Meinung: Krankt es heute hauptsächlich an Apples Software?
Nach der Jahrtausendwende verlor Apple bei den Computern den Anschluss an die Konkurrenz – zwar konnte der Konzern beispielsweise mit dem PowerMac G5 kurzzeitig zur Intel-Konkurrenz aufschließen, wichtige Produkte wie das PowerBook G5 erschienen aber niemals. Verglichen mit der Konkurrenz setzte Apple aber damals mit Mac OS X die Akzente, warum viele Nutzer beim Mac blieben – es war hauptsächlich die Software, warum Kunden die Apple-Geräte schätzten. Mit dem Switch zu Intel-Prozessoren war es Apple im Jahr 2006 schließlich möglich, konkurrenzfähige Performance besonders auch im mobilen Sektor anbieten zu können.
Heutzutage stellt sich die Situation völlig anders dar: Bei Smartphones, bei Tablets, bei intelligenten Lautsprechern und im Smartphone-Markt ist Apple was die Hardware angeht bestens aufgestellt: Kein anderes Handy ist derzeit schneller als das iPhone XS, das iPad Pro überflügelt die allermeisten Laptops von der Performance her und der Klang des HomePods ist gemessen am Preis und der Konkurrenz sehr gut. Auch nach Vorstellung des neuen MacBook Air und Mac mini wie auch den neuen 2018er MacBook-Pro-Modellen ist Apple bei der Mac-Hardware gut aufgestellt – für die allermeisten Nutzer reicht das Einstiegs-MacBook für alle alltäglichen Aufgaben vollständig aus.
Das neue Sorgenkind: Die SoftwareApples Hardware ist heute in den allermeisten Fällen zumindest konkurrenzfähig, in vielen Fällen aber dem Markt voraus. Bei überraschend vielen Produkten im Apple-Sortiment krankt es aber derzeit an der Software, welche die Möglichkeiten der Geräte bei weitem nicht ausreizt. Hier einige Beispiele, bei denen die Hardware zu deutlich mehr im Stande wäre als die Software derzeit hergibt.
Das iPad – der Computerersatz? Hardware: Ja, Software: Nein.Apple positioniert das iPad und besonders das iPad Pro offensiv als Ersatz für den traditionellen Computer mit Maus bzw. Trackpad und Tastatur. Von den Hardware-Fähigkeiten hat Apple definitiv recht: Das iPad Pro mit A12X-Prozessor überflügelt die meisten Laptops am Markt und der Preis ist für die schnelle Hardware zumindest gerechtfertigt. Der Bildschirm wie auch die Verarbeitung ist top – die Akkulaufzeit ist auch besser als bei den meisten Laptops.
Warum blieb also die von Steve Jobs eingeläutete "Post-PC-Era" aus und viele Kunden greifen trotzdem zum PC- oder Mac-Laptop statt zu einem iPad? Der Grund ist hier eindeutig die Software: Apple setzt auf dem iPad das ursprünglich auf dem iPhone entstandene iOS-Betriebssystem ein. Nach wie vor merkt man an jeder Ecke, dass es sich eigentlich um ein System handelt, welches für einen 3,5"-Bildschirm und sehr beschränkte Hardware konzipiert wurde. Dateiverwaltung? Wurde erst vor kurzem halbherzig umgesetzt. Mehrere Apps gleichzeitig? Sehr nervig zu benutzen und unglaublich unflexibel. Flexibler Browser, der auch aufwändigen Internet-Recherchen standhält? Fehlanzeige. Multi-User-Fähigkeit? Nicht umgesetzt (begrenzt aber für Bildungseinrichtungen verfügbar).
Die möglichen Einsatz-Szenarien des iPads werden eklatant durch die mangelhafte Software beschränkt – die Hardware wäre zu deutlich mehr im Stande.
Apple Watch Series 0, watchOS 1 und die nachfolgenden VersionenMit großem Tamtam präsentierte Apple die Apple Watch im Jahr 2014 – 2015 erschien schließlich die Apple-Uhr. Apple entschied sich aber bei der allerersten Apple-Watch-Generation zu manch fragwürdigen Design-Entscheidungen bei der Software: Apps konnten nicht nativ auf der Watch ausgeführt werden, sondern liefen eigentlich auf dem dazugehörigen iPhone – dies führte dazu, dass Apps manchmal eine halbe Minute brauchten, bis diese überhaupt etwas auf der Uhr anzeigten. Entsprechend fielen auch die ersten Produkttests aus: Die Hardware war gemessen an den damaligen Möglichkeiten sehr gut – die Software an vielen Stellen aber unausgereift und mit vielen Kompromissen gespickt. Erst in den folgenden watchOS-Versionen räumte Apple diverse Mängel, wie zum Beispiel das Fehlen von wirklich nativen Apps, aus. Apple hätte sich hier lieber etwas mehr Zeit nehmen sollen, um die erste Apple Watch mit watchOS 2 oder 3 auf den Markt bringen sollen – dem Hersteller wären so einige negative Reviews erspart geblieben.
Aber auch die aktuellsten Watch-Modelle sind an manchen Stellen künstlich von der Software her beschnitten: Dass es Apple nach 5 watchOS-Generationen nicht geschafft hat, eine große Fülle von Zifferblättern für jeden Geschmack anzubieten ist einfach nicht mehr zu rechtfertigen. Nach wie vor ist es auch nicht möglich, dass Dritthersteller eigene Zifferblätter für die Watch anbieten, wie dies auf Konkurrenzplattformen schon seit Jahren möglich ist.