Messebericht Norddeutsche HiFi-Tage – HÖRTEST 2016
Messerundgang Norddeutsche HiFi-TageFrüher war High End Audio klar erkennbar an monströsen Verstärkern, gigantischen Lautsprechern, exorbitant hohen Preisen und einer auf liebenswerte Art äußerst verschrobenen Fangemeinde. Doch die Zeiten haben sich geändert. Klar, es gibt sie noch immer, die kuriosen bis faszinierenden HiFi-Monströsitäten, aber inzwischen kann man Produkte mit State-of-the-Art-Anspruch nicht mehr so einfach an Größe oder Preisschild erkennen, den richtig guten Klang bekommt man heute auch schon für vergleichsweise erschwingliche Beträge.
Zu verdanken haben wir das vor allem dem Siegeszug der Digitaltechnologie und dem Trend zu kleineren oder gar mobil nutzbaren Komponenten. Allerdings hat sich auch in der Materialtechnik sehr viel getan, sodass wir heute Kompaktlautsprecher erleben dürfen, die mit ihrem Klangvolumen ihre äußeren Abmessungen Lügen strafen zu scheinen. Und auch hier helfen zum Teil spezielle, digital geregelte Entzerrungen dem Klang mächtig auf die Sprünge.
Rein analoge, teils extrem puristische Systeme stehen aber nach wie vor hoch im Kurs, denn nicht jeder empfindet bei digitalen Wandlern, Streamern und App-gesteuerten Audiogeräten diese gewisse Faszination, die beispielsweise von Diamantnadeln in der Vinylrille, glimmenden Glaskolben oder großen Tonbandspulen ausgehen. Back to the Roots ist daher genauso angesagt, wie rundum vernetzt und computergesteuert. Das Gute dabei ist, wie harmonisch diese beiden Strömungen nebeneinander existieren und sich teilweise miteinander vermischen und gegenseitig ergänzen können. Die HiFi-Vielfalt war niemals größer und fesselnder. Und das, nachdem so manch traditionelle Technologie dem Aussterben schon mal sehr nahe war – oder zumindest totgesagt wurde. Fest steht: Nie zuvor gab es so viele faszinierende Plattenspieler wie heute. Auf Messen wie den Norddeutschen HiFi-Tagen ist es daher völlig normal, moderne Digitaltechnik direkt neben rein analogen Plattenspielern zu sehen. Wie beispielsweise im Raum von Audio Reference, womit ich meinen bebilderten Rundgang einleiten möchte…
Vorgeführt wurden u.a. der neue Sonus faber Edellautsprecher "Il Cremonese" und der schon länger angekündigte und nun bald erhältliche micromega M•One (das Gerät in Orange), ein heißer Devialet-Konkurrent.
Ihre Europapremiere feierten der Audio Research Röhren-Vorverstärker Reference 6 (links) und der EAT C-Major Plattenspieler.
Klar, Kopfhörer waren natürlich auch wieder ein großes Thema. Die Möglichkeit, absolute High-End-Klanggefilde für relativ kleines Geld zu erleben, ist Teil der Faszination. Sie treibt aber manchmal auch extreme Blüten, wie hier bei HiFiMan mit dem HE1000 und einem richtig dicken Kopfhörerverstärker. So weit muss man zwar nicht gehen, um überragenden Kopfhörerklang zu erleben, aber man kann!
Ein schönes Beispiel für Low-Tech und High-Tech im Analogbereich: Erstes Bild; ein aus massivem Holz gedrechselter Tonarm mit exotischer Aufhängung. Zweites Bild; ein Tonarm mit Kohlefaser beschichtetem Alu-Rohr. Und deutlich dezenterem Erscheinungsbild. Der Spiel- und Experimentiertrieb der Plattenspielerfreunde ist ungebrochen.