausflüge gehört zum Lieferumfang auch noch eine schicke, auf Form geschnittene Tragetasche, in die neben einem Myuki auch dessen Netzteil und Ladekabel passt.
Als einzelner Lautsprecher verspricht Cabasse für die Myuki einen maximalen Schalldruck von 99 dB, und zwei Lautsprecher als Stereopaar gekoppelt kommen sogar auf satte 109 dB. Das ist für Lautsprecher dieser Größe enorm. Der Frequenzgang reicht von 30 – 23 000 Hz. – Ebenfalls kaum zu glauben. Angetrieben werden seitlichen Langhub-Basstreiber von einer Endstufe mit 76 Watt und der Mittel-/Hochtöner an der Front von einer eigenen Endstufe mit 65 W.
Die Werte sind keine blanken Übertreibungen, aber um sie zu erreichen, ist ein Kompromiss erforderlich. Da kommt wieder die Physik ins Spiel. So kann die untere Grenzfrequenz von 30 Hz nicht bei maximalem Schalldruck erreicht werden. Clever programmierte DSPs im Inneren sorgen dafür, dass der Basspegel bei zunehmender Lautstärke sukzessive zurück genommen wird. Sonst würden die kleinen Basstreiber nämlich irgendwann einfach Anschlagen oder gar aus dem Gehäuse springen. Bei geringeren Pegeln kompensieren weite Auslenkungen der Membranen ihren geringen Durchmesser und liefern so ordentlich Tiefgang und „Volumen“.
Die The Pearl Myuki in der PraxisIch habe die Myuki im mehrwöchigen Test an verschiedenen Orten ausprobiert. Darunter im Nahfeld auf dem Desktop und im Hörraum mit größeren Abständen, wo ich sie einfach auf die vorhandenen Standlautsprecher gestellt habe. Und natürlich habe ich sie auch mal herumgetragen und einzeln im Akkubetrieb als Bluetooth-Speaker verwendet. Neben Streaming per WLAN (kabelgebunden per LAN geht auch) in HiRes und via AirPlay 2 beherrschen sie nämlich auch die Direktverbindung mit dem datenreduzierten Kurzstreckenfunk.
Über Sensortasten an der Oberseite können die Lautsprecher an/ausgeschaltet werden, der Eingang gewählt, Bluetooth-Pairing aktiviert und die Lautstärke geregelt werden. Das Streaming von beispielsweise Qobuz, Tidal, Spotify und anderen Diensten wird über die App gesteuert. Sprachhinweise aus dem Lautsprecher unterstützen die Bedienung, denn es gibt kein Display, das beispielsweise den gewählten Eingang anzeigt.
Die Sensortasten an der Oberseite werden von kleinen LEDs für Betriebsanzeigen unterstützt. Diese bilden beispielsweise auch eine Kette, um den Ladezustand des Akkus anzuzeigen. Sehr nützlich. Aber die LEDs sind auch recht hell und können in dunklen Räumen schon sehr störend sein. Zumal die Power-LED im Netzwerk-Standby regelmäßig blitzt. Dafür wünsche ich mir noch ein paar Optionen zum Dimmen oder Abschalten, was per Firmware-Update nachgereicht werden könnte. Die Myuki können OTA upgedatet werden.
Bei der Bedienung ergibt sich konzeptionell bedingt ein weiterer kleiner Kompromiss. Sind die Lautsprecher nämlich nicht am Ladekabel angeschlossen, schalten sie sich nach einigen Minuten ohne Signal komplett aus, um den Akku zu schonen. Das bedeutet aber, dass sie nicht direkt über das Netzwerk erreichbar sind. Sie müssen erst wieder eingeschaltet und „gebootet“ werden, was knapp eine Minute dauert. Am Ladekabel angeschlossen schalten sie sich ohne Signal in Netzwerk-Standby und sind daraus jederzeit und schnell wieder Spielbereit. Davon abgesehen gestaltet sich der Betrieb problemlos. Die Bedienung über die App ist unkompliziert und schnell erlernt. Roon-User können die Myuki ebenfalls nutzen – über AirPlay.
Noch ein Bon-Bon: Die Myuki können über die App auf den Raum bzw. auf ihren Aufstellungsort eingemessen werden. Cabasse bietet hier eine eigens entwickelte Lösung, die etwas anders als bei der Konkurrenz funktioniert. Anstatt dafür nämlich das Mikrofon eines Smartphones zu nehmen und die Messung am Hörplatz durchzuführen, besitzen die Myuki eingebaute Mikrofone. Die automatische, per App gestartete Einmessprozedur erzeugt also eine Korrekturkurve für den Aufstellungsort jedes Speakers. Unterschiede z. B. bei den Wandabständen der Speaker werden so besser berücksichtigt. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass es nicht nur mit Apple-Devices funktioniert. Android-User können das Feature ebenso nutzen.
