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Messenger mit Pflicht zur KI-Analyse: EU will Gesetz verabschieden (AKTUALISIERUNG: abgelehnt)

Knapp drei Jahre sind vergangen, seitdem Apple mit der Ankündigung, Bildmaterial in iOS vor dem Upload in iCloud oder iMessage auf CSAM-Material zu überprüfen, einen Sturm der Entrüstung auslöste. Nach umfangreicher Kritik von Anwendern, Forschern und Interessenvertretern ruderte Apple zurück. Die EU-Kommission setzt auf dasselbe Prinzip, geht aber noch einen Schritt weiter: Anstatt eines Abgleichs mit bekannten Medien aus einer Datenbank setzt das Chatkontrolle-Gesetz auf KI, um kinderpornografisches Material automatisch zu erkennen. Diese Woche noch will der EU-Innenausschuss über eine novellierte Fassung der Verordnung abstimmen.
Aktualisierung 20.06.2024: Nachdem die belgische Ratspräsidentschaft in einer Probeabstimmung keine ausreichende Unterstützung für ihren Vorschlag bekam, wurde das Thema auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Bundesregierung hatte gestern Abend signalisiert, dass sie gegen den Vorschlag stimmen werde.


Aktuell dreht sich die Diskussion um den Kompromissvorschlag der belgischen Ratspräsidentschaft, den Netzpolitik.org veröffentlicht und zusammengefasst hat. Die Kernaspekte der Überarbeitung: Dienste, die besonders viel Wert auf Anonymität und Verschlüsselung legen, müssen zukünftig Bilder, Videos und URLs vor dem Versenden automatisiert analysieren. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bleibe intakt, das „Client Side Scanning“ wird in „Upload Moderation“ umbenannt. Transparenz entstehe dadurch, dass Anwender dem Scan zustimmen müssen, ansonsten bleibe ihnen der Medien-Upload verwehrt. Außerdem neu in der überarbeiteten Fassung: Audiomaterial und Texte sollen keiner KI-gestützten Analyse unterzogen werden.

Kritik von mehreren Seiten
Ein offener Brief von 36 Politikerinnen und Politikern (größtenteils aus den Fraktionen der Grüne) sehen in dem Gesetzesentwurf eine „Architektur, die in der Lage ist, jegliche Möglichkeit der privaten digitalen Kommunikation zu unterminieren“. Der Branchenverband der Internetwirtschaft (eco) bewertet die vorgeschaltete Zustimmungsabfrage als faktisch erzwungen und hält es für technisch unmöglich, hochgeladene Medien „zu scannen, ohne die Verschlüsselung generell zu schwächen.“ Dienste wie Signal und Threema, die maßgeblich von dem Gesetz betroffen wären, drohen mit einem Rückzug aus der EU. Ein Kommentar auf Netzpolitik.org verurteilt die Chatkontrolle als „Überwachungsstaat pur“.

Unrühmliche Vorgeschichte
Die „Verordnung zur Festlegung von Vorschriften zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern“, wie das Chatkontrolle-Gesetz offiziell heißt, wird von der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der Innenkommissarin Ylva Johansson vorangetrieben. Im September 2023 veröffentlichte ein internationales Rechercheteam, wie intensiv die beiden mit Lobbyvertretern amerikanischer IT-Überwachungsunternehmen zusammengearbeitet haben. Johansson lancierte zudem zielgruppenorientierte Werbekampagnen, die mit dem EU-eigenen Digitale-Dienste-Gesetz unvereinbar waren.

Kommentare

Bigeye
Bigeye19.06.24 15:18
Ich glaube die Kiffen zu viel ! 😡
Was mich nicht umbringt macht mich nur härter
+10
thomas b.
thomas b.19.06.24 15:19
Ah, die KiPo muss mal wieder als vorgeschobener Grund für die Totalüberwachung her.

