Meinung: Warum mich das iPhone X nicht verführen kann
Zugegeben, nach Vorstellung des
iPhone X im September war ich schon sehr angetan von diesem neuen „All-Display-Smartphone“ mit Apfellogo. Die „Standardmodelle“ iPhone 8/Plus haben mich hingegen von Anfang an kalt gelassen. Das liegt sicher auch daran, weil Smartphones in meinem Leben grundsätzlich keine so wichtige Rolle spielen – obwohl ich ein absoluter Technik-Freak bin. Letzteres ist aber zumindest der Grund für meine ursprüngliche Begeisterung für das iPhone X. Endlich ist damit mal wieder echter Fortschritt statt immer nur evolutionäre Babyschritte zu erkennen.
Das „X“ ist in vielerlei Hinsicht richtungsweisend, auch wenn nur wenige echte Neuerungen an Bord sind. Aber das kennen wir ja schon: Apple erfindet das Rad selten neu, jedoch gelingt es ihnen mit einiger Regelmäßigkeit, bereits bestehende Technologien, die zuvor irgendwie nur halbgar waren, zu echter Massentauglichkeit zu verfeinern. Was damit im Einzelnen beim iPhone X gemeint ist, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht noch mal aufzuzählen. Dazu wurde in den letzten Monaten genug gepostet. Jedenfalls bin ich mir sicher, dass das X einen Wendepunkt darstellt, der zukünftige Smartphone-Generationen maßgeblich beeinflussen und ihr Erscheinungsbild – innerhalb gewisser Grenzen – wandeln wird. Vielleicht bis hin zum vollkommen nahtlosen Unibody-Gehäuse ohne jede Buchse oder sonstige Öffnung. (Die Bastler werden toben!)
Und doch wird mich Apple mit dem X nicht zum Umstieg von meinem nunmehr drei Jahre alten iPhone 6 verführen können. Zumindest vorerst nicht. Ganz abgesehen davon, dass die Lieferzeiten einen Spontankauf derzeit sowieso ausschließen.
Nein, es ist nicht allein der Preis, der mich vom Kauf abhält. Klar, es ist verdammt viel Geld, doch die 1.149 Euro für die Basisversion, die mir persönlich reichen würde, treiben mich nicht in den Ruin. Zumindest nicht so weit, dass ich mich anschließend von Tütensuppe ernähren müsste. Aber es wäre irgendwie rausgeschmissenes Geld, denn wenn ich mal ganz ehrlich zu mir selbst bin, würde mir das X nur minimalen Mehrwert gegenüber dem 6er bringen. Da ist im Grunde genommen
jeder Betrag zu viel.
- Größeres und besseres Display… Toll! Bringt mir aber objektiv betrachtet nicht viel. Ist ja nicht so, dass beim 6er-Display alles unscharf und in Falschfarben wäre.
- Gesichtserkennung per Face ID… Faszinierend! Muss sich aber erst noch beweisen und Touch ID ist deswegen ja nicht plötzlich unbrauchbar.
- Bessere Kamera… Gerne! Aber im Ernstfall greife ich doch lieber zu meiner richtigen Kamera. Die iPhone-Cam nutze ich eher für Dinge, die keine (noch) bessere Bildqualität erfordern.
- Mehr Prozessor- und GPU-Leistung… Super! Aber wozu? Zum Texten oder E-Mails checken? Ich daddel nicht auf dem iPhone und die von Tim Cook so sehr beschworene Revolution durch Augmented Reality (AR) wird gewiss noch eine Weile auf sich warten lassen – wenn sie denn kommt.
- Drahtloses Laden… naja, nice to have. *gähn*
- Animoji?… Also bitte! Bin ich ein 12 Jahre altes Mädchen, das auf rosa Einhörner steht?
Ansonsten sind gerade solche Dinge noch in weiter Ferne, von denen selbst Smartphone-Schnarchis wie ich wirklich profitieren würden. Wie zum Beispiel ein Akku, der bei meinem Nutzungsprofil mindestens zwei bis drei Wochen durchhält – nicht Tage. Und so etwas grundlegendes wie ein lückenloses schnelles Mobilfunknetz kann Apple mir gar nicht bieten. Es nützt mir auch kein noch so fortschrittliches iPhone XYZ, wenn ich in meinem Büro keinen Empfang habe oder selbst in einigen Ballungsräumen nur mit Edge Daten laden kann.
Natürlich bin ich mit meinem Nutzungsverhalten nicht gerade der Goldstandard für iPhone-Nutzer im Allgemeinen. Ganz im Ernst: Ich verwende das iPhone überwiegend im Büro mit der (immer noch grottigen) Fritz!Fon-App für Festnetz, unterwegs um kurz was zu googeln oder jemanden anzurufen, schnell eine Nachricht zu beantworten (was oft auch schon mit der Apple Watch erledigt wird), hin und wieder ein Schnappschussfoto und… ähh, ja. Zu viel mehr auch nicht. Da ich mich außerdem den einschlägigen sozialen Netzwerken konsequent verweigere, leide ich auch nicht unter dem Zwang, ständig als Smombie durch die Gegend zu wandern und anderen mein fabulöses Leben aufzudrängen, oder die Banalitäten anderer liken oder kommentieren zu müssen.
Dass ich für meine primitiven Anforderungen überhaupt ein Apple-Smartphone nutze und nicht auf irgend einbilliges Android zurückgreife, liegt eigentlich nur an iOS und der von mir sehr geschätzten Plattform-Integration bei Apple mit praktischen Hand-Off-Features und geräteübergreifender Synchronisation diverser Apps via iCloud.
So, und nun frage ich mich erneut: Über tausend Euro für ein neues, irgendwie schickeres iPhone? – Muss echt nicht sein! Unter dem Strich bietet das X, so sexy es auch sein mag, einfach keinen ausreichenden Mehrwert. Alles Wesentliche bekomme ich per iOS-Updates ohnehin (noch) kostenlos auf das 6er geliefert. – Thänks!
Den stärksten Impuls für einen Neukauf wird vermutlich irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, der alternde Akku meines iPhone 6 geben. Und das ist irgendwie traurig genug, oder?
Allen Smartphone-Powerusern sei das iPhone X hiermit aber wärmstens empfohlen. Wer die Kosten nicht scheut erhält damit garantiert ein faszinierendes Stück Technik, um damit mindestens bis zur Vorstellung des Nachfolgers in einigem Monaten richtig happy zu sein.
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