Microsofts stellt "Copilot+PC"-Plattform vor – eine neue Computer-Generation?
Lange Zeit war die Rechenleistung eine der bedeutendsten Kriterien eines Prozessors, im Zeitalter von "Systems on a Chip" kam zudem die Grafikleistung mit hinzu. Inzwischen entwickelt sich aber noch eine weitere Disziplin, nämlich die KI-Fähigkeit von Systemen. Um Ausführen von KI-Modellen zu beschleunigen, gibt es sogenannte Neural Processing Units ("NPU") wie beispielsweise Apples Neural Engine. Im April hatte Microsoft bereits angekündigt, bald die "Zukunft des PCs" vorstellen zu wollen. Jetzt ist auch bekannt, was sich das Unternehmen darunter vorstellt. Ähnlich Apples Strategie lautet der Ansatz, Hardware und Software Hand in Hand gehen zu lassen – im Falle von Microsoft wird der KI-basierte "Copilot" essenzielle Säule im System und erhält entsprechende Qualcomm-Chips zur Seite gestellt.
Zwei Produktgattungen, aber eine PlattformDie neuen Geräte tragen die Bezeichnung Surface Laptop sowie Surface Pro und verfügen über Prozessoren des Typs Snapdragon X Plus bzw. X Elite. Zwar war es nicht möglich, wie im Falle des MacBook Air auf Lüfter zu verzichten, abgesehen davon will man Apples Angebote jedoch übertrumpfen. Bei "normaler Nutzung" seien mit dem Surface Laptop bis zu 18 Stunden mit einer Akkuladung möglich, für "aktive Web-Nutzung" dokumentiert man 13 bis 15 Stunden – und damit ziemlich genau die Werte des MacBook Air M3. Der große Unterschied liegt in der Displaytechnologie, denn beim Surface setzt Microsoft auf hybride Touch- oder Mausbedienung.
Microsofts Werbegrafik zum Surface Laptop
ARM nun auch im Windows-Markt von großer BedeutungFür Microsoft (und die Techwelt) sind die Geräte aus zweierlei Hinsicht von Bedeutung. Einerseits erhält die ARM-Plattform weiteren Anschub – Adobe kündigte beispielsweise native Programme für ARM-Windows an – andererseits definiert Redmond eine neue Produktkategorie. "Überall ist KI drin" lautet wohl die beste Zusammenfassung der Systementwicklung. Ob es um Bildverbesserungen bei Videoanrufen, Wiederherstellung alter und schlechter Fotos, Suche nach (lokalen) Inhalten oder Nutzung des Chatbots geht, an allen Ecken und Enden stellt der Copilot zusätzliche Funktionen bereit. Man darf gespannt sein, was Apple auf der WWDC im Juni zeigt, denn angeblich will Cupertino einen ähnlichen Weg beschreiten.
Preise des Surface Laptop"Ab 1149 Euro" lautet die Beschriftung des Kaufen-Buttons im
Microsoft Store. Dafür erhält man das Surface Laptop mit 13,8", wohingegen ein 15"-Display mit mindestens 1549 Euro zu Buche schlägt. Für 13,8" und als Zusatzoption "Snapdragon X Elite" bezahlt man übrigens 1649 Euro, wohingegen die 15"-Variante für 1549 Euro jenen Chip bereits enthält. An zusätzlichen Specs gibt bis zu 64 GB RAM und 1 TB SSD – wobei sich diese von autorisierten Technikern wechseln lässt.
Preise des Surface ProDas Surface Pro ist als Konkurrenz zum iPad Pro zu sehen, denn es kann auch als normales Tablet ohne angeschlossene Tastatur verwendet werden. Dennoch segelt es bei Microsoft genauso unter dem "Copilot+PC"-Flagge und bringt ebenfalls Qualcomms Top-Prozessoren mit. Mit maximal 14 Stunden Laufzeit pro Akkuladung rangiert es natürlich unterhalb des Surface Laptops und dessen größerem Akku.
Das Surface Pro
Für die Basisversion mit LCD und Snapdragon X Plus bezahlt man 1199 Euro, für OLED und Snapdragon X Elite sind es 1799 Euro. 5G steht erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung. In der "Platin-Version", also der bestmöglichen Ausstattung, erhalten Nutzer 32 GB RAM und 1 TB SSD-Speicher – für 2440 Euro.
Ankündigung – noch ohne PraxiserfahrungenMomentan gibt es noch keine Praxiserfahrungen mit den neuen Geräten, denn die Auslieferung beginnt erst Mitte Juni. Somit muss man sich noch etwas gedulden, wie viel Leistung die neuen Snapdragon-Chips wirklich auf die Beine stellen. Inoffiziellen
Benchmarks des X Elite zeigten jedoch, dass Microsoft durchaus die Performance eines M3-Macs erreichen kann. Zahlreiche weitere PC-Hersteller kündigten ebenfalls Devices auf Grundlage der neuen "Copilot+PC"-Plattform an, eine Zusammenfassung bietet die
Pressemitteilung von Qualcomm. Allen ist gemein, dass sie als "KI-PC" vermarktet werden, wobei die weitgehend gleiche Hardware- und Software-Plattform zum Einsatz kommt. Ob der M3 hinsichtlich NPU-Performance dann tatsächlich zu schlagen ist, dürften sehr bald die ersten Tests zeigen. Dennoch handelt es sich, so oder so, um ein einschneidendes Ereignis – immerhin sind nicht nur neue PCs erschienen, sondern eine neue Plattform für alle Anbieter.