15 Jahre Mac OS X Teil 2 - Das System wird erwachsen
Im
ersten Teil unserer Serie hatten wir uns auf die lange Vorgeschichte bis zu dem Zeitpunkt konzentriert, als Apple schließlich am 24. März 2001 mit dem brandneuen System aufwarten konnte. Eine große Hürde war geschafft, Mac OS X stand zur Verfügung. Sehr schnell zeigte sich jedoch, dass Apple noch einen langen Weg vor sich hatte, bis Mac OS X wirklich von Kunden und Entwicklern akzeptiert wurde. 10.0 konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen, zu langsam war die Arbeitsgeschwindigkeit, zu wenig Software konnte nativ ausgeführt werden. 10.0 blieb nicht lange auf dem Markt, schon im September veröffentlichte Apple Mac OS X 10.1 - ein kostenloses Update.
Mac OS X 10.1 - PumaDas erste große Update für Mac OS X mit dem Codenamen Puma brachte neben allgemeinen Performanceverbesserungen - endlich war OS X auf einem G3-Rechner vernünftig benutzbar - auch eine ganze Reihe neuer Funktionen mit sich. Mit dem Apple DVD Player wurde eine systemseitige Möglichkeit geschaffen, DVDs abzuspielen. Die Brennfunktionen in iTunes und im Finder wurden verbessert und eine deutlich größere Anzahl an Druckertreibern war vorhanden. Die geringe Zahl unterstützter Drucker stellte ebenfalls einen Kritikpunkt an Mac OS X 10.0 dar. Ein neues Programm erschien mit 10.1., "Digitale Bilder" sorgte fortan für Zugriff auf Digitalkameras und Scanner. So wie 10.0. setzte auch 10.1 128 MB Arbeitsspeicher voraus, der benötigte Festplattenspeicher stieg von 800 MB auf 1,5 GB.
In den wenigen Monaten zwischen 10.0 und 10.1 gelangen Apple zwar signifikante Verbesserungen, viele Probleme und Kernel Panics traten jedoch noch immer auf. OS X reagierte unter anderem sehr empfindlich darauf, wenn Peripherie unerwartet abgestöpselt wurde. Ein "panic: We are hanging here..." war recht einfach herbeizuführen - teilweise sogar, wenn man die Tastatur entfernte. Apple wusste sehr genau um die noch immer vorhandenen Probleme mit dem neuen System, weswegen auf neu ausgelieferten Computern zu diesem Zeitpunkt immer auch Mac OS 9 installiert und lauffähig war. Erst am 07.01.2002 wagte Apple den Schritt, Mac OS X als sein neues primäres Betriebssystem zu bezeichnen. Zu diesem Stichtag standen für das neue System ca. 2500 native Programme zur Verfügung - etwa so viele, wie der Mac App Store kurz nach Start bereithielt.
Mac OS X 10.2 - JaguarAm 23.08.2002 veröffentlichte Apple mit Version 10.2 (Codename Jaguar) die dritte Version von Mac OS X. Seit dieser Version wird der Codename nicht nur für interne Zwecke verwendet, sondern ist auch Teil der offiziellen Produktbezeichnung geworden. Seither findet er sich sowohl auf Verpackungen als auch auf Datenträgern. Auch der "Happy Mac" als Bootlogo hatte nach nunmehr fast 18 Jahren ausgedient und wurde durch ein schlichtes Apple-Logo beim Bootvorgang ersetzt. Insgesamt wird Jaguar von vielen Nutzern als erste produktiv nutzbare Version von OS X bezeichnet, was nicht nur auf bessere Stabilität zurückzuführen ist. Neben einem Spam-Filter für Mail führte Jaguar den Instant-Messenger iChat, das Adressbuch und Rendezvous, die mittlerweile als Bonjour bezeichnete Implementierung von Zeroconf, ein - Netzwerkverbindung ohne Konfigurationsaufwand. Auch die Unterstützung für Windows-Netzwerke wurde deutlich verbessert, so dass der Einsatz in gemischten Umgebungen einfacher wurde. Finder-Fenster erhielten eine Suchzeile zum schnelleren Datenzugriff, Sherlock 3 bot Zugriff auf Web-Dienste. Ein neues Programm namens "Inkwell" diente Tablet-Benutzern der Erkennung von Handschriften. Wohlgemerkt Grafik-Tablets, nicht Tablet-PCs ... Inkwell stellte eines der letzten "Erbstücke" aus den Newton-Zeiten dar.
