Diese Produktneuheiten halte ich für wichtig genug, um Ihnen abseits des TechTicker einen gesonderten Artikel zur Vorstellung zu widmen. Nicht, dass sie die Welt der Musikwiedergabe aus den Angeln heben werden, doch die neuen Passivlautsprecher KEF LS50 META und LS50 Wireless II bieten einige höchst interessante Verbesserungen und technische Detaillösungen. Darunter den Einsatz einer "
Metamaterial-Absorptionstechnologie", mit welcher der Hersteller vor allem den Klang im Hochtonbereich deutlich verbessern will. Doch der Reihe nach…
Mit den passiven Kompaktboxen LS50 gelang KEF vor etwa neun Jahren ein echter Coup. Die zum 50. Firmenjubiläum entwickelten, mit einem KEF-typischen Koaxialtreiber und ungewöhnlich soliden Holzgehäusen ausgestatteten Speaker (siehe
Test 2013 in Rewind) haben sich unter Klangfans in Windeseile zu einem Geheimtipp entwickelt und sind im Laufe der Jahre zu regelrechten Ikonen ihrer Art aufgestiegen. Bis heute nahezu unverändert gebaut, sind die LS50 nach wie vor vielen anderen Konstruktionen in ihrer Preisklasse deutlich überlegen, wenn es um Präzision, Musikalität und räumliche Abbildungsleistung geht.
Die Ur-LS50 wurden 2012 im Rahmen des 50. Firmenjubiläums vorgestellt.Im Jahr 2016 hat KEF das erfolgreiche Konzept der LS50 mit einer aktiven Version ins Digital- und Streamingzeitalter geholt. Die LS50 Wireless (
Test) haben in ihrer Klasse ebenfalls einen Maßstab gesetzt, an dem viele andere Wireless- und Streamingspeaker gemessen wurden.
Die jetzt neu vorgestellten Modelle LS50 META (passiv) und LS50 Wireless II ähneln ihren Vorgängern auf den ersten Blick wie ein Ei dem Anderen. Bezogen auf die Funktionalität gibt es selbst bei den LS50 Wireless II auch gar nicht so viel neues zu berichten. Die Möglichkeiten wie kabelgebundene Quellen anzuschließen oder Musik drahtlos zuzuspielen wurden lediglich verfeinert. Im Inneren Verborgen gibt es aber eine Neuerung, die es so noch nie in einem Lautsprecher gegeben hat.
Metamaterial – Wikipedia sagt dazu:"Ein Metamaterial ist eine künstlich hergestellte Struktur, deren Durchlässigkeit für elektrische und magnetische Felder […] von der in der Natur üblichen abweicht. Das wird erreicht durch speziell angefertigte, meist periodische, mikroskopisch feine Strukturen (Zellen, Einzelelemente) aus elektrischen oder magnetisch wirksamen Materialien in ihrem Inneren."
KEF hat dieses Prinzip nun auf akustische Besonderheiten angewendet. Eine spezielle Labyrinth-artige Struktur soll als "akustisches Schwarzes Loch" fungieren, um unerwünschte rückwärtige Schallanteile speziell des Hochtöners zu eliminieren und so innere Reflexionen ausmerzen, die den Klang verschlechtern. Solche von hinten auf die Hochtonmembran treffenden Schallanteile sorgen vor allem für eine gewisse Härte im Klangbild.
Viele Hersteller versuchen mit unterschiedlichen Mitteln ähnliches zu erreichen. Manche verbauen hinter dem Hochtöner ovale Resonanzkammern, andere nutzen das Prinzip des umgekehrten Horns, um diese Schallanteile zu eliminieren. Ein typischer Vertreter der letztgenannten Bauweise ist B&W. Anhand der 800-Serie wird das auch äußerlich deutlich:
Diese und andere Konstruktionen können die rückwärtigen Schallanteile aber nicht vollständig ausmerzen. KEF nennt hier für herkömmliche Lösungen ca. 60%. Außerdem erfordern solche Lösungen eine gewisse Länge, um ausreichend wirksam zu sein.
