NDHT19: Favoriten der RedaktionHiFi-Messen wie die NDHT sind stets eine gute Gelegenheit, sich einen ersten persönlichen Eindruck von den Eigenschaften und Qualitäten der Produkte zu verschaffen. Nur mit allzu hohen Klangerwartungen sollte man nicht auf derartige Veranstaltungen gehen, denn Messebedingungen erlauben nur in den seltensten Fällen, das wahre Klangpotential der Exponate zu erleben. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Ungünstige und unbekannte Raumakustik, unpassende Raumdimensionen, schlechte Hörpositionen, zu viele Leute im Raum, laute Nebengeräusche, unbekannte Musikauswahl der Vorführer etc. pp.
Aus dem Grund gehe ich nie mit der Erwartung auf eine Messe, dort womöglich den besten Klang meines Lebens zu entdecken. Das ist noch nie passiert und wird auch nie passieren. Völlig egal, wie gut (oder teuer) die dort vorgeführten Komponenten sind. Trotzdem finde ich fast jedes Mal ein paar Vorführungen, die aus der Masse herausragen. Auf den diesjährigen NDHT stachen drei Produkte deutlich hervor. Und das sind sie:
1. Fink Team BorgAuch die Passivlautsprecher Borg vom
Fink Team spielten im Raum Aland unter suboptimalen Bedingungen. Dennoch offenbarten die etwa 25.000 Euro teuren Speaker bei meinem Hörbesuch ein herausragendes Potential.
Die mit einem für ein Zwei-Wege System ungewöhnlich großen (27 cm) Tief-/Mitteltöner und einem großen Air Motion Transformer ausgestatteten Lautsprecher überzeugten vor allem mit einer sehr natürlichen Stimmenwiedergabe mit Gänshaut-Garatie.
Die mit sehr aufwendig gefertigten Gehäusen konstruierten Borg sind in vielerlei Hinsicht unkonventionell für einen Zwei-Wege-Lautsprecher. Und das konnte man sofort hören, obwohl die Messebedingungen auch hier keinen sofortigen Wow!-Effekt zuließen. Jedenfalls sind die Borg nach meinem ersten Hörkontakt auf meiner persönlichen "Watchlist" noch ein Stück höher gerutscht, als sie es ohnehin schon waren.
2. Innuos StatementTheoretisch können rein digitale Geräte wie Streamer winzig klein sein und aus wenig mehr als nur einem Chip bestehen. Der neue Statement Streaming-Server von
Innuos (ab ca. 11.000€) geht da gänzlich andere Wege. Der Statement hat keinen DAC und/oder Verstärker eingebaut und bietet ausschließlich digitale Ein- und Ausgänge. Dass das Gerät trotzdem so groß und in zwei Gehäusen untergebracht ist, liegt vor allem an der extrem aufwendigen Stromversorgung und Abschirmung. Denn wie schon an anderer Stelle erwähnt, ist "sauberer" Strom für eine perfekte digitale Signalverarbeitung unabdingbar.
Das untere Gehäuse beherbergt ein kompromisslos aufgebautes Netzteil. Über zwei Leitungen werden insgesamt acht Spannungsregler im oberen Gehäuse für alle kritischen Baugruppen gespeist. So werden beispielsweise das selbst entwickelte USB-Board und Ethernet jeweils mit einer eigenen Spannung versorgt. Alles ist darauf ausgelegt, keinerlei elektromagnetische Störungen aus dem Hausnetz oder der Umgebung in den Signalpfad eindringen zu lassen.
Der Statement feierte auf den NDHT Premiere. Das System hat einen CD-Ripper eingebaut, ist mit SSDs zwischen 1 und 4 TB ausgestattet, unterstützt Streamingdienste wie Qobuz und Tidal, ist natürlich Roon-Ready und wird per App gesteuert. Die beiden Gehäuse bringen zusammen 35 kg auf die Waage.
3. Børresen Acoustics 01Ok, ich kann schon den Aufschrei hören, wenn ich den Preis nenne. Dass diese hübschen, kleinen Speaker unglaubliche 30.000 Euro kosten, wird bei den Meisten wohl nur ungläubiges Kopfschütteln verursachen. In der Tat, ist das eine Menge Holz, was die Lautsprecher Børresen 01 nur für eine sehr kleine und elitäre Klientel interessant macht. Nichtsdestotrotz: Schon beim Eintreten in das Zimmer hörte ich, dass hier ein ganz außergewöhnlicher Lautsprecher spielt. Zum Glück war gerade der beste Sitzplatz im Stereodreieck frei.
Leider war das Licht im Børresen-Zimmer so schlecht, dass ich keinen vernünftigen Weißabgleich hinbekommen habe. Die "01" wirken in Natura noch sehr viel schöner.
Was die Lautsprecher auszeichnet, ist eine nie zuvor gehörte Leichtigkeit und Schnelligkeit, die an Spitzenkopfhörer oder Elektrostaten erinnert – nur mit mehr Dynamik. Dazu gelingt den Lautsprechern eine für ihre Größe unglaublich erwachsene Tieftonperformance und eine Sauberkeit bei Stimmen, die mich schlicht umgehauen hat.
Das liegt u.a. an den komplett selbst entwickelten und so nie gesehenen Treibern, wie dem großflächigen Bändchenhochtöner, dessen Membran weniger als 1/100 Gramm wiegt. Der Tief-/Mitteltöner (siehe nächstes Bild) arbeitet mit einem komplett eisenfreien Antrieb aus Neodym und ist so offen konstruiert, wie kein anderer mir bekannter Konustreiber. Die Membran besteht aus einem Sandwich mit einer Wabenstruktur als Kern und zwei hauchdünnen Karbonschichten, was sie extrem leicht und steif macht.
Die ganze Story von
Børresen hier zu erzählen, würde den Rahmen sprengen. Aber das Unternehmen rekrutiert sich aus ehemaligen Entwicklern der ebenfalls dänischen Luxusmarke Raidho, was gewisse optische Ähnlichkeiten erklärt. Neben dem Kompaktlautsprecher 01 gibt es auch noch die Standlautsprecher 02 und 03.
Hier hätte ich mich gerne noch länger aufgehalten. Wohl dem, der sich diesen Traum von einem Lautsprecher leisten kann.