Mehrere Jahre lang hatten Apple und Microsoft bereits eng bei Suchtechnologie kooperiert, wenngleich dies vielen Nutzern gar nicht aufgefallen war. Zwischen 2013 und 2017 war Microsoft Bing nämlich dafür verantwortlich, Siri und Spotlight mit Informationen aus dem Web zu füttern. Allerdings hätte es zu noch viel intensiverer Nutzung von Bing kommen können. Wie im Rahmen der Zeugenbefragungen im Kartellprozess gegen Google durchsickerte, befanden sich Apple und Microsoft nämlich in Gesprächen, ob die ganze Suchmaschine aus Redmond nach Cupertino gehen sollte. Zwar versandeten die 2020 begonnenen Überlegungen, dennoch wäre der Schritt in vielerlei Hinsicht marktverändernd geworden.


2016: Der neue Suchdeal zwischen Apple und Google
Im Jahr 2016 stand zur Debatte, ob Apple weiter mit Microsoft kooperiert und wie es um die Suchfunktion in Safari bestellt sein soll. Sowohl die Vereinbarungen bezüglich Siri und Spotlight als auch beim Browser liefen nämlich aus und mussten verlängert werden. Der Ausgang ist bekannt: Google greift seitdem tiefer denn je in die Tasche, um Apple mit vielen Milliarden für die Einbindung der Google-Suche zu entlohnen. Internen Stimmen zufolge war diese Bereitschaft der Hauptgrund, warum Apple die Verträge unter neuen Konditionen verlängerte. Zwar hatte man auch gewisse Zweifel, ob Bing es mit den Suchtechnologien Googles aufnehmen könne, die hohen Zahlungen seien jedoch der wichtigste Faktor gewesen.

Google konnte mehr bezahlen
Microsoft-CEO Satya Nadella hatte sich im Rahmen der Diskussionen mit Tim Cook getroffen und dafür geworben, Microsoft anstatt Google als Such-Partner zu küren. Dies wäre für Microsoft ein großes Risiko gewesen, denn da Bing wesentlich niedrigere Umsätze erzielt, hätte ein sehr viel größerer Anteil davon an Apple gehen müssen – prozentual gesehen. Trotz der zu erwartenden Milliardenverluste alleine durch eine Kooperation mit Apple, wollte Microsoft den Schritt gehen, doch eine Einigung war nicht zu erzielen. 2018 endeten Gespräche bezüglich einer Neuauflage des Siri-/Spotlight-Deals außerhalb der USA ebenfalls ergebnislos.

2020: Was, wenn ihr Bing kauft, statt an Google zu zahlen?
Zwei Jahre später traf man sich wie eingangs erwähnt erneut, diesmal brachte Microsoft aber eine andere Idee ins Spiel. Apple könne Bing doch vollständig kaufen, unter Eigenregie betreiben, zur Standard-Option im Browser machen – und die Zahlungen von Google stattdessen selbst erwirtschaften. Immerhin würde dann die volle Höhe der Werbeumsätze bei Apple eingehen, anstatt nur ein Prozentsatz. Sehr schnell rechne sich der (nicht bezifferte) Kaufpreis und Apple verdiene unter dem Strich mit Bing mehr als mit Google. Laut Bloomberg gab es Treffen, an denen auch Dienste-Chef Eddy Cue teilnahm, doch ernsthaft habe man nie auf einen konkreten Vertragsabschluss hingearbeitet. Die Möglichkeiten und Chancen wurden ausgelotet, jedoch erreichten die Gespräche nie einen Status, der als "ernsthafte Verhandlungen" zu bezeichnen war.