Kurztest Canon EOS R6 Mark II – Alleskönner mit Begeisterungsfaktor
Canon EOS R6 Mark II – NeuerungenDies soll kein Bericht sein, der bis ins letzte kleine Funktionsdetail geht und damit quasi die Bedienungsanleitung ersetzen könnte. Dafür sind die Kameras heute viel zu komplex. Und auch wenn es absurd klingt, aber die Bildqualität spielt auch nur eine untergeordnete Rolle. Denn die ist heute bei allen Top-Systemkameras auf einem Niveau, das sich nur in Nuancen unterscheidet. Wichtiger sind Fragen, welches System einem persönlich am besten gefällt, welche Auflösung man tatsächlich benötigt und ob die Wunschkamera (und Objektive) in das Budget passt.
Die leichte Erhöhung der Sensorauflösung der R6 II gegenüber der R6 von rund 20 auf 24 MP ist weitgehend vernachlässigbar. Wer unbedingt mehr braucht, muss zu entsprechend teureren Kameras im 40-MP-Plus-Bereich greifen.
Die wichtigsten Besonderheiten der R6 II im Überblick:- 24,2 MP CMOS-Sensor (nicht BSI, nicht Stacked)
- Mechanischer Verschluss mit 12 Bildern pro Sekunde
- elektronischer Verschluss mit 40 Bildern pro Sekunde
- Sensor-Bildstabilisierung mit bis zu 8 Stufen in Kombination mit Objektiv-IS
- Personen-, Tier- und Fahrzeug-AF-Motiverkennung (mit Automatik-Modus)
- Insgesamt stark verbesserte AF-Motivverfolgung
- Raw Burst Modus mit Pre-Capture
- HDR-Modus für bewegte Motive
- EVF mit 3,68 Mio. Bildpunkten und bis zu 120 B/s (0,76-fache Vergrößerung)
- 3-Zoll-Touchscreen mit 1,62 Mio. Bildpunkten, klapp-schwenkbar
- Zwei UHS-II-SD-Kartenslots
- 580 Aufnahmen pro Akkuladung (CIPA)
- 4K/60p Video (oversampled von 6K)
- 6K ProRes RAW-Videos mit einem kompatiblen Atomos-Recorder
Gehäuse und VerarbeitungÄußerlich hat sich gegenüber der R6 tatsächlich nur sehr wenig geändert. Die Grundform und die Maße sind exakt gleich geblieben. So passt nach wie vor die von mir genutzte
Arca-Kamera-Platte von Mengs (mit abnehmbarem L-Winkel), die exakt an die R5/R6 angepasst ist, auch an die R6 II. Das gilt auch für den Original Batteriehandgriff
BG-R10 von Canon.
Und doch gibt es einige sehr gut durchdachte Änderungen. Die wohl wichtigste (und erfreulichste) ist der Positionswechsel des On/Off-Schalters. Bei der R6 saß dieser auf der linken Schulter und war irgendwie kontra-intuitiv und vor allem nur mit der zweiten Hand zu erreichen.
Nun sitzt der On/Off-Schalter als Sub-Dial unter dem Daumenrad auf der rechten Schulter. Viel besser! Und er ist damit auch mit dem Zeigefinger der rechten Hand umschaltbar. Der neue On/Off-Schalter besitzt auch eine mittlere „Lock“-Position, womit er die den separaten Lock-Button der R6 ersetzt.
Der besagte Drehschalter auf der linken Schulter ist auch bei der R6 II noch vorhanden, dient jetzt aber zum schnellen Wechsel zwischen Foto- und Video-Video-Modus (was ich persönlich als Video-Laie nur selten brauche).
Eine kleine, aber fühlbare Verbesserung ist auch dem Daumen-Joystick auf der Rückseite angediehen. Der hat jetzt eine konvexe statt konkave Form mit Kanten. Kleine Ursache, große Wirkung. Den neuen Böppel empfinde ich als wesentlich angenehmer und besser zu bedienen.
Die R6 II besitzt nun auch den erweiterten Blitzschuh mit zusätzlichen elektronischen Kontakten für neueres Canon-Zubehör. Ein weiterer kleiner Unterschied ist der Wegfall des IR-Sensors im Handgriff der R6. Der ist bei den heute üblichen Möglichkeiten zum Tethering über das Smartphone wohl als überflüssig eingestuft worden.
Der Modus-Drehknopf rechts neben dem Sucher-Höcker hat ein paar neue Positionen und Funktionen, hauptsächlich für Automatik-Features erhalten. Die drei Custom-Positionen blieben natürlich erhalten. Ich hätte mir eine mehr gewünscht, aber mit den drei persönlichen Speichern komme ich auch gut klar. Im Laufe der Zeit haben sich diese als meine wichtigsten Kamera-Settings erwiesen. Da ich im Wesentlichen in drei völlig unterschiedlicher Arten Fotografiere („Standard/Walkarround, Studio/Tripod und gelegentlich Action), und die Kamera dafür sehr unterschiedliche Detail-Einstellungen benötigt, lassen sich diese über die Custom-Positionen des Modus-Rades in Nullkommanix aufrufen.
Aus ergonomischer Sicht hat sich damit rein äußerlich nicht viel geändert. Canon Um- und Aufsteiger werden sich schnell zurecht finden. Und doch haben die Änderungen im Detail dazu geführt, dass ich die R6 II etwas anders konfiguriert habe, was teilweise auch an neuen Funktionen liegt, wie der verbesserten Motivverfolgung. Über einen Druck auf die Set-Taste im hinteren Drehrad kann schnell von automatischer Motiverkennung auf ein gezielt anvisiertes Motiv umgeschaltet werden, dass dann von der Kamera sehr zuverlässig getrackt wird.
Ebenfalls eine sehr deutliche Verbesserung betrifft die automatische Motiverkennung. Hier kann zwischen Personen, Tieren Fahrzeugen etc. unterschieden werden. Hinzugekommen ist aber eine vollautomatische Erkennung, je nachdem, was gerade im Sucher erkannt wird. Das funktioniert ausgezeichnet, was die Notwendigkeit zur manuellen Umschaltung der Motiverkennung in den meisten Fällen unnötig macht. Eine kleine aber äußerst nützliche Verbesserung der Usability.
Nur ein Beispiel: Automatische Motiverkennung aktiviert, Augen der Pferde stets im Fokus.
Überhaupt wurde der AF gegenüber der R6, die selbst schon überdurchschnittlich gute AF-Performance in ihrer Klasse bot, noch mal stark optimiert. Ein deutlicher Fortschritt.