Macs mit ARM statt Intel: Die Chancen
Im ersten Teil unserer Artikelserie hatten wir die Risiken diskutiert, die mit einem Umstieg von Intel- auf hauseigene ARM-Prozessoren für den Mac einhergehen (siehe
). Der zweite Teil befasst sich nun mit der Frage, welche Chancen sich für Apple ergeben, wenn Cupertino fortan auch für den Prozessor verantwortlich ist. Man kann davon ausgehen, dass Apple einen solchen Schritt schon seit Jahren verfolgt - allerdings bislang die Nachteile überwogen. Angesichts der enormen Fortschritte, die bei Apples A-Prozessoren zu verfolgen sind, könnten nun aber die Vorteile überwiegen.
Alles in einer Hand - keine AbhängigkeitenEs ist kein großes Geheimnis, dass Apple möglichst umfangreichen Einfluss auf ein fertiges Produkt haben möchte und daher so viele Komponenten in Eigenregie entwickelt. Während die ersten iPhones beispielsweise noch fast komplett auf ein fertiges Referenzdesign setzten, nahm Apple im Laufe der Jahre immer größere und weitreichendere Anpassungen vor. Die aktuellen A-Chips sind daher zweifelsohne als "hauseigene" Chips zu bezeichnen. Genauso wäre es auch bei einem A-Prozessor für den Mac. Apple hätte dann Prozessor, Grafikchip, Board-Design, Hardware-Design und Betriebssystem in der Hand - es wäre ein wirklicher Apple-Rechner, bei dem kaum Abhängigkeiten bestehen.
Momentan ist Apple hingegen stark auf den Release-Zyklus von Intel angewiesen. Verschiebt sich eine neue Plattform, so hat Apple die eigene Planung anzupassen. Neue Produkte hingegen müssen immer nach Intels zeitlichen Vorgaben entwickelt werden. Zwar erhielt Apple oft schon früheren Zugriff auf neue Prozessoren, allerdings handelte es sich dabei um Wochen und nicht um signifikante Zeiträume. Natürlich können sich auch Apples Hardware-Pläne verschieben oder unvorhergesehene Schwierigkeiten auftreten. Allerdings hat Apple dann weiterhin großen Einfluss darauf, wie die aktuelle Roadmap aussieht. Vor allem die langfristige Ausrichtung profitiert davon, denn Prozessorfunktionen richten sich dann nach Apples Anforderungen - und nicht umgekehrt.
Alleinstellungsmerkmal: Ein Mac ist ein MacAls Apple auf Intel-Prozessoren umstieg, zeigten sich nicht wenige Mac-Fans schockiert. Die strikte Abgrenzung zur PC-Welt galt stets als heiliger Gral - doch fortan bediente sich Apple beim Intel-Referenzdesign. Die x86-Architektur machte es nicht nur möglich, Windows auf dem Mac nativ auszuführen, auch Mac OS X auf herkömmlichen PCs wurde damit eine (sehr aufwändige...) Option. Das Alleinstellungsmerkmal des Macs war damit stärker als zuvor das Gesamtprodukt und setzte sich nicht mehr aus einzelnen Teilaspekten zusammen. Dem normalen Nutzer konnte es schlicht egal sein, welche Prozessor-Plattform dem Mac-System und der dort laufenden Software Leben einhauchte. Das wird sich auch mit einem ARM-Umstieg nicht ändern. Für Apples Marketing ergeben sich hingegen Chancen: Fortan wäre der Mac wieder als etwas zu bewerben, das auch in technischer Hinsicht alles andere als ein PC mit macOS ist.