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Microsoft Word 2011 im Test

Im Vergleich zu Pages

Im Vergleich zu Pages

Zuerst das Fazit:

Menü ohne Kontext

Word bleibt seinem langjährigen Fokus auf Unternehmensanwendungen und wissenschaftliche Dokumente treu, wirkliche Neuerungen sind jedoch dünn gesät. Zieht man die Tatsache ab, dass offenbar Word-Dokumente endlich ohne Probleme mit Word auf einer anderen Plattform geöffnet und bearbeitet werden können, bleibt nur die Online-Zusammenarbeit an einem Dokument übrig, was in Zeiten von Google Docs schwerlich als Innovation vermittelt werden kann.

Besondere Stärken von Word sind nach wie vor die zweckdienlichen Optionen für Verzeichnisse (Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Index) oder die Serienbrieffunktion inklusive dem Druck von Etiketten und Briefumschlägen. Wer bereits eine ältere Version von Word besitzt, findet hier jedoch nur alte Bekannte.

Diagramme lassen sich mit Hilfe von Vorlagen schnell erstellen und die Ergebnisse sind sofort gut lesbar und aussagekräftig. Hier ist der Erfahrungsschatz, den MS beispielsweise Apple voraus hat, deutlich spürbar. Ohne Anpassungen erhält der Nutzer eine für Geschäftspräsentationen geeignete, seriöse Darstellung.

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Die Werkzeuge des Menübandes und der zwei Inspektorfenster zeigen im Vergleich zu Pages auf der einen Seite den komplett anderen Schwerpunkt, bleiben aber auf der anderen Seite so sperrig wie alle vorangegangenen Versuche. Das Menüband ist nicht wirklich intuitiv, an keiner Stelle bekommt man den Eindruck, dass durch die gebotenen Animationen zusätzliche Informationen vermittelt werden. Es verhält sich kontextsensitiv (einige Optionen sind nur dann verfügbar, wenn ein entsprechendes Element wie eine Grafik oder Tabelle selektiert sind) und markiert die dynamisch angebotenen Optionen in einem auffälligen Violett. Allerdings gibt es Situationen, in denen zwei dieser violetten Segmente im Menüband angezeigt werden, was den Sinn der farblichen Kennzeichnung ad absurdum führt. Es sieht schick aus, erleichtert aber nicht das Verständnis dafür, was passiert, geschweige denn die Übersicht.

Apples Pages vermittelt dem Nutzer erfolgreich den Eindruck, dass alle Elemente eines Dokuments im freien Fluss sind. Der Nutzer kann einfach das Layout gestalten und bekommt stets sofort optisches Feedback. Alle Formatvorlagen für Überschriften oder Textabsätze können direkt beim Dokument angepasst werden, was die Erstellung von individuellen, immer wieder neuen Designs erleichtert. Grafiken sind im Text intuitiv zu bewegen, die Änderungen werden in Echtzeit umgesetzt. An keinem Punkt findet sich der Nutzer in der Situation, dass ein Einstellungsfenster die Arbeit am Dokument blockiert.

Word löst dagegen die Formatierungen vom einzelnen Dokument und setzt statt dessen auf die programmweite Festlegung. Der Nutzer kümmert sich idealerweise nicht während des Schreibens um das Aussehen von Überschriften oder Aufzählungen, sondern erledigt dies am Ende der Arbeit. Durch diese Arbeitsweise wird es dem Nutzer allerdings auch erleichtert, mit Hilfe der Vorlagen, Stile und Designs Dokumente im Corporate Design zu erstellen oder existierende Dokumente an ein neues Design anzupassen. Serienbriefe, Geschäftsberichte, Anschreiben sind die Domäne von Word. Will man es für die selben Aufgaben nutzen wie Pages, stehen einem die Werkzeuge und Menüs spürbar im Weg.

MS setzt nach wie vor viele OS X-Konventionen für Tastenkombinationen nicht um (z.B. cmd-+ um die Schriftgröße zu erhöhen) und die Tooltips, die bei Diagrammen konsequent Teile von Kontextmenüs verdecken, machen es dem interessierten Nutzer unnötig schwer, sich für Word zu begeistern. Im Test haben sich mehrere Abstürze ereignet, was im Firmenkundenmarkt sicher zu Zurückhaltung bei der Investitionsentscheidung führen wird.

Jeder Nutzer sollte für sich individuell entscheiden, welche Schwerpunkte er bei der Textverarbeitung setzt und wieviel es ihm wert ist. Der Preisunterschied zwischen iWork und Office 11 lässt sich nur rechtfertigen, wenn die Funktionen, die Word Pages voraus hat, für die eigene Arbeit unerlässlich sind. Aktuell fühlt sich Word noch etwas zäh und instabil an, weshalb es sich lohnen könnte, abzuwarten, welche Verbesserungen sich mit künftigen Updates einstellen.

