Die Bekämpfung von neuen Infektionsherden ist das Ziel der neuen Corona-App: Wissen Nutzer um eine mögliche Infektion, kann gezielt getestet werden – je schneller Infizierte Bescheid wissen, desto weniger weitere Personen werden angesteckt. Hier soll die Corona-App Nutzer warnen, wenn diese länger mit Infizierten in Kontakt standen. Leider wurden im Vorfeld schon so viele fragwürdige oder schlichtweg falsche Informationen verbreitet, dass viele technisch wenig bewanderten Anwender vor der Installation zurückschrecken – obwohl der Code der App und die Funktionsweise öffentlich verfügbar ist.
Liest man sich Social-Media-Beiträge oder Forenbeiträge zur Corona-App durch, wird schnell klar, dass viele durch Unwissen, Missverständnisse und Ängste Falschinformationen verbreiten. Fest steht jedoch: Je mehr Nutzer die App installieren, desto besser wird diese funktionieren und ist ein wichtiger Baustein zur Rückkehr zu etwas mehr Normalität. Ich als Entwickler werde die App installieren und auch Verwandten und Freunden empfehlen, diese zu installieren. An dieser Stelle möchte ich in vereinfachter Form auf einige Missverständnisse eingehen, welche durch die komplexe Materie verursacht werden.
Grobe FunktionsweiseDie App soll Nutzer warnen, wenn sich diese im Kreis eines Infizierten aufgehalten haben – und trotzdem die Privatsphäre schützen. Auf den Ersten Blick denken sich viele: Wie soll das denn gehen? Doch es gibt einen Trick, beide Ziele zu erfüllen. Das eigene Smartphone überlegt sich beim ersten Start eine lange Zufallszahl – diese Zufallszahl dient ab sofort als Nutzerkennung, lässt aber keinen Rückschluss auf die Identität des Anwenders zu. Befinden sich zwei Smartphones mit installierter App länger nahe beieinander, tauschen diese via Bluetooth ihre Zufallszahlen aus. Über einen Code des Gesundheitsamtes kann sich ein Nutzer als Infizierter melden – die Zufallszahl wird dann auf einem Server als Infiziert gekennzeichnet. Die Smartphones der Nutzer laden periodisch diese "infizierten" Zufallszahlen herunter und vergleichen, ob sie mit einer in Kontakt standen – falls ja, erhält der Nutzer eine Benachrichtigung, ohne die Identitäten der Kontaktpersonen oder den Standort zu kennen.
Der Code der Bundes-Corona-App ist
öffentlich einsehbar und auch Apple hat
Beispielcode veröffentlicht, welcher dank der Kommentare auch von Nicht-Entwicklern verstanden werden kann.
Häufige Fragen von verunsicherten NutzernMuss ich es melden wenn ich infiziert bin?Nein, es besteht keine Verpflichtung, eine eigene Infektion zu melden – dies steht jedem offen, das zu tun. Das Labor, das Gesundheitsamt und der Arzt kennt die Zufallszahl auf dem Smartphone des Nutzers nicht und kann keine "Zwangsmeldung" vornehmen.
Muss ich damit rechnen, ein Bußgeld zu bezahlen, wenn ich gegen Auflagen verstoßen habe?Eine gern geäußerte Befürchtung ist es, dass bei einer Infektion das Fehlverhalten oder Verstöße gegen Auflagen im Vordergrund stehen und die Polizei, das Ordnungsamt oder gar die Staatsanwaltschaft tätig wird – die Corona-App würde laut einiger Bedenkenträgern genau diese Informationen liefern. Diese Befürchtung ist vollständig unbegründet, da die Strafverfolgungsbehörden keine Zuordnung zwischen Zufallszahl und Identität haben – es ist schlichtweg technisch nicht denkbar, dass ein Infizierter ermittelt wird. Auch ein Bewegungsprofil steht technisch nicht zur Verfügung.
Gibt es Falschmeldungen? Kann ich Leute "verarschen"?Gerne wird auch behauptet, dass die App nicht funktionieren kann, da viele Leute einfach aus Spaß melden würden, sie seien infiziert – dies führe zu vielen unnötigen Tests. Doch auch dies ist technisch nicht denkbar, da sich ein tatsächlich Infizierter seine Zufallszahl nur durch einen Code des Gesundheitsamtes als tatsächlich infiziert melden kann. Auch dies geschieht anonym – eine Zuordnung zwischen Zufallszahl und Identität existiert nicht.
