Mentalitätsunterschied Samsung und Apple: Was Kunden wollen vs. was Kunden wollen sollen
"Kunden wissen überhaupt nicht, was sie wollen" - diese Aussage von Steve Jobs ist gut bekannt und begleitet Apple auch heute noch. Jobs galt immer als großer Gegner von Marktforschung sowie direkter Erfüllung von Kundenwünschen. Seiner Ansicht nach erkennen Nutzer erst dann den Sinn einer Neuerung, wenn sie diese in Händen halten. Würde man hingegen einfach nur bauen, was in Foren lautstark propagiert wird, dann wären große Schritte fast unmöglich. John Gruber von Daring Fireball beschreibt in einem
Artikel den großen Mentalitätsunterschied zwischen Apple und Samsung exemplarisch anhand eines Beispiels der jüngeren Geschichte: Den vieldiskutierten Wegfall des Klinkensteckers beim iPhone.
Samsung hält weiterhin daran fest, wofür es einen simplen Grund gibt: Die Kunden haben nicht darum gebeten. Samsung orientiere sich daran, was Kunden fordern und setzt dies um. Große neue Ideen entstehen damit allerdings nicht. Apple hingegen stelle die Frage in den Vordergrund, was Kunden wohl in der Zukunft wollen werden, ohne dass ihnen dies jetzt schon bewusst sei. Apple entwickelte beispielsweise den W1-Chip, um kabellose Kopfhörer so einfach in Betrieb nehmen zu können, wie es zuvor kaum möglich war. Sicherlich wäre dazu nicht zwangsläufig der Wegfall des Klinkensteckers notwendig gewesen, allerdings lenkt Apple so den Markt in eine bestimmte Richtung.
Ein bekannter Cartoon (
Quelle): Wenn Apple jeden Forenwunsch erfüllt
Im Android-Markt gibt es hingegen keine vergleichbaren Lösungen, denn bislang entstand einfach keine Notwendigkeit für Hersteller - und keine Notwendigkeit für Kunden, entsprechende Produkte nachzufragen und zu kaufen. Google geht beim Pixel einen ähnlichen Weg, stellt Nutzer aber vor das Problem, überhaupt erst einmal geeignete Kopfhörer zu finden (Anmerkung: Als Pendant zu den AirPods gibt es die
Pixel Buds). Samsung will dies als großer Massenhersteller nicht riskieren und bleibt daher beim Altbewährten - zumal es generell die Grundproblematik gäbe, einen sehr unübersichtlichen Markt für USB-C-Kopfhörer vorzufinden.
Für derlei Vorgehensweisen gibt es noch unzählige weitere Beispiele, denn Apple ist sehr schnell dabei, alte Zöpfe radikal abzuschneiden. Ob plötzlich Diskettenlaufwerke, optische Laufwerke, FireWire oder andere Schnittstellen verschwanden, stets zieht dies große Diskussionen nach sich - und jedesmal lässt sich feststellen, dass Apple Entscheidungen traf, um die nicht von Kunden gebeten wurden, die aber bald zum Marktstandard avancierten. Für Samsung wäre eine solche Philosophie undenkbar. Der Vorwurf, Samsung kopiere im Smartphone-Markt einfach nur eine Apple-Idee nach der anderen, ist sicherlich nicht haltbar. Auch die Galaxy-Reihe bringt oft neue Ideen auf oder zeigt Funktionen, die es im iPhone nicht gibt. Große und mutige Schritte, also den Verzicht auf altbewährte und selbstverständliche Funktionen, würde man aber bei Samsung eher nicht sehen.