Im Einzelnen

Arbeit mit Text

  • Interessante typographische Entscheidungen (Standard für Überschriften ist Blau-Grau)
  • Einstellungen für Spalteneinzug sind noch sehr in Aqua hängengeblieben
  • Deutlich umfangreichere Optionen für Verzeichnisse
  • Umfangreiche Optionen für wissenschaftliche Publikationen
    • umfangreiche Zitieroptionen / Stile
    • Formeleditor
    • Literaturverzeichnis / Literaturverwaltung

Menüs vs. Inspektor

  • Pages arbeitet mit einfach erreichbaren Parametern, bei Word läuft fast alles über Presets, Styles, Vorlagen
  • SmartArt ist ein gutes Werkzeug, um schnell Abbildungen zu erstellen. Auch hier läuft alles über fertige Vorlagen, die angepasst werden können
  • Das Menüband ist kontextsensitiv:

    Menü ohne Kontext
    Tabellen-Menü mit Kontextbezug

    Das kann aber schon mal schief laufen - wer sieht hier schon auf den ersten Blick, dass das linke Pinke aktuell ist? Warum überhaupt zwei gleichzeitig bunt?

    Es sind die Punkte 'Formatieren' und 'Tabellenlayout' markiert

    Das erfordert Eingewöhnung, umgehend intuitiv ist es nicht. Das Tabellenlayout ist nur dann zugänglich, wenn eine Tabelle markiert ist.
  • Im Menüband werden an vielen Stellen Animationen statt Pulldown Menüs eingesetzt, es wird aber nicht klar, in wiefern die Animation die Information besser vermittelt als die bewährten Bedienelemente. (sehen aber schick aus)

Diagramme

  • Ergebnisse sind ansprechend
  • Um die Daten eingeben zu können, wird Excel gestartet
  • An der Beschriftung von Tortenstücken oder Balkensegmenten sieht man die langjährige Erfahrung.

Erstellen von Abbildungen

  • Formen sind von Grund auf erst einmal gut und umfangreich. Das ist ein Schwachpunkt von Pages, wo man viele Formen gar nicht hat und andere erst mühsam aus Grundformen kombinieren muss
  • Schwächen zeigt Word, wenn man Text in Formen einfügen und schnell anpassen will.
    • Shortcuts wie cmd-+ zum Vergrößern der Schrift funktionieren nicht, Anpassungen müssen erst mühsam über Menüs vorgenommen werden
    • Doppelklick auf Objekt aktiviert NICHT die Möglichkeit, Text einzufügen. Statt dessen muss man rechtsklicken und aus dem Menü "Text einfügen" auswählen
  • Es scheint keinen Modifier zu geben, mit dem man schnell Objekte in 0°, 30°, 45°, 60° oder 90° ausrichten kann
  • Es werden per Default keine Hilfslinien fürs Snapping angezeigt
  • Keine Standardfunktionen aus OS X zur Farbauswahl
  • Gute Möglichkeiten, mit Vorlagen 3D-Effekte u.ä. zu erzeugen
  • Für erweiterte Einstellungen wird allerdings ein zusätzliches Fenster geöffnet, das das Dokument währenddessen sperrt (man kann Objekte erst wieder verschieben, wenn das Fenster geschlossen ist)
  • Die Designs-Funktion ändert Farbschema und Rahmen / Textur-Stil aller Abbildungen im Dokument auf einmal.
  • Positiv: per cmd lässt sich Snapping komplett umgehen, dadurch lassen sich Linien wirklich bündig anordnen, im Gegensatz zu Pages
  • Negativ: Alle Objekte (selbst einfache Linien) sind beim Einfügen per Default blau und haben einen Schatten

Einfügen von Bildern/Grafiken

  • Text umfließt Bilder nicht in Echtzeit (Pages: Bild umfließen)
  • Bilder bleiben beim Verschieben an der aktuellen Position, verschoben wird eine transparente Vorschau
  • Größenänderungen werden auch immer noch nicht in Echtzeit umgesetzt
  • Wenn man Bilder an eine bestimmte Position ziehen möchte, bekommt man kein Feedback, wohin genau das Bild positioniert wird (Pages zeigt die Position auf den Buchstaben genau während des Positionierens an).

Fehler / negativ auffallendes Verhalten

  • Fühlt sich träge an
  • Beim ersten Versuch, eigene Formen einzufügen, stürzt Word ab, nach einem missglückten Sendeversuch eines Fehlerberichts weigert sich Word, ein Dokument wieder zu öffnen:

    Der Arbeitsspeicher reicht nicht aus, um den Vorgang abzuschließen.

    Daraufhin läuft das gesamte System instabil. Die Zwischenablage ist blockiert, Drag&Drop funktioniert nicht mehr zuverlässig. Nach einem Neustart ist alles wieder in Ordnung.
  • Furchtbar: Tooltips verdecken Kontextmenüs
  • Elemente werden nicht an der Cursorposition eingefügt