Frage am Rande: Wie will man eigentlich die Nutzung von Messengern aus dem EU-Ausland, die sich nicht daran halten wollen, technisch verhindern?
+11
MetallSnake
MetallSnake19.06.24 15:29
Bigeye
Ich glaube die Kiffen zu viel ! 😡

Definitiv zu wenig! Bekifft kommt so ein Überwachungswahn nicht zustande.
Das Schöne an der KI ist, dass wir endlich einen Weg gefunden haben, wie die Wirtschaft weiter wachsen kann, nachdem sie jeden Einzelnen von uns getötet hat.
+22
PythagorasTraining
PythagorasTraining19.06.24 15:30
Signal und Threema sollten sich dann auf jeden Fall zurückziehen. Es gibt Firmen, Behörden, Institutionen die genau auf diese Messenger setzen. Das wäre ein tolles Chaos.
+11
sudoRinger
sudoRinger19.06.24 16:00
Transparenz entstehe dadurch, dass Anwender dem Scan zustimmen müssen, ansonsten bleibe ihnen der Medien-Upload verwehrt.
Also ich würde Signal oder Threema auch gerne ohne Medien-Upload nutzen.
+6
piik
piik19.06.24 16:08
Das ist m.E. ein ganz übles Vorhaben.
Man stelle sich nur vor, dieses "Instrument" wird in einem EU-Land zur Beute einer totalitären Partei! Dagegen wäre das Dritte Reich ein laues Lüftchen für die Bevölkerung. Dann haben wir chinesische Zustände und Big Brother weiß über alles Bescheid.
Ich kann den beteiligten Politikern an diesem Punkt versprechen, dass ich keinen Politiker der drei regierenden Parteien mehr wählen werde, wenn sie das Gesetz verabschieden. Für mich ist das Vorhaben alleine schon bösartig und sollte mit einer Vorladung vor dem Menschenrechtsgerichtshof belohnt werden.
+7
picsnmore.de19.06.24 16:18
Das bedeutet wohl, daß man seine Messenger-Apps zukünftig aus dem Nicht-EU-Ausland beziehen muß... dann ist es ja ein Glück, daß Apple sich inzwischen für weitere Appstores öffnen muß...

Und wieder ein Grund mehr zu fordern: D-EXIT jetzt.
-32
MetallSnake
MetallSnake19.06.24 16:24
piik
Ich kann den beteiligten Politikern an diesem Punkt versprechen, dass ich keinen Politiker der drei regierenden Parteien mehr wählen werde, wenn sie das Gesetz verabschieden.

Die Ampel hat damit nichts zu tun. Hier geht es um die EU.
Man könnte höchstens die SPD damit abstrafen, Abgeordnete von den Grünen und Liberalen sind dagegen:
In einem offenen Brief (PDF) haben sich unterdessen 36 Abgeordnete aus dem Bundestag und dem Europaparlament zu Wort gemeldet. Unter ihnen sind Konstantin von Notz, Konstantin Kuhle und Marie-Agnes Strack-Zimmermann sowie zahlreiche weitere Abgeordnete von Grünen, Liberalen und Piraten, allerdings kein einziger Vertreter der deutschen Sozialdemokratie.
https://netzpolitik.org/2024/chatkontrolle-abgeordnete-warnen-vor-blaupaus...
Das Schöne an der KI ist, dass wir endlich einen Weg gefunden haben, wie die Wirtschaft weiter wachsen kann, nachdem sie jeden Einzelnen von uns getötet hat.
+20
Brunhilde_von_der_Leyen19.06.24 16:35
Immer wieder schön - grösstmögliche Transparenz fordern, wenn es um die Kommunikation der Bürger geht. Aber die eigene Kommunikation wird so gut es geht für alle Aussenstehenden abgeschottet, egal wie berechtigt deren Einsicht auch wäre. Wäre doch schön, wenn die Politik hier mit gutem Beispiel voran gehen würde.
+17
Huba19.06.24 17:16
Aus dem Threema Chanel:

