Anwendung und einige wichtige FunktionenDie Installation und grundsätzliche Anwendung der App ist sehr einfach. Verfügbar ist MusicScope (und andere Apps von XiVero) derzeit nur über die Webseite der Entwickler (
Shop) für 29 Euro. Die App kann kostenlos getestet werden und läuft auf Macs ab OSX Lion 10.7.3 oder PCs mit Windows 7 – 10 / 32 & 64 Bit.
An Audioformaten wird unterstützt:
- FLAC, ALAC, WAV, BWF, AIFF, DSD (DFF, DSF) und MP3
- PCM 44.1 kHz – 384 kHz
- DSD64, DSD128 (Double DSD), DSD256 (Quadruple DSD) und DSD512 (Octuple DSD)
- 1 Bit, 16 Bit, 24 Bit und 32 Bit
Das noch sehr neue MQA wird derzeit leider noch nicht unterstützt, was aber überaus interessant wäre. XiVero ist aber schon am Ball und will MQA so bald wie möglich implementieren.
Man kann nicht nur Files von der Festplatte analysieren, sondern auch eine Echtzeitanalyse angeschlossener Audioquellen machen. Darüber sind dann sogar Jitteranalysen angeschlossener DACs möglich. Dazu bin ich bisher noch nicht gekommen, aber das werde ich bei Gelegenheit sicher mit dem ein oder anderen Testgerät ausprobieren.
Am einfachsten zieht man zur Analyse eine beliebige Musikdatei in einem unterstützten Format auf das Dateifeld rechts oben im MusicScope Fenster und klickt dann auf das kleine Mikroskop-Symbol in der Funktionsleiste. Die geladene Datei wird dann im Schnelldurchlauf ohne Ton in wenigen Sekunden abgespielt und dabei in zahlreichen Bereichen analysiert. Man kann den Titel aber auch in Echtzeit und mit Ton durchlaufen lassen. MusicScope erkennt nicht nur die Art, (PCM oder DSD), Auflösung in Bit und Samplingrate des Tracks und die Dateiart (MP3 etc.), sondern informiert den Nutzer mit vielen grafischen Spektren über den genauen Inhalt.
Im oberen Drittel, neben der Formatanzeige, gibt es verschiedene Pegelanzeigen (aktuell und über die Zeit (History), sowie eine Analyse des Stereo-Verteilungsspektrums. Darunter wird groß das Frequenzspektrum linear und über die Zeit dargestellt, wobei sich wie bei den anderen Spektren verschiedene Modi aufrufen lassen, worauf ich hier nicht im Detail eingehen möchte, um den Rahmen nicht zu sprengen.
Nach einem kompletten Durchlauf sieht man dann auf einen Blick viele interessante Details. Beispielsweise kann man anhand des Loudness-Histogramms (Momentary- und Short-Term-Mode) den Dynamikumfang des Titels ablesen. Dazu gibt es ein Histogramm, dass wie bei einem Foto-Histogramm die Verteilung der Lautheit visualisiert. So zeigt sich beispielsweise, wie begrenzt viele Pop-Titel im Dynamikumfang, also dem Umfang zwischen leisester und lautester Passage, sind. Hier ein Beispiel eines neunziger Jahre Popsongs von Aaliyah:
Die Analyse offenbart noch weitere Details dieses recht stark komprimierten (128 kbit/s) MP3-Titels. Neben dem lausigen Dynamikumfang von gerade mal 4,3 dB ist im Frequenzspektrum gut zu erkennen, dass schon bei ca. 15 kHz Schluss mit Musik ist und es es zeigen sich periodische Störsignale (vertikale Linien).
Als krasses Gegenbeispiel hier ein Screenshot von einem Klassik-Titel mit 24 Bit, 192 kHz im verlustfrei komprimierten FLAC-Format:
Das Spektrum zeigt einen erheblich größeren Dynamikumfang, ein komplett anders verteiltes Stereo-Spektrum und einen genutzten Frequenzumfang bis etwa 42 kHz. Die vertikale rote Linie ist die automatische Grenzfrequenz-Erkennung von MusicScope. Diese funktioniert aber nur bei Audiodateien mit mindestens 88.2 kHz Abtastfrequenz.
Das Frequenzspektrum lässt sich auf unterschiedliche Art abbilden. Neben der oben zu sehenden linearen Darstellung gibt es auch eine logarithmische Anzeige. Eine lineare Darstellung ist laut Herstellerbeschreibung speziell für die Messung von hochaufgelösten (High-Resolution) Audiodateien interessant, während die logarithmische Anzeige eine höhere Anzeigeauflösung für niedrigere Frequenzen bietet. Hier derselbe Klassik-Titel mit logarithmischem Frequenzspektrum:
Mit MusicScope lassen sich auch ganz einfach gefälschte Hi-Res-Files entlarven. Manche Dateien geben sich zwar als (beispielsweise) 24 Bit/192 kHz aus, sind aber in Wahrheit nur von einer 16 Bit CD-Datei hochgerechnet worden. Nachfolgend ein Beispiel von so einer Fake-Datei, die sich als 24/88,2 ausgibt. Die höchsten Frequenzanteile sollten hier bei der halben Abtastfrequenz, also bei 44,1 kHz liegen. Tatsächlich endet das Spektrum jedoch ganz klar schon bei 21 kHz.
Aus der Herstellerbeschreibung: „Darüber hinaus lässt sich am steilen Grenzfrequenzverlauf und Messwerten im Spektrogramm (Mauszeiger basierte Messung) von minimal -100 dB zeigen, dass dies ursprünglich eine 16 Bit (max. -96 dB) Aufnahme war.“
Allerdings setzt diese Erkenntnis eben auch das spezielle Wissen voraus, dass 16 Bit nur max. -96 dB ermöglichen. MusicScope könnte also, wie eingangs schon mal moniert, für den Laien ruhig etwas mehr erklärende Hilfsmittel zur Verfügung stellen.
Der folgende Screenshot zeigt eine DSD-Datei:
MusicScope kann über das beschriebene hinaus noch etliches mehr analysieren und darstellen, bis hin zur Drehzahlmessung von Plattenspielern mit 0,01% Genauigkeit. Auch Berichte lassen sich erstellen. Den gesamten Funktionsumfang hier zu beschreiben, würde über das Ziel einer kurzen Vorstellung zu weit hinaus schießen.
Zur Bedienung allgemein: Diese gestaltet sich sehr einfach, aber nicht durchgehend intuitiv. Mit Hilfe der Beschreibung und einigem Ausprobieren hat man die App jedoch schnell im Griff. Es gibt ein paar Dinge, die optimiert werden könnten: Aktiviert man den Full Screen Modus, erweitert sich zwar das Fenster auf volle Bildschirmgröße, aber die grafischen Inhalte bleiben gleich groß bzw. klein. (Die Skalierung der Grafiken soll nicht ganz einfach sein, weshalb das bis jetzt noch nicht umgesetzt wurde.) Den Speicherort für Berichte merkt sich MusicScope leider immer nur bis zum nächsten Start.