Apple stellte vor zwei Wochen auf dem "Unleashed"-Event die nächste Generation des MacBook Pro vor – und das Gerät verdient den "Pro"-Zusatz: Die Performance ist über jeden Zweifel erhaben und man findet trotz intensiver Suche wenige Kritikpunkte an dem Laptop. Da sich die Stärken und Schwächen eines neuen Macs meist erst nach einigen Tagen wirklich zeigen, hier eine Ergänzung der ersten Beobachtungen von letzter Woche.
Lautsprecher – WOWApple hob auf dem Event die Qualität der integrierten Lautsprecher hervor und welche Fortschritte man bei der Entwicklung gemacht habe. Die sechs internen Speaker sollen für 80 Prozent mehr Bass sorgen und eine halbe Oktave tiefere Töne erzeugen können als die Vorgängergeneration. Kommend von einem 2016er MacBook Pro 15" ist der Fortschritt wirklich beachtlich: Natürlich können Laptop-Lautsprecher nicht die heimische Anlage ersetzen – dennoch ist die Tonqualität beachtlich. Sitzt man direkt vor dem Laptop, hat man den Eindruck, dass der Ton nicht nur aus dem Gerät stammt, sondern sich im Raum verbreitet.
Bildschirm – NajaDas MacBook Pro 2021 ist der erste Mac mit einem Mini-LED-Bildschirm: Hier erhellen viele kleine LEDs den Bildschirm, welche sich gezielt abschalten lassen. Der Vorteil: Der LCD-Schirm kann sattes Schwarz darstellen – die sonst stets aktive Hintergrundbeleuchtung kann gezielt deaktiviert werden. Doch da nur 8.000 (14") oder 10.000 (16") LEDs zum Einsatz kommen, ist ein pixelgenaues Ausschalten nicht möglich – und dies erzeugt einen Effekt, der als Blooming bekannt ist: Helle Elemente auf schwarzem Hintergrund erzeugen einen leicht helleren Bereich in der direkten Umgebung.
Zuerst das Gute: Blooming ist beim normalen Arbeiten oder beim Betrachten eines Fotos oder Filmes gar nicht bis kaum feststellbar. Bootet das MacBook, ist um den hellen Apfel auf schwarzem Hintergrund ein leichtes Blooming feststellbar.
Das Negative: Vergleicht man den von Apple stark beworbenen Bildschirm mit älteren MacBooks, ist beim Vergleich kaum ein Unterschied zu erkennen. Er ist lediglich beim direkten Vergleich und bei sehr genauer Betrachtung etwas heller, doch ein maßgeblicher Unterschied ist nicht feststellbar – besonders bei gängigen Alltagsaufgaben.
Höhere Menüleiste – NajaDas neue MacBook Pro zeigt eine höhere Menüleiste, um den "Notch" nicht in den Bildinhalt ragen zu lassen. Eigentlich eine gute Idee – doch stellt man die Bildschirmskalierung auf die kleinere Variante um, skalieren auch die Menuleistenelemente mit. Dies führt dazu, dass die höhere Menüleiste so noch ungewohnter als zuvor aussieht:
Durch die kleineren Fonts wirkt so die Menüleiste noch deutlich höher, als sie sowieso schon ist. Aber zumindest ist die Usability nicht eingeschränkt: Die Menuleistenelemente reagieren auch, wenn man über oder unter den Text klickt.
Hitze – kaum vorhandenOftmals werden Laptops nicht am Schreibtisch, sondern auf den Oberschenkeln platziert: Und viele Laptop ("auf dem Schoß") verdienen den Namen eigentlich nicht. Denn: Die Unterseite vieler Macs und PCs erwärmt sich selbst bei Alltagstätigkeiten so stark, dass es unangenehm ist.
Das MacBook Pro mit M1 Pro und M1 Max verdient allerdings die Bezeichnung tatsächlich: Bei Alltagstätigkeiten erwärmt sich das Gerät nicht merklich – und selbst beim Umwandeln eines Filmes von 4K auf Full HD mittels Handbrake kann das MacBook auf dem Schoß verbleiben, ohne Verbrennungen zu befürchten. Lüfter sind hier nur zu hören, wenn man den Kopf nah an das Gerät bewegt – kein Vergleich mit vergangenen Intel-Modellen, welche hier die Klangkulisse eines Staubsaugers erzeugten.
Externe Bildschirme – kein ProblemSchließt man an ein Intel-MacBook mit dedizierter Grafikkarte externe Bildschirme (in diesem Fall ein 4K-Bildschirm und ein zusätzliches Full-HD-Display) an, schaltet das Laptop stets komplett auf die dedizierte Grafikkarte – welche deutlich mehr Energie benötigt. Mehr Energie bedeutet mehr Abwärme – und daher hört man bei der Nutzung von größeren, externen Bildschirmen bei Intel-MacBooks fast durchgängig den Lüfter. Zwar ermöglichen, anders als GMA-basierte MacBooks, die dedizierten Grafikkarten zumindest eine flüssige Nutzung von größeren, externen Bildschirmen – doch der Lüfterlärm ist störend.