https://threema.ch/de/blog/posts/chatkontrolle-stoppen

Natürlich haben wir das alle kommen sehen und bei der Wahl das Kreuz an die richtige Stelle gemacht. Haben wir doch?
+7
Klaus_7419.06.24 18:55
Das schöne für die von der Leyen und Co. ist, dass sie die Messengern Dienste zwingen können, Beiträge auf bestimmte Schlüsselwörter zu durchsuchen und zu Löschen / zu Sperren. Bei nicht Einhaltung/ Kooperation können Sie eine Straffe von 5% das Jahresumsatz verhängen. Und als Bonbon können Sie dann sogar im extrem Fall den Messengern Dienste Zeitweise abschalten, wie es die Türkei beim Aufstand mit Facebook gemacht haben. Aber die EU ist ja so Demokratisch und tolerant.
+10
sudoRinger
sudoRinger19.06.24 19:05
Klaus_74
Das schöne für die von der Leyen und Co. ist, dass sie die Messengern Dienste zwingen können, Beiträge auf bestimmte Schlüsselwörter zu durchsuchen und zu Löschen / zu Sperren.
Wir können uns natürlich Horrorszenarien ausdenken. Tatsächlich entspricht der Plan dem damaligen Ansatz von Apple CSAM Hashes lokal mit Bildern auf dem iPhone vor dem Versand abzugleichen. Bilder, kein Text.
-6
MetallSnake
MetallSnake19.06.24 20:59
piik
Ich kann den beteiligten Politikern an diesem Punkt versprechen, dass ich keinen Politiker der drei regierenden Parteien mehr wählen werde, wenn sie das Gesetz verabschieden.

Kannst aufatmen:
Bundesregierung lehnt Kompromiss zu Chatkontrolle ab

Deutschland will auf EU-Ebene weiterhin gegen die Chatkontrolle stimmen. Verschlüsselte Kommunikation dürfe nicht anlasslos kontrolliert werden.

https://www.golem.de/news/verschluesselung-bundesregierung-lehnt-kompromis...
Das Schöne an der KI ist, dass wir endlich einen Weg gefunden haben, wie die Wirtschaft weiter wachsen kann, nachdem sie jeden Einzelnen von uns getötet hat.
+11
D_BuG
D_BuG19.06.24 21:09
Schade, die EU und somit Deutschland wird so langsam zu einem Sicherheits-Problem. Technologisch Schrott, regulatorische „Top“! Der nächste Politiker, der jemand kennt, der weiss wie es funktioniert, wird …
Die, „ich hab nicht zu verbergen“ Fraktion wird spätestens dann zur „hätten wir doch“ Fraktion!
+5
piik
piik19.06.24 21:22
MetallSnake
piik
Ich kann den beteiligten Politikern an diesem Punkt versprechen, dass ich keinen Politiker der drei regierenden Parteien mehr wählen werde, wenn sie das Gesetz verabschieden.

Die Ampel hat damit nichts zu tun. Hier geht es um die EU.
Man könnte höchstens die SPD damit abstrafen, Abgeordnete von den Grünen und Liberalen sind dagegen
Die Ampel hat wohl etwas damit zu tun. Sie hat einen Sitz in der EU-Kommission und könnte das blocken. Allerdings war das mit der Ampel von mir zu kurz gegriffen, denn die CDU ist über die EVP der EU und von der Leyen mit beteiligt. Wennn die EVP nicht wollen würde, wäre der Gesetzesvorschlag auch chancenlos.
Also sind Ampel + CDU/CSU in der Pflicht.

Hoffentlich kann ich und sehr viele Andere aufatmen und das war wieder mal ein Versuch von schrägen Typen, der scheiterte.
+3
Stefanie Ramroth19.06.24 22:22
sudoRinger
Tatsächlich entspricht der Plan dem damaligen Ansatz von Apple CSAM Hashes lokal mit Bildern auf dem iPhone vor dem Versand abzugleichen.
Von einem Abgleich mit (bekannten) Hashes ist der aktuelle Vorstoß weit entfernt. Der Plan ist ja vielmehr, eine KI entscheiden zu lassen, ob das Bild bedenklich ist. Jeder Inhalt soll also analysiert werden.
Und wer diese KI mit welchen Ausgangsdaten trainiert, das wird sicher nicht vollkommen transparent sein.
Man kann also sicher auch irgendwann andere Inhalte trainieren und so ist die Möglichkeit einer Zensur - oder Verfolgung, je nachdem, was bei einem Match passieren soll - gegeben.
+10
Tom Macintosh19.06.24 22:23
Die Politiker tun wirklich alles dafür das in Deutschland bald 75% die AFD wählen.
Ich kann es nicht verstehen. Wie kann man in Brüssel nur so dumm sein ?
+4
sudoRinger
sudoRinger19.06.24 22:39
Tom Macintosh
Die Politiker tun wirklich alles dafür das in Deutschland bald 75% die AFD wählen.
Du verwechselst da was - die AfD ist gegen die Überwachung durch den Verfassungsschutz. Oder meinst Du, die AfD möchte nicht, dass Bilder von Remigrationstreffen gefunden werden?
Stefanie Ramroth
Von einem Abgleich mit (bekannten) Hashes ist der aktuelle Vorstoß weit entfernt. Der Plan ist ja vielmehr, eine KI entscheiden zu lassen, ...
An anderer Stelle war tatsächlich von Hashes die Rede. KI ist eine Erweiterung der Idee, die keinen Bestand in der Diskussion haben muss und offensichtlich technisch/rechtlich problematischer ist.
+4
Aulicus
Aulicus20.06.24 07:57
Zurück zum Meldeblockzettel…
+7
Peter Eckel20.06.24 08:49
Tom Macintosh
Die Politiker tun wirklich alles dafür das in Deutschland bald 75% die AFD wählen.
Ich kann es nicht verstehen. Wie kann man in Brüssel nur so dumm sein ?
Und die Leute, das tun, tun das, weil sie bei der AfD die Grundrechte und die Informationsfreiheit sowie die Privatsphäre in guten Händen wähnen, und die AfD als sicheres Bollwerk gegen den Überwachungsstaat sehen?

