Meinung: Am Beispiel von Sprachmemos zeigt sich, wie Apple Apps verschlimmbessert
Ich bin kein ängstlicher Mensch. Aber wenn Apple stolz verkündet, die Software-Abteilung habe eine App grundlegend verbessert, habe ich mittlerweile Gänsehaut. Zu stark waren die Einschränkungen, die früher gern genutzte Programme durch solche Updates zu nervenaufreibenden Nutzlosigkeiten verstümmelt haben. Mir fällt spontan der QuickTime-Player oder auch iMovie ein. Auch den Apple-Kalender habe ich nach einer Reihe von „tollen Neuerungen“ mit einer Drittanbieter-Software ersetzt. Bei iTunes stelle ich ebenfalls entsprechende Überlegungen an. Manches Mal denke ich, dass Apple mit seinen Updates absichtlich kleinen Software-Schmieden eine Chance einräumen möchte, um deren Apps nach vorne zu bringen. Und ich bin
nicht allein mit meiner Software-Kritik. Nun erwischte es die Sprachmemos-App.
Ein Tap mehr, ein Tap zuvielIch habe Sprachmemos täglich verwendet. Manchmal sogar mehrmals täglich. Dazu brauchte ich weder Bedienhandbuch, noch Online-Hilfe: Aufnahme starten, auch aus dem Sperrbildschirm aus pausieren und später weiter aufnehmen. Ich spreche oft unterwegs Gedanken auf mein iPhone und pausiere die Aufnahme, wenn ich jemanden treffe. Anschließend möchte ich kurz zurückspringen, um zu hören, wo ich stehen geblieben bin und den Gedankengang wieder aufnehmen. Manchmal lösche ich auch längere Denkpausen. Die erste Einschränkung bemerkte ich schon vor einigen Monaten: Apple veränderte die App derart, dass ich mich per Touch ID authentifizieren musste, um in der Aufnahme zurückzuspringen. Nach der Authentifikation hüpft iOS leider immer automatisch in den Home-Screen und ich muss die Memo-App von dort aus wieder aufrufen. Da nutzt es mir auch nichts, dass die App als Hintergrund-Prozess in der Menüleiste angezeigt wird – schneller und exakter bin ich, wenn ich im Schnellzugriff-Menü den App-Button anwähle. Die Veränderung bedeutet für mich einfach einen unnötigen Navigationsschritt mehr – vorher ging es doch auch anders. Doch erst mit der Einführung von iOS 12 sank die Bedienfreundlichkeit der App auf ein Minimum.
Dinge, die vorher gingen, funktionieren nicht mehrMir ist Design herzlich egal, wenn es funktioniert. Warum es nützlich sein soll, dass ich den Aufnahmebildschirm per Herunterwisch (bei dem ich sowieso meistens aus Versehen die Mitteilungszentrale herunterziehe) halbieren kann, ergibt sich mir nicht. Massiv störend empfinde ich aber, dass Apple mir die Möglichkeit genommen hat, meine Aufnahme aus dem Sperrbildschirm heraus zu beenden. Wer seine Aufnahme pausiert – einen Stopp-Button sucht man vergebens – enthält nur noch die Möglichkeit, sie wieder aufzunehmen. Ich kann weder in der pausierten Aufnahme an eine andere Stelle scrollen, noch irgendeine andere Funktion ausüben. Nur der „Weiter“-Button funktioniert. Ich bin mir nicht sicher, ob das Absicht ist, ein Bug oder einfach eine Frechheit.
Wer seine Aufnahme im Sperrbildschirm pausiert, erhält keine Möglichkeit sie zu beenden. Von drei Seiten aus mies bedienbarImmerhin kommt man per Wisch in die Mitteilungszentrale von der aus sich die App nun auch steuern lassen soll. iOS zeigt mir einen stecknadengroßen Nippel an, mit dem ich in dem Memo hin und herspringen können soll, sowie Elemente, um die Lautstärke zu verändern. Es fehlen hier aber wiederum Buttons, um die Aufnahme zu starten. Wer von hier aus eine noch laufende Aufnahme pausiert, kann trotzdem in dem Memo an keine andere Stelle switchen: Der Nippel springt immer wieder zurück in seine Ausgangsposition. Es gibt also zwei neue Screens und weder mit einem alleine noch mit der Kombination aus beiden kann man die Aufnahme pausieren, zurück zu einer anderen Stelle hüpfen, diese anhören und dort die Aufnahme wieder starten (und überschreiben). Man muss dazu in die App selber gehen. Damit ist das Feature, Sprachnachrichten im Hintergrund aufnehmen zu können, für mich quasi wertlos geworden. Dasselbe gilt für die Spachmemo-Bedienung in Sperrbildschirm und der Mitteilungszentrale.
Es treten seit dem Update verschiedenste Abstürze auf. Im Bild zeigt der Schieber keine Aufnahme mehr an, er lässt sich auch nicht bewegen.