Microsoft bringt umstrittenes Recall-Feature zurück – vorerst nur in Beta-Versionen
Im Mai kündigte Microsoft eine KI-gestützte Funktion an, die Teil des nächsten Updates von Windows 11 werden sollte – und standardmäßig nach Update aktiv: Recall sollte alle fünf Sekunden ein Bildschirmfoto erzeugen, sofern sich am Bildschirm Nennenswertes geändert habe. Eine auf dem Gerät arbeitende KI führe eine Text- und Bilderkennung durch; Anwender könnten diese nach Inhalten befragen oder in einer Zeitleiste frühere Momente aufrufen. Was auf den ersten Blick wie ein sinnvoller Helfer erscheint, offenbarte sich als Gefahr für die Datensicherheit von Anwender- und Firmendaten. Nach Kritik, unter anderem von
Kevin Beaumont, kündigte Microsoft zunächst an, die Funktion nicht standardmäßig zu aktivieren; dann verschob der Konzern die Einführung auf
unbestimmte Zeit. Im Oktober will Microsoft einen zweiten Anlauf wagen.
Mit einer kurzen Beitragsaktualisierung im Blog „
Windows Experience“ kündigte Microsoft nun eine Vorabversion des umstrittenen Features an. Recall wird im Oktober zunächst in der Vorab-Testversion „Windows Insider“ bereitgestellt. Bei Windows Insider handelt es sich um ein öffentliches Beta-Programm des Betriebssystems; Anwender bekommen vorab Zugriff auf zukünftige Funktionen und sind im Gegenzug angehalten, Fehler bei den Entwicklern zu melden. „Sicherheit hat für uns weiterhin oberste Priorität“, betonte der Betriebssystemhersteller und versprach, zum Veröffentlichungszeitpunkt weitere Details zu nennen.
Neuanfang nach umfangreicher Kritik„Recall“ war ursprünglich Teil des KI-fokussierten Funktionspakets, welches zur Einführung der Copilot+PCs und zunächst exklusiv für diese bereitstehen sollte. Dabei handelt es sich um ARM-basierte Laptops mit Snapdragon-X-SoCs von Qualcomm, die am 18. Juni erstmals in den Handel kamen. Kritik an der Recall-Funktion stellte nicht infrage, dass Speicherung und KI-Auswertung auf dem lokalen Gerät erfolge; die Befürchtung war vielmehr, dass bei einem Befall durch Viren, Trojaner oder Spyware das komplette Nutzungsverhalten des Anwenders ableitbar war. Sicherheitsforscher Beaumont konnte in
Test-Szenarien beliebige Recall-Informationen und Screenshots auslesen. Bis auf private Fenster des Edge-Browsers waren so alle Informationen nachträglich rekonstruierbar – inklusive verschlüsselter Kommunikation sowie gelöschter Nachrichten und E-Mails.
Konkurrent „rewind.ai“ geht zwei Schritte weiterMicrosoft ist nicht allein mit der Idee, Nutzerinteraktionen ganzheitlich per KI auszuwerten. Der Anbieter
rewind.ai bietet ein ähnliches Konzept an. Anstatt auf aktuelle NPU-gestützte Hardware setzt Rewind auf Künstliche Intelligenz in einer „Confidential Cloud“. Anwender können ihre Interaktionen über eine Mac- oder Windows-App mitschneiden und erhalten für 19 US-Dollar pro Monat unbegrenzte Transkripte und Zusammenfassungen ihrer Rechnerinteraktionen – inklusive Web-Konferenzen. Mit dem „rewind pendant“ klemmt man sich ein akkubetriebenes Mikrofon ans Revers, das alles Gesprochene mithört und dem Server des Anbieters zur Transkription übermittelt.