Die Wirkung der Einmessung war in allen meinen Versuchen stets gut nachvollziehbar und positiv. Natürlich können damit bestimmte Probleme der Raumakustik wie die Nachhallzeit nicht optimiert werden, aber die Einmessung ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt. Besonder gut gefiel mir das Ergebnis bei Einmessung der Speaker auf dem Desktop.
Die klanglichen Fähigkeit der Myuki überzeugenEs handelt sich also vollwertige Streaminglautsprecher und eine komplette Musikanlage in kleinem Gehäuse, so wie etwa die KEF LSX/LS-Speaker. Doch im Vergleich zu den KEF LSX erzeugen die Myuki – abgesehen von der Möglichkeit zum Akkubetrieb – dank ihrer Bassperformance ein erheblich vollständigeres Klangbild. Ist der Pegel nicht allzu hoch, bieten sie ein Erlebnis wie von erwachsenen Standlautsprechern. Wer sie nicht kennt, sucht erst mal verdutzt nach einem versteckten Subwoofer im Raum.
Und ja, die Myuki können auch richtig laut und dabei sehr unverzerrt spielen. Wie erklärt, mit verminderter Tiefbass-Performance, aber für Partys absolut ausreichend. Besonders überzeugend ist der Stereobetrieb mit zwei Myukis. Dank ihrer fast punktförmigen Abstrahlung können sie im Stereodreieck eine erstaunlich große und realistische Bühne erzeugen, auf der die Musik klar gestaffelt und Stimmen glasklar und wie festgenagelt aus der virtuellen Mitte kommen. Auch bei der Transparenz und Feinauflösung stehen die Myuki anderen kleinen Lautsprechern dieser Art kaum nach.
Absolut faszinierend ist aber immer wieder die Bassperformance. Ok, ganz so präzise und durchschlagend wie ausgewachsene Standlautsprecher oder Subwoofer ist das nicht, aber die Myuki erzeugen erheblich konturiertere und sattere Bässe, als die üblichen Bluetooth-Boom-Boxen. Bei nicht allzu hohem Pegel – aber immer noch mit ordentlich Lautstärke – ist das Erlebnis mit den Myuki schlicht beeindruckend. Vergessen wir nicht, wie klein sie sind!
Fazit: Wunderperlen für Musikspaß an allen OrtenDie
Cabasse The Pearl Myuki sind eine Art materialisiertes
Oxymoron, ein
Wolpertinger, oder die
Eierlegende Wollmilchsau. Sie eignen sich für Reisen, die Gartenparty, für Küche, Bad, Esszimmer, aber gleichzeitig – als Stereopaar betrieben – auch als HiFi-Lautsprecher im Wohnzimmer und als Alternative zu Soundbars für den TV-Ton (dank Toslink).
Dass diese Vielseitigkeit nicht ganz ohne Kompromisse zu haben ist, liegt in der Natur der Sache. Und ganz billig sind die Myuki ja auch nicht. Erstaunlich dabei ist aber, dass sie in Sachen Klangqualität und Bassperformance die allermeisten anderen Lautsprecher dieser Größe in den Schatten stellen. Und Akkubetrieb bieten auch nicht viele Konkurrenten mit vollwertigen Streamingfunktionen.
Das heißt unter dem Strich: Wer genau nach dieser Kombination aus geringen Abmessungen, Portabilität und satter Klangleistung sucht, kommt an den Pearl Myuki kaum vorbei. – Daumen hoch!
Technische Daten The Pearl Myuki:- Maximalpegel: 99 dB RMS Single Speaker / 109 dB im Stereobetrieb
- Frequenzumfang: 30 – 23 000Hz
- Mittel-/Hochtöner: 45 mm
- Basstreiber: 2x 12 cm
- Verstärkerleistung: 65 W Mittel-/Hochton, 76 Watt für die Bässe
- Konnektivität: Ethernet, WiFi, Bluetooth, Kopfhörer 3.5 mm, USB-C, SPDIF optisch – AirPlay-Unterstützung
- Audioformate: Formats MP3, WAV, AAC, WMA, AIFF, FLAC, ALAC, Ogg Vorbis, DSD 64/128, WMA lossless
- Streamingdienste: Qobuz, Tidal, Spotify, Napster, Deezer, Webradio
- Abmessungen: ca. 18,5 x 17,5 x 18 cm
- Gewicht: 2,1 kg/Stk.
Plus/Minus Cabasse The Pearl Myuki+ satter, erwachsener Klang bei minimalen Abmessungen
+ leicht und transportabel
+ futuristisch-elegantes Design
+ Akkubetrieb möglich
+ umfassende Streamingfunktionen
+ Einmessfunktion
+ einzeln oder als Stereopaar nutzbar
+ schickes, robustes Transportcase mitgeliefert
– LEDs können im Kabelbetrieb stören
– brauchen recht lange zum Booten