Mit der "Metamaterial-Absorptionstechnologie" (kurz MAT) hat KEF nun einen anderen Ansatz vorgestellt. Dabei kommt eine relativ flache, runde Scheibe zum Einsatz, die im Inneren über eine Art Labyrinth verfügt. Die mathematisch errechneten Gänge des Labyrinths haben alle unterschiedliche Längen und Abzweigungen, deren Zweck es ist, unterschiedliche Frequenzbereiche bestmöglich zu absorbieren.
Die Wirkung ist aufgrund der Wellenlängen im hörbaren Bereich und wegen der begrenzten Baugröße jedoch hauptsächlich auf den Hochtöner beschränkt. Der Hersteller sagt, dass Frequenzen ab ca. 620 Hz aufwärts nahezu perfekt (99%) absorbiert werden – bei nur 11 mm Bautiefe des Labyrinths. Das ist mal 'ne Ansage.
Das Metamaterial-Bauteil ist Bestandteil des KEF Uni-Q-Treibers der 12. Generation und wird mit Sicherheit auch in den meisten anderen zukünftigen KEF-Lautsprechern eingesetzt werden. Wie sich das in der Praxis klanglich auswirkt, bleibt abzuwarten. Natürlich dürfen dadurch von den Lautsprechern keine Wunderdinge erwartet werden, aber ich erhoffe mir zumindest – im Rahmen der technischen Versprechungen – eine deutlich feinere Hochtonwiedergabe. Der Hersteller verspricht
"geringere Verfärbung, weniger Verzerrung und ein Klang, der transparenter und naturgetreuer ist als bisher möglich."
Beide Lautsprecher-Neuvorstellungen sind mit so einem MAT-Treiber ausgestattet, wobei nur die passiven LS50 META dies im Namen nach außen tragen. Die Aktiven heißen schlicht LS50 Wireless II. Die LS50 Meta ist bei der Markteinführung in den vier Farben Carbon Black, Mineral White, Titangrau und Royal Blue Special Edition erhältlich, die alle ein seidenmattes Finish bieten. Die LS50 Wireless II gibt es wahlweise in Carbon Black, Titanium Grey, Mineral White sowie in einer Crimson Red Sonderedition. Passend dazu hat KEF neue Lautsprecherfüße im Angebot, die farblich passend geordert werden können: Die S2 Stands.
Während die LS50 META als Passivlautsprecher über det MAT-Treiber hinaus nicht viele dramatische Änderungen erfahren haben, wurden bei der aktiven Variante die Funktionen und Streamingmöglichkeiten ausgebaut bzw. optimiert.
Für Online-Streaming unterstützt die LS50 Wireless II Spotify (über Spotify Connect), Tidal, Amazon Music, Qobuz und Deezer. Auch Webradio wird über die komplett neue KEF Connect-App unterstützt. Anschlussmöglichkeiten: AirPlay 2 und Google Chromecast verbinden kompatible Apple- oder Android-Geräte. Auch Roon-fähig sind die Wireless II. Bluetooth ist ebenfalls an Bord. Über die HDMI-, analogen, optischen und koaxialen Eingänge gibt es auch kabelgebundene Anschlüsse für Fernseher, Plattenspieler, CD-Player und Spielkonsole. Die LS50 Wireless II verfügt über zwei Subwoofer-Ausgänge, einen an jedem Lautsprecher.
Zur Signalverstärkung wird jeder Hochtöner von einem neuen 100-W-Class-A/B-Verstärker befeuert. 280-W-Class-D-Verstärker treiben die Mittel-/Tieftöner an.
Preise (pro Paar):LS50 META = 1.199 Euro
LS50 Wireless II = 2.499 Euro
S2 Stands = 450 Euro