MacBook Pro, M1 Max und Xcode – Was bedeutet die enorme Performance für Entwickler?
Es steht inzwischen außer Frage, dass sowohl der M1 Pro als auch der M1 Max wahre Leistungsmonster sind. In allen bislang durchgeführten Benchmarktests kommen die Chips auf Werte, wie man sie nur bei wesentlich stromhungrigeren Prozessoren und Grafikkarten vorfindet. Die Vorzüge der 2020 gezeigten M1-Chips kommen dabei noch stärker zum Tragen, denn nun befindet sich Apple auch absolut gesehen an der Spitze des Leistungsspektrums. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, was die neuen Möglichkeiten für die alltägliche Arbeiten bedeuten – in unserem Beispiel geht es konkret um Software-Entwicklung.
Kompilieren in Xcode – am Beispiel von MacStammbaum 9MacStammbaum 9 ist ein riesiges Projekt mit als einer Million Zeilen Code. Die Software setzt auf zahlreiche aktuelle Apple-Frameworks, so zum Beispiel Metal, SceneKit, CoreAnimation, CloudKit, CoreML und AVFoundation.
Normalerweise muss in Xcode selten ein Projekt komplett neu kompiliert werden – meist werden nur die geänderten Dateien kompiliert und die App ist startfertig. Doch von Zeit zu Zeit ist dies erforderlich – entweder, weil globale Header-Dateien geändert oder grundlegende Projekteinstellungen angepasst wurden. Bei großen Projekten bedeutet dies normalerweise: Lüfterlärm und Kaffeepause. Doch bereits der M1-Chip hat die Situation für Xcode-Entwickler mit großen Projekten maßgeblich verbessert – und der M1 Max legt nach unseren Messungen noch eine Schippe drauf:
Unser Test ist simpel: Wir löschen den Inhalt des "Derived Data"-Ordners, in welchem Xcode Zwischenstände abspeichern, starten Xcode und kompilieren daraufhin das Projekt MacStammbaum. Die Performance ist gewaltig: Ein M1 Max benötigt nur 1:18, während sich die beiden (etwas älteren) Intel-MacBooks 7 Minuten und mehr Zeit nehmen.
Fast noch wichtiger: Kein Lärm!Das MacBook Pro 2014 und 2016 fangen bereits nach etwa 30 Sekunden an, die Lüfter auf Höchstdrehzahl zu betreiben. Anders der Mac mini M1 und das MacBook Pro 16" mit M1 Max: Hier ist noch nicht einmal eine maßgebliche Erwärmung des Gehäuses festzustellen – geschweige denn Lüftergezeter.
Selbst wenn man das MacStammbaum-Projekt 5x hintereinander kompiliert, bleibt das MacBook Pro mit M1 Max angenehm kühl. Auch beim Auschecken von größeren Projekte aus einer Versionsverwaltung (hier GIT) ist mit keiner Wärme- oder Lärmbelästigung zu rechnen – selbst wenn mehrere Vorgänge parallel laufen. Und auch das Entpacken von Xcode (wenn man es nicht aus dem Mac App Store lädt) ist mit keinem Lüfterkonzert mehr verbunden.
Autovervollständigung in XcodeDie Autovervollständigung in Xcode wird mit zunehmender Projektgröße immer träger: Beispielsweise dauert es auf den beiden hier getesteten Intel-MacBook manchmal 5 Sekunden und mehr, bis Xcode die Autovervollständigungen präsentiert. Bereits bei einem Mac mini mit M1 ist das Problem allerdings fast verschwunden: Nach einer Sekunde ist stets das Fenster mit den Auto-Vervollständigungen auf dem Bildschirm zu sehen.
Und beim M1 Max gibt es selbst beim großen MacStammbaum-Projekt keine merkliche Verzögerung mehr, bis Xcode die Vorschlagsliste einblendet – es funktioniert so, als würde das Projekt aus ein paar dutzend Code-Dateien bestehen und nicht aus mehreren Tausend.
Noch eine Anmerkung bezüglich der Auto-Vervollständigung: Glücklicherweise gestaltete Apple die Escape-Taste der neuen MacBooks sehr groß – über diese löst man nämlich in Xcode die Auto-Vervollständigung aus.
Zu schneller Mac für Entwickler gefährlichMeist verwendet ein Entwickler auch den Mac zum Testen und Ausprobieren, welchen er zum entwickeln nutzt. Will man aktuell eine Mac-App herausbringen, welche unter Catalina, Big Sur und Monterey laufen soll, muss man eine gewaltige Spanne an Macs abdecken: Die App hat auch auf einem MacBook Air von 2012 (mit 4 GB RAM!) gut zu funktionieren. Nutzt der Entwickler also beispielsweise einen M1 oder gar M1 Max, fallen vielleicht kaum Flaschenhälse auf, welche aber auf einem älteren MacBook die App unter Umständen unbenutzbar machen. Insofern ist die gewaltige Performance des M1 Max während der Entwicklung ein Gottesgeschenk, beim Optimieren aber mitunter hinderlich. Möglicherweise funktionieren Programmelemente auf dem M1 Max in ausreichender Geschwindigkeit – jedoch auf älteren Macs äußerst zäh.
FazitDie neuen 2021er MacBook-Pro-Modelle sind für Entwickler fast ideal: Die Performance ist spektakulär, die Lüfter sind nicht wahrnehmbar und auch bei der Nutzung mit mehreren externen Bildschirmen sind keine Geschwindigkeitsprobleme feststellbar. Selbst das Preis-/Leistungsverhältnis ist sehr gut: Musste man vorher für derartige Leistungswerte einen Mac Pro oder iMac Pro ordern, stoßen nun die neuen portablen Geräte in ähnliche Leistungssphären vor – zu einem deutlich geringeren Preis und als portables Gerät.