Mit diesen Tricks erzielen Abo-Fallen im App-Store Millionen
Aggressive Abo-Geschäfte nehmen in Apples App Store Überhand. Neben dem regulären Boom der Verkäufe über regelmäßige Zahlungen nutzen auch Betrüger die Vorteile, um Nutzern überteuerte Abonnements anzudrehen. Den Hintergründen und Machenschaften hat sich nun ein Report von TechCrunch
gewidmet.
Abozahlen steigen, auch die der schwarzen Schafe10,6 Milliarden US-Dollar erwirtschafteten App-Entwickler 2017 mit Abo-Modellen. Für das Jahr 2022 prognostizieren Fachleute einen Umsatz von 75,7 Milliarden. Das einträgliche Geschäft lockt auch viele Betrüger an, die mit Tricks und Täuschungen Nutzer zum Kauf von überteuerten und unnützen Programmen bringen. Ein beliebtes Einfallstor stellt die kostenlose Testversion dar, die sich nach wenigen Tagen bereits zu einem teuren Bezahlplan verwandelt. Apple hat in der Vergangenheit Entwickler dazu
ermuntert, auf den monatlichen oder jährlichen Kaufpreis umzusteigen, um höhere Umsätze zu erreichen. Doch die dunklen Geschäfte der schwarzen Schafe machen es dem ganzen Kaufmodell schwer, populär zu werden.
Dienstprogramme ohne MehrwertWer sich betreffende Programme im App Store anschaut, findet in den Rezensionen viele Hinweise darauf, dass sich ihre Macher aggressiver Methoden bedienen, um die Käufer zum Abschluss eines Zahlungsplans bringen. Einige fordern ihre Nutzer fortwährend zum Abschluss auf, andere verschleiern die Mechanik der Testversionen. Wie perfide die Methoden zum Teil sind, zeigen einige Beispiele, die unter anderem das Magazin Forbes in seinem Artikel zum Thema
aufführt.
Tap, Tap, Abo-AbschlussTinyLabs QR Code Reader etwa schafft es immer wieder, Kunden ein 156-US-Dollar-Jahresabo unterzujubeln – und das für ein Programm, dessen Funktionalität die iOS-Kamera-App kostenlos eingebaut hat. Wer die App von TinyLab nach dem Herunterladen öffnet, bekommt einen überdimensionalen "Start"-Button präsentiert, der zugleich eine kleingedruckte Zahlungsinformation enthält. Der Klick auf den Button startet nicht etwa die kostenlose App, sondern ruft Apples Zahlungsinfos auf. Darin bietet TinyLab eine dreitägige Testversion an, die sich nach dem Ablauf in ein Abonnement verwandelt: 3,99 US-Dollar will der Entwickler anschließend vom Konto des Kunden ziehen – und das jede Woche. Genau dieser Bezahlplan taucht in der Aufzählung der In-App-Käufe ohne Zeitangabe auf, sodass Kunden davon ausgehen, die Zahlung werde nur einmal fällig. Nutzer, die der Testversion und dem Abo-Abschluss entgehen wollen, drücken nach Erscheinen des Dialogs häufig die Home-Taste zum Verlassen. Allerdings besiegelt der Druck auf die Touch-ID-Fläche dann die Offerte und nach drei Tagen zieht der Anbieter die erste Rate vom Kreditkartenkonto – oft erstmal unbemerkt. Andere Anbieter verstecken den Zahlungsprozess hinter "Remove Adds"-Buttons, die praktisch sofort die Touch-ID-Abfrage für das Abschließen des Abos aufrufen. Sofern der Finger dann noch auf dem Home-Button liegt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man den Kauf ungewollt authentifiziert.
Nutzerin Julie Plump hat ein Video ins Netz gestellt, das helfen will, Abzock-Abos zu umschiffen.
Rezensionen richtig lesenPositive App-Rezensionen sind nicht immer ein Garant für Qualität: Die Anbieter bedienen sich häufig Fake-Bewertungen oder tricksen unbedarfte User in eine positive Bewertung. Um den Schönfärbereien zu entgehen, sollten Interessenten sich immer die Bewertungen der Kategorien "Neuste", "Nützlichste" und "Negative" anzeigen lassen. Im Beispiel des QR-Readers haben es etwa die Lobhudeleien des Entwicklers in die "Nützlichste zuerst"-Kategorie geschafft. Nur in der Kategorie "Neuste" liest man die Berichte von Abzock-Abo-Opfern. Die Negativ-Sektion ist zwar voll von Beschwerden über die Werbung der "Free-Version", doch von den Abo-Machenschaften erfährt man erst recht spät. In den positiven Rezensionen bekommt man häufig Wortsalat präsentiert, der offensichtlich automatisch generiert wurde, um mit Massenrezensionen die Anzahl der negativen Berichte zu überdecken.
Seriöse Entwicklerstudios im Anti-Abo-StrudelNeben den offensichtlichen Opfern leiden auch die normalen Entwicklerstudios unter der Abzocke. Kunden, die einmal horrende Gebühren an Betrüger bezahlt haben, machen anschließend meist einen weiten Bogen um Abo-Apps, selbst wenn sie aus seriösem Hause stammen. Überraschend hoch stehen die Betrüger-Apps auch in den Apple-Charts, denn sie machen mit wenig Aufwand maximalen Gewinn. Das wiederum macht es anderen Anbietern schwer, in die Liste zu kommen, die für viele Kunden ein Auswahlkriterium darstellt. Oft berichten Nutzer davon, dass sie Probleme hatten, die betrügerischen Abos zu kündigen oder die Abbuchungen einfach weiterliefen. Diese Kritik wendet sich gegen die systemweite Abo-Kündigung, die Apple gut versteckt hat. Seine Abos erreicht man erst, wenn man in den iOS-Einstellungen bei seinem Namen (erster Menüpunkt) den Bereich iTunes & App Stores aufruft, seine Apple-ID anwählt, sich autorisiert und sich anschließend den Bereich anzeigen lässt. Auch dieser komplizierte Weg und die damit verbundenen Beschwerden sorgen für generelle Vorsicht vor solchen Bezahloptionen. In Googles Android-System gelingt das Kündigen von Abos beispielsweise um einiges leichter.
Horrende Preise für minimalen NutzenIn einem Video von Julie Plump, das amerikanischen Kunden Hinweise auf betrügerische Programme gibt, listet die iPhone-Nutzerin 18 Kandidaten auf und rechnet ihre Gebühren hoch. Das Ergebnis: Abzock-Apps aus den Top-20 der Dienstprogramme berechnen zwischen 80 und 4680 US-Dollar jährlich. Die Klingelton-App "Crazy Ringtones" etwa stellt 2600 US-Dollar pro Jahr in Rechnung, der "WebTranslator" für Safari 4680 Dollar. Entsprechend hoch sind die Umsätze der Studios. TinyLab etwa erreicht alleine mit seiner unnützen QR-Code-App einen Jahresumsatz von rund 5,3 Millionen US-Dollar. Apple hat zwar in der Vergangenheit schon begonnen, den App Store von Me-Too-Apps und anderen schmierigen Apps zu reinigen, aber die Arbeit ist offensichtlich noch nicht zu Ende.