Praxis: Logi MX Mechanical for MacMX Mechanical Mini for Mac: Die Tastatur, die ich allzu gerne lieben möchteMit der MX Mechanical hat Logi im Mai diesen Jahres ein außergewöhnliches Tastaturdesign vorgestellt, bei dem die einzelnen Tasten nahezu frei schwebend mit einer deutlichen Lücke wie Pilzköpfe über der Grundplatte hängen. Fast wie bei der guten alten mechanischen Schreibmaschine. Frei heraus: Ich finde den damit erzeugten retro-futuristischen Look richtig toll. Und vermutlich erleichtert das Krümelmonstern ihre Hinterlassenschaften wieder unter den Tasten hervor zu holen. Einmal kräftig pusten oder mit Druckluft drunter blasen, fertig. Mit klebrigen Flüssigkeiten dürfte das hingegen nicht so leicht sein.
Die beiden Farbvianten "for Mac"
KompaktBezeichnung | | MX Mechanical for Mac |
Art | | BT-Tastatur mit Beleuchtung |
Verfügbarkeit | | September/Oktober 2022 |
Die MX Mechanical Tastaturen sind recht dick/hoch und wirken vielleicht auch etwas plump im Vergleich zu den heute weit verbreiteten Ultra-Flach-Brettern á la Magic Keyboard. Aber das Design ist irgendwie sehr stimmig. Und es spricht all diejenigen Nutzer an, die sich mit Flachtasten, die nur sehr wenig Hub aufweisen, nicht anfreunden können.
In den Normalversionen mit PC-Layout haben Käufer die Wahl zwischen einer kompakten (Mini) und einer Full-Size-Variante mit abgesetztem Ziffern- und Navigationstastenblock, sowie zwischen drei verschiedenen Tastenvarianten. „Leise und taktil“, „Linear“ und „Clicky“. Die Normalversion gibt es nur in Grauschwarz.
Nun liegt hier vor mir die
„For Mac“-Version der MX Mechanical Mini in Weiß/Hellgrau mit silbergrauer Platte unter den Tasten. Und ich bin fast schon verliebt. Nicht nur das Design gefällt mir, auch die mechanische und haptische Qualität ist ausgezeichnet. Mit 615 g wirkt die MX Mechanical for Mac äußerst solide und wertig. Ein Eindruck, der nur von dem Tastengeräusch etwas getrübt wird, sowie von der Tatsache, dass die Tasten keinen fühlbaren Druckpunkt haben sondern sich einfach nur linear von Federkraft gebremst ein paar Millimeter nieder drücken lassen. Mit „Druckpunkt“ ist hingegen ein gewisser Widerstand gemeint, der überwunden werden muss und sich wie ein kleiner „Gnubbel“ anfühlt. Die K380 hat so einen leicht fühlbaren Druckpunkt, die MX Mechanical nicht.
Schade auch: Es gibt die MX Mechanical for Mac nur in der kompakten Mini-Version ohne separate Tastenblöcke. Eine Full-Size-Version scheint nicht geplant zu sein, wie ich den etwas ausweichenden Erklärungen auf Nachfrage entnehme. Logitech hat aus der Mini-Version zwar das Beste gemacht, indem sie am rechten Rand zumindest Navigationstasten angesetzt haben, aber die sind kein vollständiger Ersatz für den Navigation- und Ziffernblock einer Full-Size-Tastatur. Auf der Haben-Seite steht durch die geringere Breite weniger Platzbedarf auf dem Tisch und (etwas) kürzere Griffwege zur Maus.
Ein weiterer Nachteil für Mac-User: Sie haben nicht die Wahl zwischen verschiedenen Tastenvarianten. Es gibt die MX Mechanical for Mac nur mit den „leise und taktilen“ Tastenmechaniken, erkennbar an den braunen Haltern unter den Tastenkappen.
Die MX Mechanical ist das Spitzenmodell in Logis Tastatur-Angebot und kostet mit rund 160 Euro (Mini) entsprechend viel. Und sie wird, wie die Top-Mäuse des Herstellers, mit einem integrierten, nicht auswechselbaren LiIon-Akku gespeist, der per USB-C nachgeladen werden kann. Auch hier wird kein Bolt-Adapter mitgeliefert. Die Verbindung erfolgt ausschließlich per Bluetooth. Wie die kleine K380 kann auch die MX Mechanical mit bis zu drei Devices gekoppelt werden, zwischen denen per Tastendruck schnell umgeschaltet werden kann. Ansonsten ist das Mac-Tastenlayout hier etwas anders als bei der K380.
Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Die fn-Taste sitzt rechts von der Leertaste. Links davon sind nur Control, Option und command. So wie bei dem original Apple Full Size Magic Keyboard. In der oberen Tastenreihe sind auch hier die ersten drei F-Tasten in Options+ nicht umkonfigurierbar, dafür alle anderen Tasten rechts davon. Auffällig: Es ist zwar eine Play/Pause-Taste zur Mediensteuerung vorhanden, aber keine Skip-Tasten links und rechts davon. Die habe ich mir in Options+ nachträglich auf die Tasten F9 und F10 gelegt.
Ärgerlicher Weise lässt sich die Caps-Lock-Taste, die ich immer wieder mal ungewollt erwische, in Options+ nicht abschalten oder umkonfigurieren und die MX Mechanical reagiert diesbezüglich auch nicht auf die entsprechende Option in den macOS Systemeinstellungen/Tastatur/Sondertasten. Bitte nachbessern, Logi!
Rechts neben F12 sticht ein kleines Lampensymbol ins Auge. Die MX Mechanical verfügt über eine (einfarbige) Tastenbeleuchtung, was viele Schummerlicht-User freuen dürfte.
Die Tastenbeleuchtung funktioniert sehr zuverlässig mittels eines Annäherungs- und eines Umgebungslichtsensors. So schaltet sie sich automatisch ein, wenn die Situation es erfordert und nach geraumer Zeit ohne Gebrauch wieder ab. Eine kurze Annäherung oder Berührung und sie ist sofort wieder da. Über die Lampentaste (in Kombination mit fn) kann die Beleuchtung wahlweise ganz abgeschaltet werden. Nacheinander können mit dieser Taste außerdem verschiedene „Stimmungsbeleuchtungen“ aktiviert werden. Das ist z. B. eine animierte Licht-Laola von links nach rechts oder das willkürliche Aufleuchten einzelner Tasten. – Spielkram.
Mit aktivierter Hintergrundbeleuchtung verspricht Logi einen Ladezyklus von bis zu 15 Tagen. Ohne aktive LEDs hält der Akku bis zu 10 Monate durch.
Zum Schreibgefühl: Ich hatte vorhin die Bauernweisheit mit alten Hunden und neuen Tricks erwähnt. Hier handelt es sich wohl um eine Ausnahme von dieser Regel. Aufgewachsen im Zeitalter von Mechanischen/Elektrischen Schreibmaschinen, Atari, Commodore & Co., bin ich Tasten mit relativ großem Hub und eine hohe Bauform von Kindheit an gewohnt. Und doch habe ich mich erst in den letzten Jahren auf flache Tasten wie in aktuellen Magic Keyboards umgewöhnt. Und zwar so sehr, dass mir die Nutzung der MX Mechanical in den ersten Tagen wirklich schwer fiel, obwohl das quasi ein Tippgefühl wie zu Atari-Zeiten ist. – Nur solider und verbindlicher.
Andauernd habe ich die falschen Tasten getroffen, oder durch leicht unpräzise Treffer nebenliegende Tasten mit ausgelöst. Das passiert mir beim Apple-Keyboard wesentlich seltener. Der längere Hub der Mechanical-Tasten stört mich nicht, bringt mir aber auch keinen spürbaren Vorteil. Dafür ist das Tippgeräusch deutlich lauter, auch wenn es sich hier um die „leise und taktil“-Mechaniken handelt. Das Apple Magic Keyboard mit Touch ID und Ziffernblock ist demgegenüber leiser und angenehmer.
Auch extrem gewöhnungsbedürftig sind für mich die Tasten rechts von „Return“ und die Pfeiltasten darunter. Außerdem fehlt mir hier schmerzlich die oft genutzte Nach-rechts-löschen-Taste. Die ist hier nur mit der Tastenkombination fn-Löschen verfügbar. Dass die Pfeiltasten nicht deutlicher abgesetzt sind, macht mir ebenfalls zu schaffen. – Ich hätte doch wirklich gerne eine Full-Size-Version der MX Mechanical for Mac. Der Platzgewinn der Mini ist für mich nicht so relevant.
Geräuschvergleich: Apple Magic Keyboard mit Ziffernblock und Touch-ID (links im Bild), MX Mechanical for Mac (Mitte) und K380 for Mac.
So bin ich nach gut einer Woche mit der MX Mechanical for Mac hin und her gerissen. Mir gefällt ihr Design und an das Langhub-Tippgefühl könnte ich mich zurück-gewöhnen. Am Ende ist es aber eine weitere fehlende Taste, die mich doch immer wieder zum Apple-Keyboard greifen lässt: Touch-ID. Die praktische Authentifizierung geht zwar auch mit der Apple Watch, aber die Taste ist deutlich schneller und praktischer. Touch-ID wird es in Keyboards von Drittanbietern aber vermutlich nie geben.