Mehr oder weniger Buchsen – Vor- und NachteileDie zuvor genannten drei Beispiele LAN, HDMI und SD-Kartenslot zeigen eines deutlich: Das Vorhandensein einer speziell dafür gedachten Buchse ist mit MacBooks und USB-C/Thunderbolt 3 nicht zwingend notwendig. Einzelnen Nutzern, die vielleicht die Eine oder Andere, wohl aber nur selten ALLE der unterstützen Anschlussarten benötigen, würde ein dedizierter Anschluss vielleicht auch nur temporär Nutzen bringen. Ändert sich ihre Arbeitsweise (etwa, wenn für den Außendienst neue Beamer mit anderen Schnittstellen angeschafft werden), könnten vorhandene Buchsen überflüssig werden. Sie sind dann im weitesten Sinne nur noch Ballast. Auch deswegen mag sich Apple dafür entschlossen haben, lieber dem Minimalprinzip plus Erweiterbarkeit durch Adapter zu folgen.
StarTech Thunderbolt 3 Dock: Ein einziges Kabel vom MacBook schafft Verbindung mit vielen Komponenten, wie Bildschirm(e), eGPU, Festplatten, SD-Karte, Kopfhörer und mehr. – Kostet aber mehrere hundert Euro extra.
Für aktuelle MacBooks mit Thunderbolt 3 via USB-C sind Docking-Lösungen, wie das
hier ausführlich vorgestellte Modell von StarTech (
Amazon), eine Investition, die Sie bei der Beschaffung des Computers gleich mit einplanen sollten, falls sie eine komfortable und vielseitige Anschlusslösung für stationäre (und ggf. auch mobile) Umgebungen brauchen. Ein einzelnes Kabel verbindet das MacBook dadurch mit einer ganzen Reihe von Peripheriegeräten. Für primär mobilen Einsatz können Adapter gezielt für den jeweiligen Einsatzzweck beschafft werden. Etwa einen
Steckeradapter für LAN, oder Lösungen mit multiplen Ports wie
diese. Dadurch sind die Anschlussmöglichkeiten im Prinzip modular und individuell wählbar.
Unter dem Strich; wäre es nicht trotzdem besser, Anschlüsse für alle gängigen Anschlussarten als direkt zugängliche Buchse am MacBook zu haben?
Vor- und Nachteile vieler Buchsen am Notebook:+ Im Idealfall gar keine Adapter erforderlich (passende Kabel müssen dennoch mitgeführt werden, Netzteil/Ladegerät ebenso)
+ Keine oder geringere Zusatzkosten für Adapter.
– Jede nicht genutzte Buchse ist Ballast.
– Viele Buchsen bedeuten nicht, dass die gerade benötigte dabei ist. Dadurch könnten eventuell trotz vieler Buchsen Adapter erforderlich werden.
– Alle theoretisch heute noch heute verwendeten Schnittstellen einzubauen würde ein schlankes und leichtes Portable-Design völlig unmöglich machen.
– Jede zusätzliche Buchse ist ein potenzieller Defekt-Herd.
– Ist ein Anschluss defekt, muss das ganze Notebook in die Reparatur. Adapter sind leicht ersetzt.
– Eingebaute Schnittstellen können nur selten auf neuere Standards aktualisiert werden (siehe Beispiel SD-Slot im Text oben).
Vor- und Nachteile von Apples Minimal-Konzept:+ Thunderbolt 3: Mit nur einem Anschluss sind sehr viele Peripheriegeräte direkt oder per Adapter/Dock anschließbar (Thunderbolt, DisplayPort, HDMI, USB, PCIe, LAN [
inkl. 10GbE], alle Speicherkartenformate und Power), teilweise auch mehrfach.
+ Dank USB-C-Ports sehr geringer Platzbedarf, dadurch besonders portable Notebook-Designs möglich.
+ Weniger Anschlüsse bedeuten auch weniger mögliche Fehlerquellen.
+ Ein universeller Controller für alles, statt für jeden Standard einen; bedeutet auch weniger Bauteile.
+ Adapter brauchen nur bei tatsächlichem Bedarf angeschafft werden, man bezahlt also nicht für Buchsen, die man nicht benötigt.
+ Einfacher Austausch/Ersatz bei Defekt.
+ Weniger Schnittstellen mit individuellen Controllern bedeutet weniger Strombedarf = bessere Akku-Ausdauer.
+ Vielleicht nur ein vergleichsweise kleiner Aspekt im Gesamtkontext, aber weniger Buchsen bedeuten auch weniger Elektroschrott.
– Zusätzliche Kosten für nicht mitgelieferte Adapter.
– Steigender Transportaufwand mit zunehmender Anzahl der Adapter. (Entschärft sich, wenn vorher selektiert werden kann, was für den Einsatz benötigt wird.)
FazitEin einheitlicher Verbindungsstandard für absolut alle technischen Geräte ist eine Utopie. So wie die Völker der Welt sich nicht auf eine einheitliche Sprache einigen werden, wird es auch weiter unterschiedliche Schnittstellenprotokolle und -Anschlüsse geben. Die Diskussionen darum werden uns deswegen auch weiterhin begleiten.
Thunderbolt 3, das schon relativ viele "Sprachen" spricht und mit USB-C einen kleinen und einigermaßen universellen Steckanschluss hat, ist der bislang beste Versuch, das Schnittstellenchaos zu entschärfen. Adapter sind die Kröte, die wir dafür schlucken müssen, sofern man andere Steckverbindungen benötigt.
Apple streicht zusätzliche Buchsen nicht aus purer Gemeinheit, oder um MacBooks mit aller Gewalt
noch flacher bauen zu können, sondern auch aus Überlegungen zu Effizienz, Kosten und Funktionssicherheit. Über die Ergebnisse kann man fraglos geteilter Meinung sein, aber fest steht auch, dass wir ohne straffe Prozessoptimierung heute keine so eleganten und trotzdem leistungsstarken Geräte wie iPhones, iPads und Macs hätten.