Maßanzug für die Ohren: beyerdynamic Aventho Wireless On-Ear Kopfhörer mit Einmessung auf das Gehör im Test
beyerdynamic Aventho Wireless – Einmessung per MIY AppWie eingangs beschrieben, ist das Hauptfeature des Aventho Wireless, die Möglichkeit, den Klang auf die individuellen Höreigenschaften seines Trägers anpassen zu können. Theoretisch müsste man damit den Klang erheblich verbessern können. Um das herauszufinden, muss man sich erst mal durch einen Hörtest arbeiten, für den man die kostenlose MIY App aus dem iOS App Store oder Google Play Store auf sein iDevice lädt. (Eine Anpassung vom Mac oder PC aus ist derzeit nicht möglich. Da der Aventho in erster Linie als Mobilkopfhörer konzipiert ist, kein Problem.)
Man kann den Aventho auf herkömmliche Weise über die Systemeinstellungen per Bluetooth koppeln. Ist das erfolgt und nach dem Wechsel in die MIY App, wird man merkwürdigerweise noch mal gefragt, ob der Aventho gekoppelt werden soll. Es wird dabei eine zweite BT-Verbindung aufgebaut. Der Aventho taucht in den Bluetooth-Einstellungen des iPad oder iPhone tatsächlich zwei mal auf, was eventuell für etwas Verwirrung sorgen könnte. Der Sinn dahinter ist, dass Musikdaten und Steuerungsbefehle unabhängig voneinander übertragen werden.
Anschließend kann man in wenigen Minuten die Hörtestprozedur durchlaufen. Die App erzeugt dazu zunächst auf dem linken Ohr einen Sinuston, der erst lauter wird. Der Proband muss auf dem Display einen großen runden Button drücken und halten, sobald er den Ton hört. Während der Button gedrückt wird, wird der Messton nach und nach immer leiser. Wenn man ihn absolut nicht mehr hören kann, nimmt man den Finger vom Button. Anschließen ertönt ein weiterer Sinus mit einer anderen Frequenz und man drückt wieder auf den Button, sobald man ihn wahrnimmt und bis er so weit abgeschwollen ist, dass man ihn nicht mehr wahrnimmt. So geht das noch ein paar mal mit anderen Frequenzbereichen weiter und anschließend wiederholt man das Ganze noch mal für das rechte Ohr.
Es versteht sich von selbst, dass man sich dazu in einer möglichst ruhigen, ungestörten Umgebung aufhalten sollte. Hier gibt es auch ein kleines Manko in der App: Mann kann die Prozedur nicht mittendrin abbrechen. Wird man gestört, etwa, weil das Telefon klingelt, ist die Messung wahrscheinlich nutzlos, aber man muss sie bis zum Ende fortführen, um sie dann erneut zu beginnen. Ein kleines Update mit Ergänzung einer Abbruch-Funktion sollte dieses Problem beheben.
Ist der Hörtest abgeschlossen, erzeugt die App eine Art Korrekturkurve und lädt diese als Hörprofil in den Aventho hoch. Sie ist damit fest gespeichert, sodass die App für das weitere Hörvergnügen nicht mehr benötigt wird. Der Kopfhörer funktioniert also auch an anderen Quellen mit diesen Profildaten. (Der Aventho beherrscht Multi Device Bluetooth und kann mit mehreren Quellen gekoppelt werden.) Man kann allerdings nur ein Profil erzeugen und im Kopfhörer abspeichern, u.a. weil es keine Anzeige gibt, welches Profil gerade aktiv ist. Wenn mehrere Nutzer den selben Aventho verwenden, können sie sich über ihr jeweiliges Smart-Device und die MIY App ein eigenes Profil anlegen. Nur muss man diese bei jedem Nutzerwechsel erst einmal über die App in den Aventho hochladen. Ob gerade ein Profil aktiv ist, kann man übrigens an der Betriebs-LED des Aventho erkennen. Blinkt diese im Betrieb alle paar Sekunden einmal kurz auf, ist kein Profil aktiv. Blinkt sie alle paar Sekunden zwei mal schnell hintereinander, ist ein Profil aktiv.
In der App lässt sich die Stärke festlegen, mit der die ermittelte Korrektur wirken soll. Zur Auswahl stehen 20, 40, 60, 80 und 100% Stärke. Dazu mehr auf der nächsten Seite im Praxisteil.
Mit dem Hörtest wird in erster Linie die untere Hörschwelle des Probanden bei verschiedenen Frequenzen ermittelt und daraus eine dynamische Anpassung erzeugt. Das kann man übrigens auch ohne den Besitz des Aventho Wireless machen. Im App Store gibt es dafür den
Mimi Hearing Test. Das funktioniert mit jedem Kopfhörer, allerdings muss die Musik dazu stets über die Mimi App gespielt werden, während der Aventho die Korrektur unabhängig von der verwendeten Player-Software und dem verwendeten Quellengerät anwenden kann.