Vor fast genau drei Wochen traf unser MacBook Pro 16" in fast vollständiger Maximalausstattung (M1 Max, 32 GPU-Cores, 32 GB Ram, 4 TB SSD) in der MacTechNews-Redaktion ein – und seitdem wird das potente Laptop hauptsächlich für die Entwicklung in Apples Programmierumgebung Xcode eingesetzt. Meist zeigt sich erst nach einigen Wochen, wie gut oder schlecht ein neuer Computer ist. Lesen Sie hier, wie sich das Gerät im Alltag schlägt.
Ausleuchtung des Bildschirms am Rand mangelhaft, kein Blooming im AlltagDas MacBook Pro 14" und 16" sind die ersten Macs mit internem Mini-LED-Bildschirm. Der Vorteil: Schwarze Flächen werden komplett abgedunkelt – die Hintergrundbeleuchtung "schimmert" nicht mehr durch. Der Nachteil: Da die "Auflösung" der Mini-LEDs geringer ist als die Auflösung des Bildschirms, können nicht gezielt einzelne Bildpunkte abgeschaltet werden, sondern nur Bereiche. Die Konsequenz daraus ist Blooming – helle Elemente auf schwarzem Hintergrund haben einen leuchtenden Rand. Zuerst das Positive: Beim normalen Arbeiten ist kein Blooming feststellbar – und Desktop-Hintergründe mit schwarzen Rändern sehen sehr gut aus. Wenn man aber genau hinsieht, kann man allerdings Blooming beim Mauszeiger feststellen, wenn sich dieser auf einer schwarzen Fläche befindet – aber nur wenn man gezielt darauf achtet.
Doch die neue Hintergrundbeleuchtung hat einen weiteren Nachteil: Am Display-Rand ist die Helligkeit in einem Bereich von 2 mm etwas geringer. Dies fällt beispielsweise auf, wenn eine komplett weiße Fläche am Bildschirmrand dargestellt wird:
Es handelt sich hierbei aber um ein sehr kleinen Mangel, welcher nur bei sehr genauem Hinsehen überhaupt auffällt.
120 Hz – (momentan) kein echter MehrwertZum ersten Mal unterstützt Apple mit den neuen MacBook-Pro-Modellen die Darstellung mit mehr als 60 Hz – Apple nennt das ProMotion. Apple führte diese Funktion bereits vor einigen Jahren beim iPad Pro ein, doch bisher mussten sich Macs mit 60 Hz begnügen. Im Alltag ist dieser Vorteil aber (zumindest momentan) vernachlässigbar: Die höhere Bildwiederholrate fällt eigentlich nur beim Verschieben von Fenstern auf, da momentan noch kaum Apps angepasst sind. Sogar Apples Safari nutzt beim Scrollen noch 60 Hz.
Notch – Gewöhnung lässt Notch verschwindenSieht man zum allerersten Mal ein neues MacBook Pro, sticht besonders bei hellen Hintergründen die "Notch" deutlich hervor, in welcher die FaceTime-Kamera untergebracht ist. Doch genau wie bei längerer Nutzung eines iPhones mit Notch fällt diese nach einiger Gewöhnung nicht mehr auf – selbst bei hellen Desktop-Bildern. In die Quere kommt die Notch auch kaum – die meisten Apps haben so wenig Menüleisten-Einträge, dass diese in den allermeisten Fällen komplett auf der linken Seite des Notchs Platz finden.
Wünschenswert wäre jedoch eine systemseitige Option, die komplette Menüleiste in Schwarz darzustellen. Zwar gibt es
Dritthersteller-Programme, welche diese Option bieten – doch eine in macOS eingebaute Option wäre sinnvoll.
Schnelle Reaktion beim Anschluss externer BildschirmeIntel-Macs benötigen meist einige Zeit, bis externe Bildschirme gefunden und angesteuert werden. Auch wenn von einem Intel-MacBook externe Schirme abgestöpselt werden, dauert es manchmal einige Sekunden, bis der interne Bildschirm wieder ein Bild zeigt. Dies ist beim MacBook Pro mit M1 nicht mehr der Fall: Externe Bildschirme werden schnell gefunden und angesteuert – und beim Abstecken zeigt der interne Bildschirm sofort wieder ein Bild. Getestet haben wir dies mit einem LG-USB-C-Bildschirm, einem HDMI-Bildschirm direkt am HDMI-Anschluss sowie einem USB-C-auf-HDMI-Adapter.
Akkulaufzeit: SpektakulärDer M1, M1 Pro und M1 Max sind sehr effiziente Chips – das kommt sowohl der Wärmeentwicklung wie auch der Akkulaufzeit zugute. Mit einem neuen MacBook Pro 16" muss man sich hier kaum noch Gedanken machen: In unserem Anwendungsfall (Xcode, ständiges Kompilieren, zuteilen Nutzung des iOS-Simulators, nebenher stets Abspielen von Filmen) zeigte das MacBook nach fünfeinhalb Stunden noch einen Akkustand von 50%. Dies bedeutet, dass man selbst als Entwickler an einem normalen Arbeitstag getrost auf das Netzteil verzichten kann. Zum Vergleich: Intel-basierende MacBooks halten bei ähnlichen Aufgaben meist drei bis vier Stunden durch, bis der Akku komplett den Geist aufgibt.
Schnelles Aufwachen, schnelles Touch IDMeist brauchen Intel-MacBooks ein paar Sekunden, bis diese nach Aufwachen aus dem Ruhezustand wirklich einsatzfähig sind. Dies ist beim MacBook Pro mit M1 Max nicht mehr feststellbar – sofort nach Aufklappen geht das Display an und das MacBook reagiert auf Eingaben.
Auch Touch ID ist angenehm schnell: Brauchte ein älteres MacBook Pro 15" aus dem Jahr 2016 stets eine gewisse Zeit, bis der Fingerabdruck erkannt wurde, reicht bei den neuen Geräten ein kurzes Auflegen auf den (nicht sonderlich ansehnlichen) Fingerabdrucksensor komplett aus.
FazitDas MacBook Pro mit M1 Max ist ein echtes Arbeitstier: Jedwede Aufgabe eines Software-Entwicklers erledigt das schnelle MacBook mit Bravour – und völlig ohne Lüfterlärm und unangenehme Abwärme. Die Akkulaufzeit ist beeindruckend, die CPU- und GPU-Performance ebenso. Apple hat es geschafft, das nahezu perfekte Laptop für den professionellen Einsatz zu bauen.
Natürlich gibt es auch ein paar (kleine) Kritikpunkte: Die Dicke ist nach wie vor im Vergleich zu den dünneren Vorgängermodellen störend und bei einigen Anwendern findet keine "Gewöhnung" an die Notch statt. Doch diese "Problemchen" treten durch die schier unglaubliche Performance des Mobilgerätes in den Hintergrund – Apple ist hier ein großer Wurf für professionelle Anwender gelungen.