In den Mac-Foren war eindeutig zu bemerken, dass die Stimmung mit Mac OS X 10.2 langsam zu Gunsten von OS X umschlug. Noch immer waren viele Nutzer nicht zum Umstieg zu bewegen, die Vorteile von Mac OS X wurden aber immer deutlicher sichtbar. Zudem hatte Apple in den eineinhalb Jahren nach Vorstellung von 10.0 so stark an der Geschwindigkeitsschraube gedreht, dass die anfänglich geäußerte Hauptkritik kaum noch zutreffend war. Auch das Software-Angebot wuchs stetig und die meisten großen Produktivitätslösungen lagen als native Version für OS X vor. Die Anfang 2003 veröffentlichten Power Macs der Baureihe "FW 800" konnten als erste Baureihe bereits nicht mehr unter OS 9 booten, Apple bot noch ein Modell der Vorgängerserie an, falls auf OS 9 nicht verzichtet werden konnte. 10.2 markierte somit die endgültige Abkehr von OS 9.
Mac OS X 10.3 - PantherNur 14 Monate nach der Veröffentlichung von Jaguar stand das nächste große Update für Mac OS X an. Unter dem Namen Panther wurde Version 10.3 am 24. Oktober 2003 veröffentlicht. Auf den entsprechenden Produktseiten warb Apple damals mit über 150 neuen Funktionen. Viele dieser Funktionen sind bis heute erhalten geblieben, bzw. wurden stetig weiterentwickelt. So löste in Jaguar erstmals Apples eigener Browser Safari den Internet Explorer als Standardbrowser ab - das 1997 geschlossene Abkommen zwischen Microsoft und Apple wurde somit zu den Akten gelegt. Neben schnellem Benutzerwechsel, also der Möglichkeit, einen anderen Benutzer im System anzumelden, ohne einen anderen Nutzer deswegen abzumelden, brachte Jaguar auch Exposé mit - eine kleine Revolution in der Navigation zwischen geöffneten Fenstern und Programmen. Bei der optischen Gestaltung begann Apple deutlich sichtbar damit, Aqua-Elemente zu ersetzen. Mehr und mehr Programme wurden auf ein Design, das an gebürsteten Stahl erinnert, umgestellt. Damit setzt auch eine Zeit der relativ inkonsistenten Bedienoberflächen am Mac ein, in der teils 3-4 verschiedene Fensterdesigns alleine von Apple gepflegt wurden. Ebenfalls neu waren iChat AV, Vorschau zur schnellen PDF-Ansicht, die Schriftenverwaltung Font Book sowie ZIP-Unterstützung des Finders.
Mit Mac OS X 10.3 wurde das neue System endgültig erwachsen. Hohe Arbeitsgeschwindigkeit, erhebliche Produktivitätszugewinne durch Neuerungen wie Exposé, sowie die Einführung von Xcode (der Nachfolger des Project Builders) stimmten Nutzer und Entwickler gleichermaßen zufrieden. Erneut sei ein Hinweis auf die Mac-Foren erlaubt: Mit 10.3 verstummten die Diskussionen OS 9 vs. OS X fast schlagartig. Auf der WWDC 2003 erstmals demonstriert, zur Apple Expo 2003 erneut vorgeführt, stieg auch der Hype um neue Produkteinführungen an. Im Oktober veranstalteten viele Verkaufsstellen Panther-Events und feierten die Einführung des neuen Systems. Besitzer eines Power Mac G3 beige sowie PowerBook G3 Wall Street mussten bei Jaguar bleiben, Apple beendete die Hardware-Unterstützung.
Alle Teile der Serie Teil 1: Die Vorgeschichte sowie der Marktstart von Mac OS X
Teil 2: Das System wird erwachsen
Teil 3: Tiger bis Lion
Teil 4: Die schnellen Zyklen seit 2012