Wer nicht mit dem Computer aufgewachsen ist und sich in der Welt der digitalen Musikwiedergabe umhört, wird oft mit technischen Begriffen konfrontiert, die den Eindruck erwecken, man müsse ein IT-Studium absolviert haben. Dabei war es doch früher alles so einfach. Verstärker, Tuner, CD-Player, Lautsprecher anschließen, einschalten und los geht's.
In meinem Bekanntenkreis höre ich oft, dass Begriffe der digitalen Musikwiedergabe missverstanden oder gar fälschlich in einen Topf geworfen werden. Musikstreaming ist mehr als nur das Smartphone per Bluetooth mit der Anlage zu verbinden. Wer seine vorhandene Musikanlage Streaming-tauglich machen möchte, oder gegen ein modernes System mit Streamingfägkeit ersetzen möchte – oder gleich ein Multiroom-fähiges System zur Beschallung im ganzen Haus haben möchte, sollte zumindest ein paar Grundlagen kennen.
Im Folgenden finden Sie eine einfache Zusammenfassung der wichtigsten Begriffe und Gerätemöglichkeiten. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern stellt nur eine Wissensbasis dar, mit der Sie auf den Besuch beim Fachhändler oder beim Online-Shopping vorbereitet sind, um die richtige Wahl zu treffen.
Welche Arten von Streaming-Komponenten gibt es?Musikstreaming ist eigentlich nur eine Funktion zur digitalen Musikwiedergabe, die sich in den unterschiedlichsten Geräten wiederfinden kann. Ganz grob aufgeteilt sind das:
- Streaming-Bridge: Ein rein digitales Gerät, das nur digitale Ausgänge besitzt und an ein Gerät mit Digital-/Analog-Wandler angeschlossen werden muss. Das kann ein reiner Digital-/Analogwandler (DAC) sein, oder beispielsweise auch ein Verstärker mit Digitaleingängen.
- Streaming-DAC: Vereint die Streaming-Funktionalität mit einem integrierten Digital-/Analog-Wandler (DAC), der oft auch als Vorverstärker dienen kann. Streaming-DACs werden über einen analogen Ausgang beispielsweise an den Line-IN-Eingang eines analogen Verstärkers oder an Endstufen angeschlossen (wenn der DAC eine Lautstärkeregelung hat).
- Streaming-Amp: Beinhaltet die Streamingfunktion, einen DAC und ist ein Verstärker. Einfach passive Lautsprecher anschließen.
- Streaming-Lautsprecher: Aktive Lautsprecher, die sowohl eine Streamingfunktion als auch DAC und Verstärker im Lautsprechergehäuse integriert haben.
Was bedeutet eigentlich Streaming?Mit "Streaming" ist eigentlich nur das Abspielen von digital gespeicherter Musik (oder auch Filmen, zum Beispiel mit Netflix) über das Internet oder von Geräten im lokalen Heimnetzwerk gemeint. Auch wenn Musik per Bluetooth vom Smartphone an einen Lautsprecher geschickt wird, ist das Streaming. Es handelt sich um einen Kunstbegriff, der das "strömen" oder "fließen lassen" von Daten beschreibt. Weil Streaming sich nicht griffig und exakt übersetzen lässt, ist der Begriff in seiner englischen Ursprungsform den deutschen Wortschatz übergegangen.
Unterscheidung Online/Offline:Online-Streaming bedeutet, digitale Musik wird von einem Streamingdienst wie Apple Music, Spotify, Qobuz oder Tidal wiedergegeben. Auch Webradio ist Online-Streaming. Eine ausreichend schnelle Internetverbindung ist erforderlich.
Offline-Streaming bedeutet, die Musik wird von einem lokalen Speichermedium wiedergegeben. Das kann eine am Streamer angeschlossene Festplatte oder ein USB-Stick oder ein Netzwerkspeicher (NAS – Network Attached Storage) sein. Die Übertragung kann per Kabel oder WLAN erfolgen. Auch Musikwiedergabe per Bluetooth ist Offline-Streaming, denn damit erfolgt nur die Übertragung von einem lokalen Gerät (Smartphone, Tablet…) auf ein anderes lokales Gerät (Verstärker, Lautsprecher…).
