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Microsoft stellt kontroverses Tool ein – widerspricht eigenen Richtlinien

Microsoft bietet seit geraumer Zeit einen Cloud-Service zur Erkennung von Gesichtern an. Der unter der Bezeichnung „Azure Face“ vermarktete Dienst bietet erheblich mehr Analysemöglichkeiten als etwa Apples Sicherheitsfunktion namens Face ID, die lokal auf iPhones und iPads zum Einsatz kommt. Er kann unter anderem Geschlecht, Alter, Haarfarbe und Frisur sowie das Make-up einer Person erkennen. Darüber hinaus ist „Azure Face“ in der Lage, auf Fotos und in Videos mithilfe Künstlicher Intelligenz den Gefühlszustand der abgebildeten Menschen zu ermitteln.


Zugriff auf Gefühlserkennung wird beendet
Etliche dieser Features stellt Microsoft ab sofort Neukunden nicht mehr zur Verfügung. Diese erhalten insbesondere keinen Zugriff mehr auf die Emotionserkennung. Bestehende Verträge laufen zunächst weiter, werden aber am 30. Juni 2023 beendet. Das teilte das Unternehmen jetzt im hauseigenen Blog mit. Natasha Crampton, die als „Chief Responsible AI Officer“ unter anderem für „Azure Face“ zuständig ist, begründet den Schritt in einem längeren Beitrag mit Problemen bei der Definition von Gefühlen. Hierfür gebe es keinen allgemeinen wissenschaftlichen Konsens, schreibt die Managerin. Unter anderem seien die regionalen und demografischen Unterschiede im Hinblick auf das mimische Ausdrücken von Emotionen sehr groß. Zudem habe man festgestellt, dass die Datenschutzbedenken im Zusammenhang mit der Gefühlserkennung in jüngster Zeit erheblich zugenommen hätten.

Microsoft nutzt Technik weiter für interne Zwecke
Microsoft bietet die Erkennung von Gefühlen, Geschlecht, Alter und weiterer Merkmale zwar den Kunden nicht mehr an, wird die KI-Technik allerdings hausintern weiter einsetzen. Nutzen will das Unternehmen sie vornehmlich für eine App namens Seeing AI. Diese dient dazu, Menschen mit Sehbehinderungen die Umgebung, andere Personen, Dokumente und Bilder akustisch zu beschreiben. Die reine Gesichtserkennung von „Azure Face“ steht weiterhin zur Verfügung, Kunden müssen allerdings genau spezifizieren, wofür sie die Funktion einsetzen wollen. Außerdem ermöglicht Microsoft den Zugang nur noch für bestimmte Nutzungen. Die neuen Maßnahmen sind Teil der 2019 erstmals formulierten und jetzt überarbeiteten „Resonsible AI Standards“ des Unternehmens. Ähnlichen Regelungen und Beschränkungen unterliegt auch Microsofts Cloud-Service für die Generierung von Sprachausgaben namens „Custom Neural Voice“.

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