Sorry, aber so dämlich können nicht mal AfD-Wähler sein.
Ceterum censeo librum facierum esse delendum.
+7
evanbetter
evanbetter20.06.24 09:45
sudoRinger
Klaus_74
Das schöne für die von der Leyen und Co. ist, dass sie die Messengern Dienste zwingen können, Beiträge auf bestimmte Schlüsselwörter zu durchsuchen und zu Löschen / zu Sperren.
Wir können uns natürlich Horrorszenarien ausdenken. Tatsächlich entspricht der Plan dem damaligen Ansatz von Apple CSAM Hashes lokal mit Bildern auf dem iPhone vor dem Versand abzugleichen. Bilder, kein Text.

und auch das war schon eine total bescheuerte idee.
es geht hier um nichts anderes als einen schritt in. die totalüberwachung, da darf man sich nichts vormachen - oder muss nachher nicht heulen, wenn man die ferien nicht bekommt, weil man gegen was gewettert hat, das man nicht hätte tun ‚dürfen‘ (oder was viel schlimmeres). das hat nichts mit demokratie einer gesellschaft von erwachsenen menschen zu tun.
Wer zuletzt lacht, hat's zuletzt geschnallt.
+2
Huba20.06.24 14:00
Vernunft breitet sich aus…
+4
deus-ex
deus-ex20.06.24 14:02
Jede Kritik an Überwachungsstaaten wie China, Russland oder Nord-Korea sind blanker Hohn solange man versucht in der EU Gesetzt zu verabschieden welche die private Kommunikation von Menschen in irgend einer Weiße abhören/analysieren möchte.
+8
piik
piik20.06.24 15:18
Der Gesetzesvorschlag ist gescheitert. Gut.

Aber das ist noch nicht das Ende. Es wird sicher auf Wiedervorlage mit kosmetischen Änderungen gelegt. Die Bösartigen unter den EU-Politikern geben nicht vom schnell auf.
+7
tolved20.06.24 16:14
"Geht nicht an die Wurzel des Übels" Alles schön und gut, sagt Sebastian Fiedler, SPD-Innenpolitiker und Polizeibeamter. Das gehe aber nicht an die Wurzel des Übels. "Ich habe noch nicht einen einzigen vernünftigen anderen Vorschlag gehört, wie man dieses pandemische Ausmaß an sexualisierter Gewalt an Kindern in den Griff kriegen will", sagt Fiedler. Er sei der Meinung, es dürften gar keine Handys in Umlauf sein, die es überhaupt ermöglichen, mit "solchem Material umgehen zu können, es also zu öffnen, zu bearbeiten oder zu versenden". Dies sei, soweit er wisse, technisch möglich. Das wiederum geht deutlich über die Brüsseler Vorschläge hinaus. Selbst wenn diese heute die Zustimmung im Rat bekommen sollten - noch haben sie wohl einen etwas längeren Weg vor sich.


https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eu-gesetz-kindesmissbrauch-100.html
-4

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