Mojave: Schafft Apple die Schriftenglättung ab?
Microsoft zeigte auf der COMDEX 1998 eine neue Technologie namens
ClearType, mit der Schriften auf Bildschirmen deutlich weniger verpixelt wirkten.
Die Technologie wurde ursprünglich im Jahr 1988 von IBM entwickelt - Microsoft war aber der erste Hersteller, der die Technik in einem Massenprodukt umsetzte.
Dabei machen sich die Entwickler zunutze, dass auf LCD-Bildschirmen die Reihenfolge der Sub-Pixel eines Pixels (nämlich Rot, Grün und Blau) immer in einer bestimmten vorhersehbaren Reihenfolge angeordnet sind. Durch die getrennte Ansteuerung dieser Sub-Pixel bei der Darstellung von Text wird die horizontale Auflösung verdreifacht, so dass Rundungen bei Schriften deutlich natürlicher aussehen. Da das menschliche Auge erheblich sensibler auf Helligkeit anstatt auf Farbe reagiert, fallen die farbigen "Fransen" des Textes bei normaler Blickdistanz nicht auf. Hier ein Vergleich zwischen Text völlig ohne Anti-Aliasing, mit normalen Graustufen-Anti-Aliasing und Subpixel-Anti-Aliasing:
Apple setzte Subpixel-Anti-Aliasing schon früh in Mac OS X um - mit der Besonderheit, dass nicht nur einzelne Buchstaben geglättet wurden, sondern der gesamte Text-Pfad. Dadurch bleiben die vom Font-Designer vorgegebenen Abstände zwischen Buchstaben präzise erhalten und es ergibt sich ein sehr homogenes Schriftbild - mit dem Nachteil, dass die Texte etwas unschärfer wirken.
Hürden in modernen Betriebssystemen Subpixel-Anti-Aliasing hat aber auf modernen Betriebssystemen einen entscheidenden Nachteil: Soll ein Text mit Subpixel-Anti-Aliasing gezeichnet werden, muss die Hintergrundfarbe oder das Hintergrundbild, auf das der Text platziert wird, schon vorher feststehen. Der Text ist also mit dem Hintergrundbild "verschmolzen" und kann nicht bewegt werden, ohne die Farbwerte für das Subpixel-Anti-Aliasing erneut auszurechnen.
Vor der Einführung von Core Animation war es in Mac OS X kein Problem, da der Inhalt eines Fensters in ein kombiniertes Bild gemalt wurde - somit stand für einen Text auch immer die Hintergrundfarbe fest. Mit der Einführung von Core Animation änderte sich dies: Inhalte eines Fensters werden nun nicht mehr in ein kombiniertes Bild gezeichnet, sondern in viele kleine Bilder, die sich unabhängig voneinander bewegen lassen, ohne das gesamte Fensterbild erneut malen zu müssen. Dies ermöglicht flüssige Animationen und ganz neue Möglichkeiten für Entwickler - mit dem Nachteil, dass Subpixel-Anti-Aliasing in vielen Fällen nicht mehr oder nur mit größerem Aufwand zu realisieren ist.
In iOS setzte Apple die gesamte Benutzeroberfläche mit Core Animation um und konnte so selbst auf dem allerersten iPhone eine bisher auf Mobilgeräten ungeahnt flüssige Oberfläche mit vielen Animationen bieten. Da aber nun einzelne Texte in gesonderte Bilder gezeichnet wurden anstatt direkt in ein kombiniertes Bild für den gesamten Bildschirm, bot keine iOS-Version Text-Darstellung mit Subpixel-Anti-Aliasing.
Schafft Apple Subpixel-Anti-Aliasing in macOS Mojave ab?In den ersten beiden Entwickler-Vorabversionen von macOS 10.14 Mojave ist die Subpixel-Schriftenglättung deaktiviert. Zwar existiert die Option weiterhin in den Systemeinstellungen, zeichnet Text allerdings nur etwas fetter - wirkliches Sub-Pixel-Antialiasing wird nicht mehr durchgeführt. Viele Entwickler reichten bei Apple Fehlerberichte wegen des fehlenden Subpixel-Anti-Aliasings in der ersten Entwickler-Beta von Mojave ein - welche allesamt kommentarlos geschlossen wurden. In der zweiten Entwickler-Beta von Mojave hat sich an dem Verhalten nichts geändert.
Aufgrund der technischen Hürden bei der Umsetzung von Sub-Pixel-Antialiasing könnte Apple auch in macOS die Subpixel-Schriftenglättung abschaffen, um Entwicklern den Einsatz von Core Animation zu vereinfachen. Vormals mussten Programmierer große Hürden umschiffen, um Subpixel-Anti-Aliasing bei Texten an der Nutzeroberfläche mit Core Animation darstellen zu können.
Auf Retina-Displays ist kaum ein Unterschied zu sehen - allerdings wirkt das Text-Rendering in macOS Mojave auf Bildschirmen mit normaler Auflösung im direkten Vergleich mit den Vorgängerversionen grob und schwerer lesbar.