Millionenschulden durch erfolgreiche, kostenlose Apps? Apple will nach besseren Wegen suchen
Auch mit den neuen Regeln im Rahmen des "Digital Markets Act" hat sich an einer wesentlichen Bestimmung nichts geändert: Bestimmte App-Kategorien bleiben im App Store verboten. Dazu zählen nicht etwa nur Programme mit pornografischen Inhalten, sondern auch eher unerwartete Lösungen. Emulatoren untersagt Apple nämlich, denn gemäß den Geschäftsbedingungen darf in Apps kein interpretierbarer Code nachgeladen werden. Genau das ist aber nun einmal die Hauptaufgabe eines Emulators, der offizielle Weg auf iPhones stand daher bislang versperrt. Seit diesem Monat ist es aber zumindest erlaubt, entsprechende Apps außerhalb des App Stores zu vertreiben.
Vertrieb extern erlaubt, aber riskantWer sich allerdings zu diesem Schritt entscheidet und seine Emulator-App extern vertreibt, kann sich dadurch schnell finanziell ruinieren. Apple verlangt nämlich, anders als Googles prozentualer Abschlag, eine Pauschale von 50 Cent pro erster Installation pro Jahr. Apples Hintergedanke lautet dabei sicherlich, kostenlose Apps außerhalb des Stores unattraktiv zu machen und zu verhindern, dass namhafte Anbieter lieber einen externen Marktplatz wählen. Ein konkretes Beispiel zeigt, welche Probleme daraus jedoch resultieren können.
Millionenschulden durch virale App?Ein "Game Boy"-Emulator namens GBA4iOS wurde vor rund zehn Jahren via Enterprise-Zertifikat angeboten, brachte es auf sehr viel Aufmerksamkeit und damit einhergehend auf 10 Millionen Downloads. 2013 ging Apple durch technische Maßnahmen gegen den Emulator vor, heute wäre es über einen Marktplatz erlaubt – doch mit millionenschweren Gebühren behaftet. Wie der damals 18-jährige Entwickler ausführt, hätte der damalige Erfolg nach heutigem Modell seine Familie finanziell ruiniert. Anstatt einige hundert oder tausend Dollar für Hosting, wären es fünf Millionen Dollar für die Store-Abwicklung.
Apple: Wir überlegen uns etwas für solche FälleAuf direkte Nachfrage
äußerte sich Apple, immerhin steht erneut der Vorwurf im Raum, Apple verhindere das Aufkommen erfolgreicher Apps außerhalb des App Stores – vor allem, wenn diese noch nicht einmal den Weg über Apples Dienst gehen dürfen. Laut "Vice President of Regulatory Law" Kyle Andeers sei der kostenlose Vertrieb kostenloser Apps in den letzten 15 Jahren ein gewaltiger Innovationstreiber gewesen. Apple wurde nur bezahlt, wenn Entwickler auch Umsatz erwirtschafteten, was sich mit den neuen Regeln und der "Core Technology Fee" von 50 Cent natürlich einschneidend ändere.
Für den zitierten Fall eines jungen, innovativen Entwicklers habe man noch keine Lösung gefunden. Wer mit einer großartigen Idee "abhebe" sollte tatsächlich nicht Millionen an Schulden anhäufen und man arbeite momentan an einer Lösung. Genaue Details gebe es jedoch nicht, Apple wolle sich zu einem späteren Zeitpunkt dazu äußern. Gleichzeitig wisse er nicht von vielen Beispielen, auf die besagte Thematik zutreffe – womit er meint, dass normalerweise nur Großunternehmen derart hohe Downloadzahlen verzeichnen.