Mac App Store: Tools von Trend Micro schicken ebenfalls Daten nach China – ist es wirklich Trend Micro?
Ende letzter Woche machten Berichte die Runde, wonach ein populäres Tools aus dem Mac App Store, das unter anderem auch aufgrund gefälschter Rezensionen wochenlang in den Charts weit vorne stand, den Browserverlauf des Nutzers ausspähte und nach China schickte. Apple reagierte erst, als die Meldung durch die Medien ging – vorher ließ Apples Review Team das Programm im Store, obwohl das missbräuchliche Verhalten schon vor einem Monat gemeldet wurde. Erst am Freitagabend verschwand der "Adware Doctor" dann endlich. Die zahlreichen Verletzungen der Entwicklerrichtlinien schildert dieser Artikel:
Jetzt wurde allerdings bekannt, dass der Adware Doctor kein Einzelfall war. Mehrere weitere Programme verhielten sich nämlich ebenfalls so. Allesamt versprachen diese dem Nutzer, nach Viren zu suchen oder andere schädliche Software vom Mac zu verbannen. Sobald der Anwender die vom Programm unter Vortäuschung falscher Tatsachen erbetenen Nutzerrechte einräumte, wurde flugs die gesamte Browserhistorie ausgelesen und verschickt.
Diesmal reagiert Apple sehr schnellSowohl Dr. Unarchiver als auch Dr. Cleaner stammten aus dem Hause "Trend Micro, Inc". Beim Entpack-Tool "Dr. Unarchiver" beförderte man übrigens per Klick auf "Scan" Daten nach China – nachdem der Nutzer ein ZIP-Archiv öffnete, das nun angeblich überprüft werden müsse. Auch in diesem Fall handelte es sich um ein Programm mit konstant hohen Absatzzahlen. Man kann nur ahnen, wie viele arglose Anwender in den letzten Wochen ihren Browserverlauf daher in die Welt funkten. Apple reagierte diesmal allerdings schnell und verbannte jene Apps. Trend Micro ist ein namhafter Anbieter, daher verwundert die Meldung.
Tatsächlich das echte Trend Micro?Vielerorts wird angenommen, es müsse sich um einen gefälschten Account handeln, denn niemals würde sich ein so namhaftes Unternehmen auf diese Weise verhalten. In der Tat ist die Angelegenheit ziemlich kurios. Das verifizierte Zertifikat der Produktseite (drcleaner.com) weist ganz eindeutig Trend Micro in Irving, Texas als Inhaber aus (dort ist auch trendmicro.com registriert). Ausgestellt ist das Zertifikat von AffirmTrust LLC – welches sich wiederum im Besitz von Trend Micro befindet. Die Produktseite selbst ist hingegen in China gehostet, wo sich auch viele der von Trend Micro eingesetzten App-Entwickler befinden.
Einmal vorausgesetzt, dass Trend Micro den eigenen Ruf nicht durch derlei dubioses Verhalten aufs Spiel setzen würde, kann man verschiedene Erklärungen liefern. Möglicherweise setzte Trend Micro auf ein externes Framework, welches dann munter Daten funkte – oder ein Mitarbeiter schleuste Code ein. Den gesamten Verlauf nur deswegen zu übermitteln, um eine möglicherweise unseriöse URL als Hoster bekannter Schadsoftware im Verlauf zu finden, wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen und zudem nicht einmal aussagekräftig. Bleibt aber natürlich noch Szenario 3: Das chinesische App-Team von Trend Micro genießt Handlungsspielraum und das Dachunternehmen bekommt gar nicht mit, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Eine Stellungnahme von Trend Micro würde die Sache schnell aufklären, bislang gibt es aber keine.
Was Apple jetzt tun kannMan kann davon ausgehen, dass Apple angesichts der Häufung dieser Vorfälle Maßnahmen ergreift. Derzeit analysiert Apple nicht, was eine App an Daten schickt und empfängt – rein theoretisch könnte eine Kamera-App daher ein Foto des Review-Mitarbeiters aufnehmen und dieses unbemerkt versenden. Ein Ansatz wäre daher, den Netzwerkverkehr zu überwachen und zu überprüfen, was die App übermittelt. Dazu bedürfte es spezieller Frameworks, die schon vor Aufbau der SSL-Verbindung eingreifen.
Ein weitreichender, wenngleich sehr wirkungsvoller Schritt wäre zudem, Zugriff auf den Home-Ordner oder die Library generell nicht mehr per bisherigem Öffnen-Sichern-Dialog zu erlauben. Stattdessen würde eine App nur noch auf Daten zugreifen können, wenn Apple eine offizielle Schnittstelle bereitstellt. Handeln muss Apple auf jeden Fall, denn die bisherigen Prüfroutinen haben sich offensichtlich als lückenhaft erwiesen und gehen dem zuwider, womit Apple im App Store wirbt.