Messebericht Norddeutsche HiFi-Tage 2020 – Ein letzter Ansturm im Holiday Inn Hamburg
Es war eine würdige Abschlussveranstaltung. Die Flure, Säle, Veranstaltungsräume und Hotelzimmer waren wieder prall gefüllt mit Besuchern. Und das zum letzten Mal im Holiday Inn an den Hamburger Elbbrücken. Das Hotel soll massiv umgebaut werden und wird dazu teilweise wohl auch abgerissen. Aber: The Show will go on! Ab dem kommenden Jahr finden die Norddeutschen HiFi-Tage stattdessen im
Privathotel Lindtner statt. Nur wenige Kilometer entfernt von der bisherigen Location, südlich der Elbe in der Heimfelder Straße 123.
Doch in diesem Jahr wurde noch mal groß im Holiday Inn aufgefahren. Wie üblich zu dieser Jahreszeit bei grauem, regnerischen Wetter – nur nicht so kalt wie in den letzten Jahren.
Bevor es los geht, noch ein paar Worte zu den Fotos. Etwa ein Drittel der Aufnahmen entstanden mit dem iPhone 11 Pro. Der Rest mit der Olympus E-M1 (Mark I). In vielen Fällen waren die Aufnahmen mit dem iPhone direkt und ohne Nachbearbeitung bestens nutzbar. Insbesondere bei teils schwierigen Lichtverhältnissen (dunkle Hotelzimmer, schlecht ausgeleuchtete Geräte vor hellen Fenster) erweist sich die Belichtung des iPhones als phänomenal gut. Die bewährte Systemkamera lag hingegen oft mit der Farbtemperatur weit daneben und erforderte zeitraubende RAW-Entwicklung bzw. Nachbearbeitung vieler Bilder, speziell in Hinblick auf die Schatten und Lichter. Zumindest im Vergleich zu der schon ein paar Jahre alten Olympus hat sich das iPhone 11 Pro für die Messereportage als das bessere Werkzeug herausgestellt, auch wenn es noch einige Einschränkungen vor allem mit dem Weitwinkelobjektiv gibt. Dennoch: Respekt!
Auf ins Getümmel!Die Messe ließ keinen Zweifel daran, dass sich neue Trends für die hochwertige Musikwiedergabe daheim abzeichnen. Erstens: Es gibt immer mehr Streaming-Verstärker, die bis auf eingebaute Lautsprecher alles an Bord haben. Streaming von Online-Musikdiensten, aus dem lokalen Netzwerk oder von angeschlossenen Festplatten, Raumkorrektur, D/A-Wandlung und Verstärkung… alles in einem Gehäuse. Nur noch beliebige Passivlautsprecher anschließen und fertig ist die moderne HiFi-Anlage. Solche Streaming-Amps sind zwar nicht ganz neu, aber es kommen immer mehr und bessere Lösungen dieser Art in den Handel. Zweitens: Ein Gegenentwurf dazu sind die ebenfalls populärer werdenden Streaming-Lautsprecher für High-End-Ansprüche. Ausgewachsene digital-aktive Stereo-Lautsprecher, die komplett ausgestattet sind, um ohne weitere Komponenten Musik aus allen Quellen wiedergeben zu können. Ihr Nachteil ist, dass man keinerlei Möglichkeit mehr hat, einzelne Bestandteile der Kette auszutauschen. Und doch werden solche Lösungen auch im hochpreisigen Bereich immer beliebter.
Drittens: Vintage HiFi mit moderner Technik ist voll angesagt. Ob Lautsprecher im Style der 60er-80er Jahre, Plattenspieler, Tonbandmaschinen oder "Kofferradios". Geräte aus dieser Ära hatten einfach noch einen gewissen Charme, der vielen heutigen Plastikkisten mit App-Steuerung einfach völlig abgeht. HiFi ist schließlich ein Hobby für ALLE Sinne. Nicht nur die ältere Generation kann sich dafür begeistern. Im Gegenteil. Viele jüngere Interessenten lassen sich von dem Vintage-Virus anstecken. Es muss also mehr als nur pure Nostalgie darin stecken.
Bitte folgen Sie mir nun auf meinem Rundgang quer durch alle Ausstellungsräume.
Ivonne Borchert-Lima (links im Bild, mit Mitarbeiterin Simone Schumacher) ist die Chefin der Veranstaltung. Sie und ihre Crew bändigen einen riesigen Flohzirkus. Wer schon mal eine Hotelmesse dieser Größenordnung inkl. Auf- und Abbau miterlebt hat, zieht den Hut! Und trotzdem immer ein Lächeln auf den Lippen.
Beispielsweise von einem kleinen B&W-Setup mit der neuen vernetzten Formation-Serie. (Hier noch vor der Eröffnung, daher leer.) Anekdote am Rande: Vor dem Raum von Dynaudio spielte sich eine kurios wirkende Szene ab: Nachdem Matthias Böde von der STEREO seinen ersten Workshop abgehalten hatte und sich die Türen wieder öffneten, kam eine derart große Menge an Besuchern aus dem Raum Rossel, dass jemand der hinein wollte laut fragte, ob die Leute irgendwie hinten wieder reingehen, weil der Strom nicht abriss. Die Bude war jedenfalls proppenvoll.
Bei Dynaudio wurde mit Elektronik des kanadischen Herstellers Moon vorgeführt. Kein wunder, kümmert sich Dynaudio doch hierzulande auch um den Vertrieb von Moon. Auch nebenan im Raum von Focal/Naim drängten sich Besucher dicht an dicht. Denn auch hier gab es erfreuliches zu hören, nämlich die Standlautsprecher Chora 826, die als Paar nur rund 1.500 Euro kosten. Bei ca. 30-40 Personen im Raum konnte natürlich nicht jeder einen "Logenplatz" ergattern, doch die schicken kleinen Standlautsprecher kamen dennoch bestens an.