Bedienung/SteuerungDie Bedienung eines Streamers erfolgt meistens über eine App, die auf einem Smart-Device (Smartphone, Tablet) oder einem Mac/PC installiert ist. Zusätzlichen Komfort bieten Geräte, zu denen auch eine Infrarot-Fernbedienung gehört. Für einfache Befehle wie Play/Pause, Lautstärke oder Titelsprung muss dann nicht immer erst die App genutzt werden, was ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Wieder andere Modelle besitzen auch Steuerungselemente direkt am Gerät.
Für die meisten Streaming-Komponenten gibt es eine kostenlose Steuerungs-App vom Hersteller (hier von Cambridge Audio), und/oder sie lassen sich über Apps von Drittanbietern kontrollieren. Nützlich ist, wenn zum Gerät auch eine klassische Fernbedienung gehört, denn App-Steuerung ist nicht immer der komfortabelste Weg.
Tipps für optimalen Klang:Streaming erfolgt digital, aber Hörer mit hohem Klanganspruch berichten oft, dass die Wiedergabe von einem guten CD-Player besser klingt. Das kann viele Ursachen haben. Beachten Sie zur Klangoptimierung folgende Tipps:
- Bluetooth, also die Direktverbindung von einem Smart-Device zu einem Wiedergabegerät, ist nicht nur in der Reichweite eingeschränkt (etwa 10 Meter), es ist auch qualitativ eine der schlechtesten Methoden. Streaming per Bluetooth ist praktisch immer datenreduziert. Je schwächer die Verbindung, desto geringer wird die Übertragungsrate.
- Benutzen Sie wenn immer möglich ein LAN-Kabel zum Anschluss des Streamers. Die feste Kabelverbindung ist drahtlosem WLAN und erst recht Bluetooth klanglich meist überlegen und bietet eine höhere Verbindungssicherheit.
- Nutzen Sie einen möglichst hochwertigen Digital-/Analog-Wandler (DAC).
- Achten Sie beim Streaming darauf, dass die Musikdaten möglichst verlustfrei komprimiert sind und eine hohe Auflösung (mindestens CD-Qualität; 16bit/44,1kHz) haben.
- Wählen Sie bei Streamingdiensten möglichst einen Anbieter und ein Abo, mit dem Musik mindestens in CD-Qualität gestreamt werden kann.
ZusammenfassungModerne Streamer sind oft mit wenigen Handgriffen eingerichtet und spielbereit. Noch vor einigen Jahren war das viel komplizierter, aber heute gibt es auch für Techniklaien keinen Grund für Berührungsängste mehr. Sie müssen lediglich entscheiden, welche Art von Streaming-Komponente am besten zu Ihnen passt.
Ist ihre vorhandene Anlage gut genug und hat passende Digitaleingänge (z. B. Toslink, Coax, USB…), reicht eine einfache Streaming-Bridge, wie der iFi Audio ZEN Stream (
Test) zur Aufrüstung. Hat Ihre Anlage keine Digitaleingänge, ist ein Streaming-DAC, wie der
kürzlich getestete Argon Audio SOLO zur Aufrüstung geeignet.
Zu den komfortabelsten Lösungen gehören Streaming-Amps, wie der Cambridge Audio EVO 150 (
Test) oder der Lyngdorf TDAI 1120 (
Test). Hier brauchen lediglich passive Lautsprecher Ihrer Wahl angeschlossen werden. Noch höher integriert sind aktive, streamingfähige Lautsprecher, wie die KEF LS50 Wireless 2 (
Test), oder One-Box-Lautsprecher, wie der B&W Zeppelin (
Vorstellung; Test demnächst).