MySpace-Nachbau: Hobbyprojekt überzeugt 1 Mio. Nutzer in unter vier Jahren
Beim Besuch der Website SpaceHey fühlt man sich in die frühen Nullerjahre versetzt – mit voller Absicht: Der Entwickler hat die Anfangszeiten sozialer Netzwerke zum Vorbild für seine Social-Media-Plattform gewählt. Anwender wählen einen Namen, füllen ihr Profil mit Vorlieben, Lieblingsmusik, Bildern und animierten Grafiken, um sich dann mit anderen Nutzern zu verbinden. Es gibt keinen algorithmischen Feed, dafür aber Themenforen, Chat und Nutzergruppen. Außerdem können Nutzer Blog-Beiträge schreiben und die Beiträge anderer Nutzer kommentieren. Innerhalb von weniger als vier Jahren,
berichtet der Betreiber, konnte er die 1.000.000-Marke bei der Nutzerzahl knacken.
Als SpaceHey online ging, hatte „An“, wie sich der Betreiber auf
SpaceHey nennt, gerade seinen Schulabschluss in der Tasche; die Welt befand sich im COVID-Lockdown. Dass sein Experiment so viele Menschen weltweit begeistern kann, führt er auf seine Grundsätze zurück: Er wollte eine unabhängige Plattform ohne individualisierte Feeds schaffen, die das Nutzerverhalten nicht aufzeichnet und auf personalisierte Werbung verzichtet. Diesen Prinzipien wolle er in Zukunft treu bleiben. Aktuell finanziert sich das Retro-Netzwerk durch Spenden sowie den Verkauf von Aufklebern, Kleidung und Tassen mit SpaceHey-Schriftzug.
Entwicklung trotz PraktikumIn den letzten Monaten ruhte die Weiterentwicklung, während An ein Pflichtpraktikum absolvierte, wie es in vielen Studiengängen vorgeschrieben ist. Trotzdem gestaltete er SpaceHey in seiner Freizeit weiter; allerdings lag der Fokus auf Sicherheit und Stabilität. Mit zunehmender Beliebtheit wuchs leider die Attraktivität für unerwünschte Werbung, weshalb ein Methodenbündel zur Spam-Abwehr implementiert wurde. Zudem konnte er weitere Freiwillige für das Moderatoren-Team gewinnen. Demnächst werden auch wieder neue Features hinzukommen.
Der Fokus der beliebtesten SpaceHey-Gruppen liegt auf den kulturellen Errungenschaften der frühen Nullerjahre.
Vorbild „MySpace“ ist selbst kaum wiederzuerkennenMyspace gilt als eins der ersten erfolgreichen sozialen Netzwerke; für einige Jahre war es die weltweit am häufigsten besuchte Internetseite. Das Medienunternehmen „News Corporation“ kaufte es im Jahr 2005 für damals sagenhafte 580 Mio. US-Dollar. Als Myspace im Jahr 2009 von Facebook überflügelt wurde, begann ein stetiger Abstieg in den Nutzerzahlen, begleitet von mehrfachem Besitzerwechsel, Relauch-Versuchen und Umgestaltungen. Von den Inhalten aus den Anfangszeiten der Plattform ist nicht mehr viel übrig geblieben: Bei einem Serverumzug im Jahr 2019 gingen ein Großteil der Multimedia-Inhalte
unwiederbringlich verloren, die vor 2016 hochgeladen wurden.