MusicScope: Kenne Deine Musik – bis aufs Bit genau
Datenvisualisierung leicht gemachtAls eingefleischter und langjähriger Audiophiler, der inzwischen komplett auf digitale Musikwiedergabe setzt, zählt für mich eigentlich nur eins: Dass die Musikwiedergabe möglichst natürlich und unverfälscht gelingt. Dazu ist gute Hardware unabdingbar. Zwar kann man heutzutage schon mit relativ bescheidenem Budget wirklich gute Ergebnisse bei der Wiedergabe vom Computer, NAS oder auch mittels Streaming erzielen, doch die Erfahrung zeigt immer wieder, dass es auch in der angeblich so perfekten Welt der Bits und Bytes teils massive Klangunterschiede gibt. Wer noch immer glaubt, digital wäre gleich perfekt und unbestechlich, könnte kaum weiter daneben liegen.
Die Sache ist kompliziert, weil viele Faktoren eine Rolle spielen. Neben der Güte der Wiedergabekette inkl. D/A-Wandler, Verstärker Lautsprecher etc. hat selbstverständlich auch die Aufnahme und die Art der Datenspeicherung sowie deren Verarbeitung großen Einfluss auf das Gesamtergebnis. Nach wie vor herrscht bei vielen Laien die Annahme, dass es lediglich darauf ankommt, jedes Bit unverfälscht von der Aufnahme bis zu den Boxen oder Kopfhörern zu transportieren. Doch wenn dem so wäre, müsste – rein theoretisch – schon die seit über 30 Jahren gängige Auflösung der CD mit 16 Bit und 44,1 kHz Samplingfrequenz quasi perfekt sein und könnte nicht mehr verbessert werden.
Die vergangenen Jahrzehnte seit Einführung der CD haben gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist, noch besseren Klang auf digitalem Wege zu erzeugen, und dass viel mehr dahinter steckt, als nur die Bits 1:1 von A nach B zu übertragen. So hat sich – um nur ein Beispiel zu nennen – der sogenannte Jitter (zeitliche Varianzen bei der Verarbeitung der Bits), als äußerst klangschädigendes Phänomen erwiesen, dem nicht leicht beizukommen ist. Außerdem weiß man inzwischen, dass 16 Bit Auflösung mit einer Abtastrate von 44,1 kHz nicht das Ende dessen sind, was das menschliche Gehör aufzulösen vermag. Auch die Art der Datenkomprimierung spielt eine erhebliche Rolle. Dabei reicht es nicht aus, einfach die Auflösung und Abtastrate in immer höhere Sphären zu schrauben.
Es ist nicht meine Absicht, über all diese Faktoren eine Abhandlung zu schreiben. Dazu fehlt mir neben der nötigen Kompetenz auch schlicht die Lebenszeit. Andere, schlauere Menschen, die ihr Leben der Erforschung der digitalen Audiowiedergabe verschrieben haben, die unvoreingenommen und mit gespitzten Ohren an die Sache herangegangen sind, gibt es zum Glück genug. Ihnen verdanken wir es, dass die Klangqualität nicht auf dem Niveau der CD von 1982 stehen geblieben ist.
Das sollte uns „ambitionierte Laien“ aber nicht davon abhalten, ruhig mal genauer hinzuschauen, was tatsächlich in den Daten steckt, die wir in Form von MP3, FLAC, ALAC, WAV, DSD und sonstigen Formaten auf der Festplatte liegen haben. Ein gewisses Maß an Hintergrundwissen ist dafür aber schon nützlich, denn was die Software MusicScope so alles anzeigt, muss man erst mal verstehen.
Und da ist auch schon der erste kleine Kritikpunkt an der App (ausnahmsweise die Kritik zuerst): Zwar bieten die Entwickler auf ihrer Webseite umfangreiche Erklärungen in Form eines (deutschsprachigen)
Manuals und auch ein paar konkrete
Anwendungsfälle an, doch was genau man da auf dem Bildschirm in schönen bunten Grafiken sieht, ist dadurch noch lange nicht allgemein verständlich. Es wäre hilfreich, wenn XiVero mehr Beispiel-Screenshots zeigen und Schritt-für-Schritt erläutern würde, was genau da zu sehen ist, worin sich die Daten unterscheiden und was wir daraus schließen können. So wie es derzeit ist, dürften Anwender ohne ein gerüttelt Maß an Hintergrundwissen aus der App nicht allzu viele Erkenntnisse erlangen. Doch schon mit ein wenig Einarbeitung gibt es sehr viel Erhellendes zu entdecken…