Meinung: Am Beispiel von Sprachmemos zeigt sich, wie Apple Apps verschlimmbessert
Regelmäßige Abstürze und DatenverlusteManchmal dauert es länger bis ich eine pausierte Aufnahme weiterbearbeiten will. Dann kommt es leider seit iOS 12 regelmäßig vor, dass die App im Sperrbildschirm zwischenzeitlich abstürzt. Wenn ich Pech habe, ist die Datei direkt in der App beschädigt. Mehrfach ist es passiert, dass ein Teil, den ich zwischenzeitlich ersetzt hatte in der App wieder hergestellt ist und dafür die Aufnahme, die ich eigenlich damit ersetzt hatte, verschwand. Vielleicht kann sich irgendjemand vorstellen, wie ärgerlich das ist: Man hat man nach 5 Minuten unterbrochen, zurückgespult und weiter aufgenommen. Nach weiteren 30 Minuten pausiert man die Aufnahme erneut, um nach dieser Pause festzustellen, dass die Aufnahme bei 5 Minuten „stehengeblieben“ ist und die letzten 30 Minuten umsonst waren. Abstürze treten auch gerne auf, wenn man die App geöffnet hatte und das iPhone in den Ruhezustand wechselt.
Der klassische Crash geschieht immer dann, wenn das Memo länger pausiert wurde. Die App muss dann zwangsgeschlossen und neugestartet werden. Krampfanfall beim nachträglichen Editieren Verschlimmbessert hat Apple auch die Bearbeitungsfunktionen. Zunächst einmal sind die entsprechenden Anfasser noch kleiner und dünner geworden. Ich bin zugegebenermaßen schon immer ein Kritiker des Flatdesigns, die Sprachmemos-App in seiner aktuellen Version bestätigt mich jedoch wieder voll in meiner Haltung. Wie kann man nur Anfasser – also Bedienelemente, die ich mit meinen Fingern handhaben soll – haardünn gestalten?! Wer daneben tapt, bewegt neuerdings die komplette Aufnahme, so dass man garantiert die Stelle verliert, an der man schneiden wollte. Überhaupt konnte man sie früher einfach an der Einfügemarke trennen: Die Markierungsenden „schnappten“ an ihrer Position ein und dann löschte man den Rest. Jetzt funktioniert die Mechanik sinnloserweise andersherum: Der Cursor schnappt bei den Markierungsenden ein, die sich genauso wie die Aufnahme bewegen lassen – im Gegensatz zum Cursor selbst, der starr in der Mitte verbleibt. Der Cursor lässt sich zudem nicht aus dem markierten Bereich herausbewegen. Entschuldigung: Aber wer hat sich einen solchen Mist ausgedacht?
Zoom-Geste mit Mikro-Editor ersetztZusätzlich hat Apple die Zoom-Geste im Edit-Modus entfernt, mit der man in der Aufnahme feiner oder grober navigieren konnte. Das führt dazu, dass ich längere Bereiche nur unter höchster Konzentration exakt bearbeiten kann. Der neue Übersichtsbereich am unteren Ende des Bildschirms lädt dank seiner Mini-Elemente leider so stark zu Fehlbedienungen ein, dass man ihn nur zur groben Orientierung verwenden kann. Zusätzlich hat Apple hier verwirrenderweise wieder eine andere Bedien-Mechanik zugrundegelegt. Hier reagiert der Cursor zwar magentisch auf die Markierungsgrenzen, die lassen sich aber einfach per Finger wegschieben – und zwar samt Cursor. Mich stört zusätzlich, dass ich den markierten Bereich nicht in Gänze bewegen darf. Trotz sinnvoller Ansätze, etwa der Möglichkeit, einen Bereich vom Aufnahmeende her zu markieren, finde ich Apples neuen Weg nicht bedienerfreundlicher als vorher – eher im Gegenteil. Insgesamt lässt sich aus meiner Sicht leider sagen: Wenn es früher schon nicht ganz einfach war, einen bestimmten Bereich zu markieren und aus der Aufnahme herauszulösen, empfinde ich es nun als eine nervenzerrende Geduldsprobe.