Missmanagement, Defekte, fehlende Erfahrung: Warum die Saphirglaspläne scheiterten
Fast chaotische Zustände sollen
von Anfang an in Apples und GTATs gemeinsamer Saphirglasfabrik geherrscht haben, wie ein Bericht des Wall Streets Journals jetzt im Detail aufschlüsselt. Zahlreiche Gründe haben demnach zur Insolvenz des Anbieters geführt - es handelte sich nicht nur um Finanzprobleme aufgrund zu geringer Zahlungen sondern um tiefergehende Schwierigkeiten. Ursprünglich wollte Apple die gesamte Saphirglas-Fabrik samt Inhalt kaufen, entschied sich dann aber dazu, GTAT mit der kompletten Fertigung zu beauftragen. Apple wollte GTAT bei der Errichtung sowie bei der Anschaffung der teuren Produktionsanlagen helfen und sich dann, sobald alles stabil und zuverlässig funktioniert, Saphirglas in großer Menge sichern.
Mangelnde ErfahrungDas Problem: GTAT hatte noch nie Saphirglas in größeren Mengen hergestellt. Zwar gab es kleinere Produktionsmengen, es fehlte aber schlicht die Erfahrung, auch mit hohen Stückzahlen zu arbeiten. Was tatsächlich an Saphirglas entstand, war von sehr minderer Qualität und nicht für den Einsatz in Produkten geeignet. Die als "Boules" bezeichneten Glaszylinder kosten pro Versuch rund 20.000 Dollar. Mit einem Gewicht von über 260 Kilogramm waren die Boules doppelt so groß und so schwer, wie jegliche andere bislang produzierte Saphirglaszylinder.
Mehr als die Hälfte der Produktionsversuche endete in fehlerhaften Produkten wie auf dem Bild zu sehen. Als immer deutlicher wurde, dass die Produktions so nicht funktionieren konnte, traf GTAT die Entscheidung, lieberer kleinere Versionen mit einem Gewicht von 165 Kilogramm herzustellen. Dies klappte zwar etwas zuverlässiger, allerdings verhinderte ausgeprägtes Missmanagement, in absehbarer Zeit ausreichende Stückzahlen zu produzieren.
Chaos beim Personal und der AnlageFrüheren Mitarbeitern zufolge gab es rund 100 Angestellte, die nicht einmal wussten, wer ihr Vorgesetzter war und für welchen Bereich sie genau arbeiten. Die Arbeitszeit wurde nicht kontrolliert, man konnte faktisch kommen und gehen wie man wollte. Als es einmal gelang, 500 fehlerfreie Saphirglasklötze herzustellen, landeten diese aus ungeklärten Gründen allesamt im Müll - wer diesen mehrere Hunderttausend Dollar teuren Abfall zu verantworten hatte, konnte nie geklärt werden. Ständige Stromausfälle und Bauverzögerungen taten ihr übriges, um die Produktion zu verhindern.
Letzte RettungsversucheSchon im April deutete sich an, dass Apple nicht willens war, eine Zahlung in Höhe von 139 Millionen Dollar an GTAT zu leisten. Im Oktober einigte man sich darauf, dass Apple zumindest 100 der 139 Millionen an GTAT entrichtete. Außerdem wurde der Vertrag zwischen Apple und GTAT etwas gelockert und GTAT erhielt das Recht, zum Gelderwerb Einrichtung an andere Unternehmen verkaufen zu dürfen. Es gab zudem das Angebot, im kommenden Jahr auch mehr für Saphirglas zu bezahlen - obwohl 2014 nur 10 Prozent der vereinbarten Lieferungen an Apple verschickt werden konnten.
Am Tag vor der geplanten Unterzeichnung des überarbeiteten Vertrags erklärte GTAT dann aber, zahlungsunfähig zu sein. Alle 700 Mitarbeiter werden im Dezember ihren Job verlieren - so die offizielle Ansage. Eine Schlammschlacht folgte, bei der GTAT Apple für das Scheitern verantwortlich machte und von Knebelbedingungen sowie erdrückenden Vertragsbedingungen sprach. Das komplette Aus für die Anlage ist aber wohl nicht wie befürchtet gekommen: Apple betonte schon mehrfach, so viele Arbeitsplätze wie möglich retten zu wollen. In dieser Woche kursierten sogar Berichte, wonach Apple möglicherweise die Fabriken übernimmt und selber für die Fertigung sorgen möchte - allerdings noch ohne Bestätigung.
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