Möglicher ARM-Umstieg beim Mac: Argumente Pro und Contra
Gestern kam erneut ein Bericht aus Zuliefererkreisen auf, wonach Apple die Mac-Plattform von Intel- auf ARM-Prozessoren umstellen will. Somit mehren sich die Hinweise inzwischen und es
kommen ähnliche Diskussionen wie vor neun Jahren auf, als mehrere Quellen berichteten, Apple wolle von PowerPC auf Intel-Chips umstellen. MacTechNews.de führt Argumente für und gegen einen solchen Umstieg auf, fasst einige Hinweise zusammen und zieht ein Fazit.
Pro: Apple steigt von Intel auf ARM um- Entwicklung stark in eigener Hand - Apple könnte einfacher Zusatzfunktionen (beispielsweise Hardware-Decoder für Videoformate) auf dem Prozessor integrieren, ohne auf Intel angewiesen zu sein
- Längere Akkulaufzeit durch sehr effiziente Prozessoren
- Entwicklung lüfterloser Macs wird einfacher
- Apple kann selber Release-Zyklen steuern und ist nicht vom Intel-Release-Plan abhängig
- Für viele Kunden ist die Performance eines Computers nicht mehr das ausschlaggebende Kaufargument - Akkulaufzeit, Größe des Gerätes und Wärmeentwicklung wiegen schwerer als GHz-Zahl und Benchmark-Ergebnisse
- Bessere Geheimhaltung der Entwicklungen möglich - da mit weniger externen Partnern kommuniziert werden muss
Contra: Der ARM-Umstieg bietet zu große Nachteile und zu wenige Vorteile- Im Vergleich zu aktuellen Intel-Chips, besonders im Desktop-Bereich, maßgeblich schlechtere Performance (besonders ein High-End-iMac oder Mac Pro wäre nicht denkbar zur aktuellen Zeit)
- Bestehende OS-X-Programme müssen portiert und angepasst werden
- Intel-Programme müssten mittels eines Emulators ausgeführt werden (ähnlich Rosetta bei der Intel-Umstellung). Durch die schlechtere Performance der ARM-Chips wird die Leistung für viele Apps aber nicht ausreichen - immerhin stiege man diesmal nicht auf eine schnellere, sondern langsamere Plattform um
- Boot Camp/VMWare/Parallels funktioniert nicht mehr - keine Windows-Anwendungen und Spiele mehr auf dem Mac, da Boot Camp wie auch die Virtualisierungslösungen eine X86-Architektur voraussetzen. Eine Emulation wäre wiederum zu langsam.
- Auch Intels Prozessoren bieten Akkulaufzeiten von 10 Stunden und mehr in Notebooks
Hinweise auf einen möglichen Umstieg- Zahlreiche Gerüchte aus Fertigerkreisen
- Apples starkes Engagement im Bereich Entwicklung und zudem auch Fertigung von Prozessoren (Fabriken in USA)
- Seit April erlaubt Apple keine Apps mit QuickTime mehr im Mac App Store - QuickTime wurde in den Entwicklertools als "Deprecated" markiert und Entwicklern somit nahegelegt, QuickTime in Zukunft nicht mehr zu verwenden. Überraschend war, dass Apple ohne Vorankündigung QuickTime plötzlich im Mac App Store komplett blockiert. In der Vergangenheit räumte Apple immer eine längere Umstellungsfrist ein. Ein möglicher Grund: Die Portierung des QuickTime-Frameworks auf ARM könnte für Apple sehr aufwändig sein, daher möchte man die Umstellung dieser Anwendungen schnellstmöglich erzwingen.
- Apple verlagerte Teile des iOS-Teams hin zu OS X - dies ist insofern verwunderlich, als dass der Konkurrenzdruck bei iOS erheblich höher ist als in der Computer-Sparte.
FazitDie
Hürden für einen Wechsel der Plattform sind enorm und aus technischer Sicht weit schwieriger zu bewältigen, als beim Umstieg auf PowerPC und auf Intel-Prozessoren. Außerdem bieten sich derzeit noch kaum Vorteile für den Kunden; auch das war bei den letzten beiden großen "Transitions" anders, denn damals konnte man den Nutzern sehr viel schnellere Macs anbieten. Der Computermarkt übt, anders als 2005, auf Apple wenig Druck aus, einen vergleichsweise radikalen Schritt wie den Architektur-Wechsel zu gehen. Während der PC-Markt stagniert, behauptet sich Apple mit den aktuellen Baureihen sehr gut und es ist nicht abzusehen, dass die klassische Computerplattform noch einmal das große Comeback erlebt.
Auch müsste Apple die komplette Entwicklung des gesamten Macs selber übernehmen; Referenz-Designs wie bei Intel stehen nicht mehr zur Verfügung. Trotz
möglicher Vorteile sind Risiken und Kosten enorm. Aus diesen Gründen erscheint uns ein ARM-Umstieg zwar als möglich, jedoch auf absehbare Zeit nicht für wahrscheinlich. Wenn, dann stellt Apple wohl eher eine neue Plattform auf ARM-Basis vor, als dass alle Modelle von Intel auf ARM migriert werden. Eine Antwort gibt es am Montagabend zur WWDC-Keynote, die sehr spannend zu werden verspricht. MacTechNews.de ist live vor Ort und wird von allen Geschehnissen berichten.