Anders an MacBooks mit Apple Silicon: Die M1-MacBooks konnten bereits einen externen Bildschirm ansteuern – und zwar flüssig und ohne Lüfterlärm. Da ist natürlich auch der M1 Max keine Ausnahme: Dem M1 Max scheint ein externer 4K-Schirm und ein Full-HD-Display nichts auszumachen – weder wird das Gehäuse wärmer, noch ist die Darstellung in irgendeiner Form ruckelig.
Efficiency Cores – nützlichDer M1 bringt vier Effizienz-Kerne und vier Performance-Kerne mit – doch mit dem M1 Pro und Max ändert Apple dies (bei den meisten Geräten) auf acht Performance-Kerne und (nur noch) zwei Efficiency-Cores. Richtet man einen Mac neu ein und kopiert viele Dokumente, Code-Dateien und Fotos auf das neue Gerät, springt schnell Spotlight an und führt meist zu einem zähen Arbeiten (und im Falle von Intel-basierten MacBooks zur vollen Lüfterdrehzahl). Apple hat dieses Verhalten deutlich angepasst: Die meisten Aufgaben, wie zum Beispiel das Indexieren von Spotlight, das initiale Abrufen von vielen Mails und das Herunterladen der iCloud-Foto-Bibliothek, laufen nun ausschließlich auf den Effizienz-Kernen ab:
Dies hat zur Konsequenz, dass man die Hintergrundaufgaben nun den Arbeitsfluss nicht mehr bremsen. Und im Falle unseres MacBook Pro mit M1 Max blieb auch hier das Gerät angenehm kühl und die Lüfter nicht hörbar.
MagSafe – Gut, aber weniger USB-CZum Jubel vieler verbaut Apple nun wieder einen MagSafe-Ladeanschluss. Grundsätzlich ist dies zu begrüßen, da dieser ein Herunterfallen des Gerätes wirkungsvoll verhindert, wenn man über das Stromkabel stolpert. Der MagSafe-Anschluss arbeitet wie gewohnt und ist im Falle der 2021er MacBooks sicher am Gerät durch Magnete arretiert – ein versehentliches Abstöpseln wegen zu schwacher Magnete ist nicht zu befürchten.
Doch Apple entschied sich dazu, nur noch drei statt (wie bei den meisten Vorgänger-MacBook-Pro-Modellen) vier USB-C/Thunderbolt-Ports zu verbauen. Je nach Anordnung auf dem Schreibtisch ist dies etwas ärgerlich: Auf der rechten Seite findet sich nun nur noch ein USB-C-Anschluss, so dass im Falle von zwei externen Bildschirm ein Kabel um das MacBook herumgelegt werden muss.
Gehäuse – Schwer, unhandlichDas 2021er MacBook Pro ist dicker als der Vorgänger – und schwerer. Einerseits ist dies sehr zu begrüßen, da nun die (unglaublich hohe) Performance die Gestaltung des Gerätes vorgibt und nicht das Aussehen. Doch nach wenigen Tagen hat sich gezeigt, dass die zusätzliche Dicke und das Gewicht tatsächlich die Portabilität einschränken. Im konkreten Nutzungsfall (Gerät wird meist zu Hause auf Schreibtisch, Couch oder Bett verwendet) ist dies ein zu vernachlässigender Nachteil. Will man jedoch das MacBook als komplett mobile Arbeitsstation nutzen, sollten man das MacBook Pro 2021 zuvor einmal im Geschäft unter die Lupe nehmen, ob das Gewicht und die Dicke ein Problem darstellen.
Alltägliche Performance – schlichtweg beeindruckendNach ein paar Tagen Nutzung ist festzustellen: Der M1 Max absolviert jede Aufgabe, welche ein Softwareentwickler ihm zuteilt, mit Bravour. Kompilieren in Xcode erledigt der M1 Max um ein Vielfaches schneller als ein Core i7 – und dabei völlig ohne Geräuschkulisse (ein gesonderter Performance-Vergleich bezüglich Xcode wird in den kommenden Tagen auf MTN erscheinen). Auch Arbeiten in Photoshop, selbst in großen Dokumenten, erwärmen nicht mal das Gehäuse. Apple ist hier ein ganz großer Wurf gelungen – das Gesamtpaket aus Performance, Akkulaufzeit und Energieeffizienz wäre ohne Apple-eigene Chips nicht möglich gewesen.