Kann der Bund die App für Verfolgung von Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten nutzen?"Wehret den Anfängen" – ein gern gesprochener Satz bei Diskussionen um die Corona-App. So ist häufig zu lesen, dass die Polizei etc. die Corona-App künftig für die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten einsetzt. Zum Beispiel bei zu schnellem Fahren. Manche behaupten, die App könne ja GPS nutzen und die Geschwindigkeit ermitteln. Dies ist schlichtweg falsch, da GPS überhaupt nicht von der Corona-App genutzt wird – würde es genutzt, erhält der Nutzer die bekannte iOS-Meldung, ob man der App Zugriff gestatten will. Es ist den Strafverfolgungsbehörden technisch nicht möglich, ein Bewegungsprofil des Nutzers zu erzeugen.
Kann der Bund die App für Tracking patchen?Die Corona-App wird Updates erhalten – kann der Bund nicht einfach die GPS-Ortung aktivieren und so ein Bewegungsprofil und Wohnort erhalten? Nein, auch das ist nicht möglich, ohne dass der Nutzer hiervon etwas mitbekommt. Ließe die Regierung sich zu einem solch heimtückischen Schritt hinreißen, würde der Nutzer beim Start mit einer Meldung konfrontiert, ob er die GPS-Ortung erlauben möchte – somit würde der Schwindel schnell auffliegen.
Wie geht Ortung, ohne dass GPS genutzt wird?Der Ort, an dem der Kontakt stattfand, ist für die Corona-App nicht von Relevanz. Durch den Austausch der Zufallszahlen kann ermittelt werden, wer mit wem in Kontakt stand. Wo der Kontakt stattfand, ist vollständig irrelevant und kann im Nachhinein nicht ermittelt werden – GPS ist für die Corona-App deaktiviert.
Wie soll ich bitte kontaktiert werden, wenn der Bund keine Infos über mich hat?Wenn Sie mit jemand in Kontakt standen, welcher sich nach einigen Tagen als Infiziert gemeldet hat, kann dies Ihr Smartphone einfach herausfinden: Von Zeit zu Zeit lädt das eigene Smartphone die Liste von infizierten Zufallszahlen (nicht Identitäten, die kennt keiner!) herunter und vergleicht diese mit der eigenen, nur lokal gespeicherten Kontaktliste. Gibt es eine Übereinstimmung, wird der Nutzer gewarnt.
Wenn ich die App nicht installiere – findet dann Tracking statt?Apple bietet nur die Programmierschnittstellen an, welche ab iOS 13.5 vorhanden sind. Ist keine App zu diesen Schnittstellen installiert, passiert: Gar nichts. Daher kann man iOS 13.5 bedenkenlos installieren, selbst wenn man nicht vor hat, die Corona-App zu installieren und hat hiervon keine Nachteile.
Schränkt die Corona-App die Akkulaufzeit ein?Jein. Die App benötigt Rechenzeit und Rechenzeit benötigt Strom. Wie viel dies im Einzelfall an Akkulaufzeit kostet, werden erst die kommenden Tage zeigen. Sollte die Akkulaufzeit zu stark eingeschränkt sein, ist dies durch eine Deinstallation einfach und ohne bleibenden Schaden zu beheben. Sollte sich die Corona-App als Wirkungsvoll erweisen, wären ein paar Prozent weniger Akku am Abend wohl ein guter Tausch.
FazitOb die Corona-App hilft, die Pandemie einzudämmen, wird sich erst in einigen Wochen bis Monaten zeigen. Doch je mehr Menschen die App installieren, desto mehr Nutzen bringt diese – ich jedenfalls empfehle Freunden und Familie, diese zu installieren. Es gibt keinen objektiven Grund, auf die Installation zu verzichten. Persönlich finde ich es erschreckend, wie viele Falschinformationen verbreitet werden – und wie offen Nutzer über Social Media und in Foren trotz vollständigem technischen Unverständnis haarsträubende Theorien verbreiten.
Ein Missbrauch ist technisch ausgeschlossen und im allerschlimmsten Fall wird sich die App als wirkungslos entpuppen – aber in keinem Falle schaden. Im günstigsten Fall ist die Corona-App eine effiziente Möglichkeit, gezielt auf mögliche Infektionen zu testen und Infektionsketten zu unterbrechen – und somit Leben zu retten. Hier geht es zur Corona-Warn-App im App Store: