Kurztest Canon EOS R6 Mark II – Alleskönner mit Begeisterungsfaktor
Vor über 18 Jahren, im September 2004, begann für mich die Ära der digitalen Fotografie mit Systemkameras. Zuvor hatte ich schon Erfahrungen mit Digitalkameras wie der Canon PowerShot Pro 1 und Sony DSC-F808 gesammelt, aber die Anschaffung der Canon EOS 20D, eine digitale Spiegelreflexkamera mit EF-Wechselobjektivanschluss und immerhin 8 Megapixeln Auflösung, war ein wichtiger Wendepunkt. Sowohl ein Schritt in eine neue Welt, als auch ein Zurück zu den Spiegelreflex-Wurzeln der Prä-Digital-Ära mit den Vorteilen eines Wechselobjektivsystems.
KompaktBezeichnung | | EOS R6 Mark II |
Art | | Vollformat DSLM Hybrid-Kamera |
Zu Zeiten der EOS 20D waren Smartphone-Kameras noch kein ernsthaftes Thema. Foto-fähige Handys produzierten schreckliche Bilder, die eine ordentliche Portion Fantasie und guten Willen voraussetzten, um den Pixelbrei als „Fotografie“ bezeichnen zu können. Doch wie wir alle wissen, änderte sich das im Laufe der Jahre dramatisch. Heute ist die absolute Mehrheit aller „Fotografierenden“ mit dem Smartphone völlig ausreichend bedient. Für die Klasse der kompakten Digitalkameras bedeutete das das Aus, aber Systemkameras im Spiegelreflex- oder Messsucher-Stil haben bis heute überlebt und ebenfalls eine enorme technische Evolution in vergleichsweise kurzer Zeit durchgemacht.
Wenn ich mir heute die mit der Canon EOS 20D aufgenommenen Bilder im Lightroom-Archiv ansehe, ist klar, dass auch damit ausgezeichnete Fotografien möglich waren. Natürlich. Nur eben mit deutlich geringerer Auflösung als heute und mit eingeschränkter Nutzbarkeit von Dynamik und höheren ISO-Einstellungen. Natürlich ging auch vieles Andere nicht, was mit heutigen Top-Systemkameras möglich ist. Der Funktionsumfang und die Performance meines Testkandidaten, der Canon EOS R6 Mark II, ist gegenüber dem der 20D unfassbar gewachsen. Das ist in etwa wie der Vergleich einer PC Textverarbeitung aus den Achtzigern mit Pages oder Word von heute. Nicht, dass die EOS 20D wirklich arm an Funktionen war, aber nur dass Sie ein Gefühl dafür kriegen: die Bedienungsanleitung der 20D in ihrer letzten Version hatte 168 Seiten, die der R6 II hat satte 1.135.
Doch das Grundprinzip und die Bauweise ist noch immer nahezu identisch. Abgesehen vom Wegfall des Klappspiegels und damit einhergehender Bauteile (wie einen separaten AF- und Belichtungssensor), läuft es bei der Gehäuseform noch immer aufs gleiche Prinzip hinaus. Von designtechnischen Feinheiten und höherer Fertigungsgenauigkeit abgesehen ist eine R6 II von einer 20D kaum zu unterschieden. Aus gutem Grund. Manche Grundformen lassen sich kaum revolutionär verbessern, weswegen im Auto ein rundes Lenkrad trotz aller Versuche immer noch besser als ein Joystick ist.
Genug in Erinnerungen geschwelgt. Die Frage, die sich aktuell stellt ist, ob und wie sehr sich die R6 II von ihrem direkten Vorfahren R6 unterscheidet. Und ob sich ein Umstieg für Besitzer der R6 eventuell lohnt. – So kurz und knapp wie möglich. Meinen Testbericht der R6 finden Sie übrigens
hier.